Finanzmärkte: Die Fed sollte nicht noch länger warten

14.09.15

Wird das die Woche der Entscheidung? Vielleicht. Und ich würde es begrüßen, wenn sich die Federal Reserve endlich zur Zinswende durchringen und ihren Schritt dann zur Beruhigung der internationalen Finanzmärkte auch perspektivisch begründen würde. Umstritten ist unter Experten nach wie vor, wie hoch das Risiko von nachhaltigen Turbulenzen nach der ersten Zinserhöhung einzustufen ist. Weitgehend einig ist man sich dagegen, dass Fed-Chefin Janet Yellen am kommenden Donnerstag oder gegebenenfalls zu einem späteren Termin der Zinswende die richtigen Worte für ihre Erläuterungen finden muss.

Vor diesem Hintergrund wird es zum Randereignis, wenn Finanzminister Schäuble die Liquiditätspolitik mit wachsender Besorgnis kommentiert. „Es ist sicher, dass wir uns auf die nächste Blase zubewegen", sagte er jetzt in einer Rede. Wie schon beim Treffen der Finanzminister der wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) vor einer Woche wies er darauf hin, dass es nicht an Liquidität an den Finanzmärkten und an Schulden mangele. Die Geldpolitik allein könne aber die wirtschaftlichen Probleme in der Welt nicht lösen. „Sie darf auch nicht als Ausweg dienen, das zu unterlassen, was notwendig ist – und das sind Strukturreformen", sagte der Minister. Schade, dass ich nicht mit ihm diskutieren kann, welche Blasen er konkret meint und warum er sich so sicher ist. Außerdem hat er selbst ja den Grund für die vielkritisierte Emanzipation der Notenbanken geliefert – das Versagen der Politik.

Am Donnerstag werden also die US-Notenbanker um Janet Yellen bekanntgeben, ob sie den Schlüsselsatz erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 anheben oder sich wegen der Börsenturbulenzen der vergangenen Monate noch Zeit lassen. Dier Zweifel, dass dies tatsächlich die Woche der Entscheidung wird, haben zuletzt wieder zugenommen. Einer Reuters-Umfrage zufolge erwarten 10 der 17 befragten Geldhäuser die Zinswende erst für das vierte Quartal oder später. Begründung: Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt sei noch nicht breit genug.

Was heißt das für die Märkte? Die Auswirkungen steigender Aktienkurse auf die Realwirtschaft sind naturgemäß beschränkt – umgekehrt besteht aber ein ziemlich starker negativer Einfluss. Vor diesem Hintergrund darf die Geldpolitik eine Rezession oder gar eine Finanzkrise nicht zulassen. Die Geister, welche die Geldpolitik rief, wird sie nicht mehr los. Jedenfalls nicht so schnell. So teile ich die Auffassung optimistischer Aktienstrategen: Das letzte Lied auf der Liquiditätsparty ist noch nicht angestimmt – daher erwarten wir bis zum Jahresende wieder steigende Kurse.

Es geht aber um viel mehr als die Börsen. Schreiben die Helaba-Analysten: Mit ihrer Hinhaltetaktik in den letzten Monaten hat sich die Fed in eine schwierige Situation manövriert. Das erinnert an eine Tragödie, die in einer Katastrophe endet, egal welchen Weg die Notenbanker einschlagen. Steigende Dollar-Zinsen können nach Einschätzung von Fachleuten zusätzliche Turbulenzen in den Schwellenländern auslösen die sich zu einer echten Emerging Market-Krise auswachsen könnten. Dies würde die Weltwirtschaft insgesamt destabilisieren. Die erneute Verschiebung der Zinswende könnte auf der anderen Seite als Eingeständnis interpretiert werden, die US-Wirtschaft sei zu schwach für steigende Zinsen. Damit dürfte sich die Risikobereitschaft an den Kapitalmärkten auch nicht steigern lassen. Was also bleibt? Letztlich nur die Hoffnung, dass die Fed es im Sinne ihrer „Forward Guidance“ schafft, die Zinswende als „non-event“ für die Kapitalmärkte einzuleiten. Das ist eine zumindest rhetorische Herausforderung. Genau. Es kommt in jedem Fall auf die begleitenden Worte an.

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