Börsenstimmung: Unsicher, unentschlossen, uneinheitlich

01.06.15

Wie es an den Finanzmärkten kurzfristig weitergeht? Die Prognosen sind diffus. Momentan ist fast überall gewisse Ratlosigkeit zu spüren. Insider sprechen von Unentschlossenheit vieler Investoren. Das Wort trifft es wohl am besten. Die Gründe sind bekannt und bieten den Börsenberichterstattern jeden Tag die gleichen Themen – oft mit wechselnden Vorzeichen. Exemplarisch dafür ist die Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) über das US-Sentiment: 50% der Befragten sind unentschlossen in ihrer zukünftigen Allokation, das entspricht dem höchsten Wert seit 1989 (die restlichen 50% teilen sich zu je 25% in Bullen und Bären auf).

Analysten gingen zuletzt davon aus, dass diese Unentschlossenheit der Investoren auch in der ersten Juni-Woche anhalten dürfte und verweisen auf die wieder einmal (angeblich) ganz wichtigen US-Konjunkturdaten (Arbeitsmarktbericht), die in den kommenden Tagen veröffentlicht werden, sowie auf den nicht enden wollenden Hellas-Hick-Hack.

Den Dauer-Skeptikern der Helaba kann ich in einem Punkt diesmal zustimmen – wenn es um die Unterscheidung von Ursache und Anlass geht: Themen wie ein möglicher ‘Grexit‘ sind jedoch nur vordergründig dafür verantwortlich. Aktien haben bereits zu viel Positives vorweggenommen und sind nicht zuletzt aufgrund der hohen Bewertung anfällig für eine deutlichere Korrektur. Das kleine Wörtchen „zu“ würde ich streichen. Auch über das Urteil „hohe Bewertung“ ließe sich streiten. Angesichts des fortgeschrittenen Alters der seit März 2009 laufenden Hausse sei es nicht verwunderlich, dass Aktien allmählich die Puste auszugehen scheint – ich glaube nicht, dass der Dax bereits total schlapp macht.

Ich möchte Ihnen aber vor allem die Meinung des von mir überaus geschätzten Daniel Zindstein, Leiter Portfoliomanagement des Vermögensverwalters Gecam AG, vorenthalten. Denn auch für seinen neuen Monatsbericht gilt: Die Zeilen könnten aus meiner Tastatur stammen:

Am Rentenmarkt herrschen wieder Angebot und Nachfrage und nicht die von der Zentralbank quasi planwirtschaftlich verordnete Einbahnstraße zu Nullzinsen. Die daraus resultierende steilere Zinsstruktur ist gesund und der Konjunktur und den Aktienmärkten zuträglich. Wir erwarten in diesem Jahr noch einen zweiten Schub in der Renditeentwicklung für europäische und deutsche Staatsanleihen. Es wird deshalb jedoch nicht zu einer Hochzinsphase früherer Jahre kommen. Nach wie vor werden das Kaufprogramm der EZB sowie die mit Sicherheit längere Zeit niedrigen Leitzinsen das Potenzial für massiv steigende Renditen deckeln. Die positiven Effekte günstigerer Ölpreise werden weltweit durch diverse Parameter verhindert, gedämpft beziehungsweise verzögert. Die meisten der aufgeführten Gründe sind jedoch temporär, so dass wir weiterhin von positiven Effekten in der Zukunft ausgehen. Darüber hinaus stehen wir einem weiteren Anstieg der Rohölpreise skeptisch gegenüber und sind somit in der Minderheitenmeinung. Es sprechen jedoch viele Gründe für eher fallende, mindestens jedoch gleichbleibende Preise auf niedrigem Niveau.

Fazit: Aktien bleiben in einem entsprechenden Umfeld erste Wahl, was die Renditeperspektiven betrifft. Auch wenn der Sommer – nach einem solch starken Jahresauftakt – vielleicht keine signifikanten Kursgewinne bringt. Die Perspektiven bleiben für exportorientierte Länder mit hohem Rohstoffimport-Anteil gut.

Wer dem folgt, mag sich jetzt die Frage stellen, welche Aktien trotz der zum Teil auf Rekordhöhen liegenden Kurse zu favorisieren seien. Eher vorsichtige Privatanleger erhalten dann von Beratern oft den durchaus gut gemeinten Rat, „nur Qualitätswerte kaufen und breit streuen“. Ich kann damit wenig anfangen verwende lieber den Begriff „starke“ Aktien, die über Jahre hinweg eine überdurchschnittliche Performance aufweisen können. Oft sind das auch Aktiengesellschaften mit steigenden Ausschüttungen. Markt- und Innovationsführer im globalen Maßstab sind in meinen Augen besonders attraktiv.

Ohne Wenn und Aber – die 100 Champions, die vom „boerse.de-Aktienbrief“ ständig gepflegt werden, bieten ein völlig ausreichendes Universum, handelt es sich doch um eine Auswahl von internationalen Spitzenwerten. Der „boerse.de-Aktienbrief“, den ich immer wieder gern empfehle (kostenloses Probe-Abo!), liefert in jeder Ausgabe die Gründe, Kriterien und aktuellen Performancewerte für diese Champions Und wer sich von Ihnen, geschätzte Anleger, nicht entscheiden kann, wird sich vielleicht am in jeder Ausgabe neuen Vorschlagsdepot orientieren.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!