Finanzmärkte: Freud und Leid durch die Notenbanken

28.09.15

Und jetzt? Nein, Volkswagen und der Dieselmotor sind nicht das zentrale Börsenthema der kommenden Monate. So verheerend die Folgen für den Konzern vielleicht auch sein mögen – die Kapitalanleger müssen und werden sich wieder den monetären und fundamentalwirtschaftlichen Entwicklungen zuwenden. Auch im Umfeld der Finanzmärkte ist nicht alles im grünen Bereich. Ich bleibe zwar im Lager der Lager der Aktien-Bullen, Aber wir müssen uns auf anhaltende, zeitweise noch steigende Volatilität einstellen. Alles andere ist spekulativ.

Kurzfristig wird noch die internationale Diskussion über das VW-Desaster im Vordergrund stehen, weil täglich mit neuen Fakten gerechnet werden muss. Unterstützt durch die Medien dürfte sich die öffentliche Diskussion über die Auswirkungen intensivieren: Wessen Image ist durch die VW-Abgasmanipulationen national und international beschädigt – und wie stark? Volkswagen, die deutsche Autoindustrie, die deutsche Industrie insgesamt, der Standort Deutschland, das Made in Germany? Die einen verbreiten Panik, andere spielen den Vorgang herunter.

Aber auch bei den anderen Einflussgrößen der Börsen überwiegen dicke Fragezeichen. Die Geldpolitik war und bleibt ein zentrales, globales Thema – erst Enttäuschung, jetzt wieder mehr Gelassenheit, weil die Marktteilnehmer Ende vergangener Woche mit Genugtuung die Quasi-Bestätigung für die US-Zinswende im Dezember durch eine Yellen-Rede zur Kenntnis nahmen. Ich frage mich allerdings, was daran überraschend oder besonders positiv gewesen sein soll.

Es fehlen Fakten. Deshalb sind es Glaubensfragen, die das Anlegerverhalten bestimmen. Interessant ist dabei, dass sich trotz der positiven Börsenreaktion auf die Worte der Fed-Chefin Anzeichen für einen Glaubwürdigkeitsverlust der Notenbanken beobachten lassen. Prominente Frankfurter Analysten mahnen: Zentralbanken stehen schwierige Zeiten bevor. In diesem Zusammenhang sind Volkswirte besorgt, an welchen Zielen sich die Währungshüter überhaupt noch orientieren und was geschieht, wenn die erhofften Impulse für die reale Wirtschaft weiter verpuffen. Wann normalisiert sich die Inflation? Oder verstärken sich wegen der Ölpreise wieder die deflationären Tendenzen?

Experten spielen unterschiedliche Szenarien durch. Ein Beispiel: Nimmt die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken ab, könnten nach einem starken Rückgang der Inflation auch die langfristigen Inflationserwartungen merklich sinken – etwa wegen eines überraschend starken Wachstumseinbruchs in den Schwellenländern und/oder stark fallender Rohstoffpreise. Damit würde aufgrund kaum mehr senkbarer Zinsen und gefallener Inflationserwartungen ein Anstieg der Realzinsen einhergehen, der die Deflationsrisiken noch verstärken könnte. Die Geldpolitik würde dementsprechend an Wirksamkeit verlieren.

Was kommt auf die Finanzmärkte jetzt zu? Eine große Mehrheit des FOMC, des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank, hat sich für einen Ausstieg aus der Nullzinspolitik vor Ende 2015 ausgesprochen. Aber dies bedeutet nicht, dass der Ausstieg auch tatsächlich so bald kommt. Das Wiederaufflammen der Volatilität an den Märkten hat die Fed veranlasst, diesen Schritt zu verschieben. Amerikanische Insider können sich durchaus vorstellen, dass es auch bis zum Dezembertermin Anlass gibt, den Zinsschritt erneut zu verschieben. Da widersprechen andere namhafte US-Vordenker und sind überzeugt: Die Fed wird fast mit Sicherheit im Dezember Zinserhöhungen einleiten, doch sie wird die geldpolitischen Zügel viel langsamer anziehen als in früheren Wirtschaftszyklen, und sie wird sich vom Gedanken der Finanzstabilität und nicht der Inflation leiten lassen. Infolgedessen dürften sich die – in einigen Schwellenmärkten an Panik grenzenden – Befürchtungen über die Auswirkungen einer strafferen Geldpolitik der Fed auf die weltwirtschaftliche Lage vermutlich als ungerechtfertigt erweisen.

Das sind nur kurze, einige Aspekte zusammenfassende Ausschnitte aus der wiederbelebten Fachdiskussion über die Rolle der Notenbanken. Wer dann noch an einer Stabilisierung des Weltwirtschaftswachstums sowie der Entwicklung in China zweifelt, anders als ich, kann schwerlich im Lager der Börsen-Bullen verharren und die aktuellen Kurse zu massiven Engagements nutzen. Eher skeptische, vorsichtige Anleger sollten auf der Zuschauertribüne warten, bis der Kurs der US-Notenbank entschieden ist. Ich bleibe bei dieser Empfehlung. Wagemutige (nicht: Übermütige) sind dagegen schon längst auf der Käuferseite.

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