21.07.16
Brexit und seine
(möglichen) Folgen von den Börsen bereits abgehakt? Von wegen! Ich
habe meinen Daueroptimismus zwar nicht beerdigt, doch wird dieser
durch die jüngsten Ereignisse – einschließlich Türkei –
spürbar erschüttert. Die zweite Jahreshälfte kann für Dow, Dax &
Co. zwar besser als das erste Semester verlaufen. Verlassen würde
ich mich darauf aber nicht mehr. Die Finanzmärkte dürften volatil
bleiben und auf externe Schocks generiert durch Misstrauen gegenüber
der Politik reagieren. Die langfristigen Trends werden aber durch die
wirtschaftlichen Fundamentaldaten bestimmt werden.
Genau das wird uns –
auch unabhängig von der Geldpolitik – jetzt intensiver
beschäftigen. Denn wer genau hinschaut, erkennt die Unsicherheit der
meisten Profis, wird mit vielen Informationen und Einschätzungen
konfrontiert. Nur machen die den Anleger nicht wirklich viel klüger,
denn die Prognosen sind von extremer Vorsicht geprägt und gehen zum
Teil weit auseinander. Börsen zwischen Hoffen und Banken – ich mag
solche abgegriffenen Worthülsen zwar nicht, aber sie beschreiben
gerade jetzt das Spannungsfeld für die weltwirtschaftlichen
Perspektiven.
Finanzielle und
wirtschaftliche Stabilisierung sind die Kernvoraussetzungen für
Anlageerfolge in der zweiten Jahreshälfte, betonen vorsichtige
internationale Strategen in ihren jüngsten Analysen. Der Ölpreis,
das Wachstum der US-Wirtschaft und zielführende Finanzpolitik in
China gelten als besonders wichtigste Faktoren für globale Aktien.
Die näher rückende US-Präsidentschaftswahl könnte für
kurzfristige Volatilität sorgen. Optimisten sehen nach dem volatilen
ersten Halbjahr aber Anzeichen für eine finanzielle und
wirtschaftliche Stabilisierung – sowohl an den entwickelten Märkten
als auch in den Schwellenländern. Das globale Umfeld für
Aktieninvestments könnte sich in der zweiten Jahreshälfte also
verbessern. Dabei fallen die Aussichten für einzelne Regionen
unterschiedlich aus.
Jetzt könnte also
eine gute Gelegenheit sein, die Risiken im eigenen Depot zu
überdenken, mahnen Skeptiker, denen ich mich in diesem Punkt
anschließen möchte. Zwar hat der S&P 500 seit Anfang 2012 um
90 Prozent zugelegt, doch die Gewinne seiner 500 Mitglieder sind im
gleichen Zeitraum nur um 16 Prozent gestiegen. Etwa die Hälfte der
weltweiten Unternehmen dürfte ihren Umsatz nicht mehr steigern
können, erwarten Analysten. Bis auf wenige Ausnahmen stagnieren die
Gewinne aller börsennotierten Firmen. Grund: Die Margen scheinen
ausgereizt, höhere Absatzpreise nicht durchsetzbar, die
Produktivität lässt sich kaum noch erhöhen. Investitionen und
Innovationen wären die Lösung. Wenn nur die Politik die dafür
nötigen Reformen auf den Weg brächte.
Sorgenfalten sieht
Verhaltensökonom Joachim Goldberg auf der Stirn der professionellen
Investoren nach der jüngsten Stimmungsanalyse an der Frankfurter
Börse. Nochmal 8 Prozent haben ihre Dax-Aktien verkauft, 4 Prozent
sind short gegangen. Die Stimmung fällt unter Null auf -5 Punkte.
Insgesamt lasse sich eine "Fluchtbewegung" aus europäischen
und britischen Aktien feststellen – ähnlich wie in anderen
aktuellen Erhebungen.
Und welche Rolle
spielen dabei die für uns so wichtigen internationalen Investoren?
Goldberg sieht in ihnen eine wesentliche Stütze, spricht von „hohem
Interesse für deutsche Aktien“. Dagegen schreibt
Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich Stephan: „Investoren zogen
aus Aktien der Eurozone zuletzt so viel Kapital ab wie seit Oktober
2014 nicht. Die politische und wirtschaftliche Unsicherheit scheint
sich herumgesprochen zu haben.“ Wer hat hier Recht?
Noch der Hinweis auf
die Empfehlung eines großen Fondsverwalters, Defensivqualitäten von
Immobilien mit der Renditestärke von Aktien zu kombinieren.
Aktueller Anlass ist die Implementierung separater Sektor-Indizes
durch S&P sowie MSCI. Dadurch werde die Aufmerksamkeit für
Immobilienaktien weiter steigen. Und: Europäische
börsennotierte Immobilien der ersten und zweiten Reihe können
Renditechancen von 10 Prozent in den kommenden 12 Monaten bieten.
Immobilienaktien reduzieren das Risiko durch eine höhere
Korrelation mit der direkten Immobilienanlage und eine niedrigere
Korrelation mit dem Aktienmarkt.
Zwei neue Champions in den Top-100-Aktien
Interessant für
Sie, geschätzte Anleger, auch die Neuerungen bei den vom
„boerse.de-Aktienbrief“ beobachteten Champions-Aktien. „Zum 1.
August dürfen wir MasterCard Incorporated (WKN A0F602) als neuen
Champion begrüßen“, schreibt Chefredakteur Jochen Appeltauer. Die
Wurzeln des US-amerikanischen Kreditkartenherausgebers reichen zwar
bis ins Jahr 1966 zurück, doch der Börsengang erfolgte erst im Mai
2006, weshalb die Aktie bislang kein Thema war. Nachdem das
K-O-Kriterium der mindestens zehnjährigen Kurshistorie nun erstmals
erfüllt wird, gelang prompt der Aufstieg. Denn seit dem Börsendebüt
kennt MasterCard nur den Weg nach oben.
Der zweite
Champions-Aufsteiger Sherwin Williams (WKN 856050) stammt ebenfalls
aus den USA. Obwohl
dieser Neuling schon ganze 100 Jahre mehr auf dem Buckel hat als
MasterCard, ist das Unternehmen hierzulande weitgehend unbekannt. Als
Spezialchemiekonzern hat sich Sherwin Williams auf die Produktion von
Baustoffen, Farben und Lacken spezialisiert. Mit großem Erfolg, wie
der bereits seit Jahrzehnten kontinuierlich steigende Chart-Verlauf
verdeutlicht.
Im Gegenzug werden
zwei Werte zum Ende des Monats auf die Beobachtungsliste
zurückgestuft – Fossil und Hugo Boss. Alle Einzelheiten dazu im
neuen „boerse.de-Aktienbrief“ (kostenloses Probeabo bestellen)!
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!