23.09.16
Die zuletzt im
Blickpunkt der Börsianer stehenden Notenbanken von Japan und Amerika
haben sich entschieden – auch die Noch-nicht-Zinserhöhung durch
die Fed ist eine Entscheidung. Nichts Besonderes ist geschehen. Umso
mehr hat mich am Donnerstag die spontane Kursreaktion des Dax, der
ein neues Jahreshoch anpeilte, einigermaßen überrascht. Ob das so
weitergeht, darf bezweifelt werden. Irgendwie erinnert mich das Bild
vom Aktienmarkt an das, was man „moderne Kunst“ nennt: Ein
mitunter skurriles Gemälde, bei dem der Betrachter seinen Kopf nach
allen Seiten dreht, aber auch dann nicht erkennt, was das Bild
darstellen soll.
Der unmittelbar vor
den Zentralbank-Sitzungen vorgelegte Wochenbericht der
Stimmungsanalysten an der Börse Frankfurt bestätigt die unverändert
schwierige Bewertung der aktuellen Lage: Verfolgt man die jüngsten
Schlagzeilen in den Finanz-Medien, könnte man schnell den Eindruck
gewinnen, als herrsche Aufruhr nicht nur beim deutschen Leitindex. Da
ist von nervösen Fondsmanagern die Rede, von einem Schock am
Anleihemarkt und von Wendemanövern der Zentralbanken. Und Aktien
gelten mehrheitlich ohnehin als überbewertet, entnimmt man etwa der
jüngsten Fondsmanager-Umfrage von BofA Merrill Lynch. Selbst die
zuletzt wieder leicht gestiegene, mit 5,5 Prozent immer noch hohe
Kassehaltung der Vermögensverwalter verursacht vielerorts erneut
bärische Bauchschmerzen. Auch technisch scheint der Dax nicht in
bester Verfassung zu sein, wenn man berücksichtigt, dass das
Börsenbarometer vor einer Woche nach zwei Anläufen am .bisherigen
Jahreshoch vom 15. August scheiterte – für viele gleichbedeutend
mit einem Verkaufssignal.
Dazu stellt
Verhaltensökonom Joachim Goldberg aber fest: „Von all diesen
Kommentaren und Erkenntnissen, die eigentlich manchem Investor nicht
nur diesseits, sondern auch jenseits des Atlantiks Sorgenfalten auf
die Stirn treiben müssten, zeigen sich die von uns wöchentlich
befragten mittelfristig orientierten professionellen Investoren
weitgehend unbeeinflusst. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index
liegt unverändert bei einem Wert von +10 Punkten. Dies ist umso
beachtlicher, als der Dax nicht nur im Wochenvergleich mit einem
Verlust von 2,4 Prozent aufwartete, sondern auch noch aus seiner
verhältnismäßig engen Bandbreite, die immerhin mehr als vier
Wochen Bestand hatte, nach unten ausgebrochen ist.“
Nach meinen
Beobachtungen bleiben beide Lage, also Bullen und Bären, eher
unentschlossen, also unsicher. Deshalb disponieren sie weiterhin
extrem kurzfristig. Zur Richtung der internationalen Kapitalströme
gibt es zum Teil widersprüchliche Aussagen, was die
Tendenzbestimmung auch nicht gerade erleichtert. Das gilt nicht
zuletzt für Europa – mit Ausnahme Deutschlands, denn unsere Aktien
gelten auch im Vergleich zur Wall Street als attraktiv und
kaufenswert.
Allianz Global
Investors benutzt jahreszeitliche Bilder: Nachdem die Bauern im
Herbst ihre Ernte eingebracht haben, bringen Sie das Saatgut für die
Ernte im nächsten Jahr aus. Bis dahin werden die Saatkörner sich
verschlechternden Wetterbedingungen und einem kalten Winter
ausgesetzt sein. Analog dazu sind Anleger gut beraten, sich mittels
aktiven Managements auf verstärkte Kursschwankungen am Kapitalmarkt
einzurichten. Mittelfristig ist ein Wiederanstieg der Volatilität zu
erwarten. Ja, das sehe ich auch so. Vielmehr lässt sich seriös
momentan wohl nicht vorhersagen.
Warum „Champions“ besonders gute Aktien sind
Jochen Appeltauer,
Chefredakteur boerse.de-Aktienbrief, hat guten Grund, die Abgrenzung
der „Champions“-Aktien wieder einmal zu erläutern und schreibt
dazu:
Die Kollegen vom
Kundenservice erreichen immer wieder Anfragen, weshalb diese oder
jene Aktie kein Champion sei. Häufig werden dabei bspw. die Namen
Zalando oder Facebook genannt. In diesem Fall ist die Antwort simpel:
Bei beiden Werten fehlt es schlicht und einfach an der mindestens
zehnjährigen Kurshistorie, die quasi das K.o.-Kriterium für die
Qualifikation als Aktienbrief-Champion darstellt. In der Praxis hat
sich gezeigt, dass bei der Analyse von kürzeren Kursdatenreihen die
Gefahr besteht, auf vorübergehenden Modewellen mit zu schwimmen.
Doch auf lange Sicht setzen sich immer nur die erfolgreichsten
Vertreter durch, während die schwachen Konkurrenten meist mächtig
abstürzen und häufig sogar wieder ganz von den Kurszetteln
verschwinden.
Im
boerse.de-Aktienbrief versuchen wir deswegen gar nicht, im Voraus
mögliche Gewinner solcher Trends auszumachen, sondern konzentrieren
uns ganz bewusst auf Champions, die sich möglichst dauerhaft besser
als die breite Masse an Aktien entwickeln. Aktien, die auf
zwischenzeitlichen Modewellen mitschwimmen, überlassen wir dagegen
den Kollegen vom „Trendbrief“ oder „Kurzfrist-Trader“, die
dazu passende Anlagestrategien verfolgen. Wie wir in unseren
Börsendiensten konkret vorgehen, erfahren Sie übrigens in den
Fachvorträgen auf dem 9. Rosenheimer Börsentag am 16. Oktober.
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!