Börsenausblick: Vorläufig kaum Hoffnung auf steigende Aktienkurse

27.06.18

Stimmungsumfragen und -indikatoren gibt es in jeder Woche – sie haben für die Marktteilnehmer ein unterschiedliches Gewicht und beeinflussen dementsprechend mehr oder weniger die Kursentwicklung. Man muss sie ernst nehmen und taktisch einbauen. Doch sollte der Anleger sie auch nicht überbewerten, sondern als ein Element von vielen Börseneinflüssen verstehen. Wichtig: Stimmungsindikatoren beruhen oft auf Meinungen und Erfahrungen (und nicht auf wirtschaftlichen Fakten), die durch Umfragen gesammelt werden. Schon von daher ist ihre Lebensdauer eher kurzfristig.




Aktuell sehe ich meine jüngsten Eindrücke durch neue Umfrageergebnisse bestätigt: Im jüngsten Citi-Investmentbarometer setzt sich der Pessimismus gegenüber den Aktienkursen weiter fort: Fast ein Drittel der Befragten (31 %) rechnet in den nächsten drei Monaten mit fallenden Preisen im europäischen Aktienmarkt (Q1 2018: 25 %). Nur noch ein Fünftel (21%) glaubt an steigende Notierungen – Ende 2017 waren es noch doppelt so viele (46%). Fast die Hälfte (48 %) der Befragten rechnet mit einem Seitwärtstrend der Kurse (Q1 2018: 49 %). Aber danach gilt es den Zeitfaktor zu berücksichtigen. Für die nächsten zwölf Monate lässt sich nämlich eine positive Tendenz erkennen: Fast die Hälfte (48 %) der Befragten erwartet steigende Aktienkurse (Q1 2018: 50 %).


Die Entwicklung der Ölpreise wird deutlich positiver gesehen: 45 % der Beteiligten rechnen mit steigenden Kursen für die nächsten drei Monate – im Vorquartal (Q1 2018) waren es dagegen nur 32 %. Nur 35 % gehen von stagnierenden Ölpreisen aus (Q1 2018: 46 %); 20 % rechnen mit sinkenden Kursen (Q1 2018: 22 %). Auch hinsichtlich der nächsten zwölf Monate fällt die Einschätzung positiv aus: Hier gehen 43% der Befragten von steigenden Notierungen aus (Q1 2018: 36 %). Weiterhin rechnen lediglich 15 % mit sinkenden Kursen (Q1 2018: 15 %).


Dirk Heß, Co-Leiter europäischer Warrants- und Zertifikatevertrieb bei Citi:
„Der noch immer anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China hatte in den vergangenen Wochen deutliche Auswirkungen auf den europäischen Aktienmarkt, was unter anderem zu sinkenden Kursen führte. Vor allem die Unsicherheit, in welche Richtung sich der Konflikt entwickelt und welche Auswirkungen er für die Aktienkurse bedeutet, äußert sich in der eher pessimistischen Einschätzung der Marktteilnehmer für die nächsten drei Monate. Die Angst vor einer Eskalation ist demnach auch im zweiten Quartal der Umfrage nicht gebannt.“


Der Citibanker hat sicher recht, doch sind noch so klare, eindeutige Ergebnisse von Stimmungserhebungen keine Gewähr für die Zuverlässigkeit von Trendvorhersagen.
Gerade in den zurückliegenden zwei Jahren konnte ich anhand der diversen Stimmungsindikatoren häufig kurzfristige Stimmungsschwankungen beobachten – das Herdenverhalten der Anleger ist mitunter ausgeprägt. Es passiert im Umfeld der Finanzmärkte auch zu viel, was ein längeres Festhalten an bestehenden Einschätzungen zum Risiko werden lässt.


Deshalb empfehlen die Strategen der Investmentbranche ihren Kunden seit Monaten ein aktives, flexibles Management ihrer Portfolios. Dieser Grundsatz ist gewiss sinnvoll, aber natürlich auch Ausdruck des Booms passiver Instrumente (ETFs) – aktives Portfolio Management sichert die Existenz der klassischen Vermögensverwalter. Wie haben die jahrelang zum Teil heftig kritisierten Fondsmanager zuletzt eigentlich abgeschnitten? Eine neue Untersuchung fördert erstaunliche Ergebnisse zutage.


2017 war ein vergleichsweise gutes Jahr für aktiv gemanagte Fonds, hat Lyxor Asset Management ermittelt. Im Durchschnitt sei es 44 Prozent der aktiven Renten- und Aktienmanager gelungen, besser als die jeweiligen Märkte abzuschneiden. Im Jahr zuvor hatten dies gerade einmal 28 Prozent der aktiven Fondsverwalter geschafft. Dass sich die Erfolge der aktiven Manager nicht kontinuierlich fortschreiben lassen, zeigt ein Blick auf die 10-Jahres-Betrachtung. In diesem Zeitraum sind gerade einmal 15,2 Prozent in der Lage gewesen, eine Outperformance auch im zweiten Jahr zu erzielen. Eine Wiederholung des Erfolgs im dritten Jahr hätten nur 7,2 Prozent geschafft, geht aus der diesjährigen Aktiv/Passiv-Studie von Lyxor weiter hervor. Einmal im Jahr untersucht der französische Vermögensverwalter die Performance aktiver Fonds im Vergleich zu ihren Benchmarks. In diesem Jahr ist das zu beobachtende Universum noch erweitert worden. Es umfasst mittlerweile 23 Aktien- und Rentenmärkte mit knapp 6.000 Fonds.


Am häufigsten haben im vergangenen Jahr die Manager von Aktienfonds ihre Benchmarks schlagen können. 47 % von ihnen sind hier erfolgreich gewesen. Überdurchschnittlich ist die Outperformance gegenüber den Vergleichsindizes den Aktienmanagern im Bereich italienischer Aktien (81 %), bei europäischen Small Caps (71 %) und bei Large Caps aus dem Euroraum (55 %) gelungen. Unterdurchschnittlich hingegen ist die Erfolgsbilanz vor allem für die Manager chinesischer Large Caps (24 %), britischer Aktien (30 %) und amerikanischer Large Caps (32 %) verlaufen.


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