Aktien im Vergleich: Die Digital-Giganten beherrschen schon die Welt

02.07.18

Neue Berechnungen und Untersuchungen bestätigen die Bedeutung sinnvollen Investierens – sie sprechen für die Aktie. In Deutschland steigt das Geldvermögen der privaten Haushalte weiter, doch drohen den Zinssparern wieder hohe Verluste. Laut Studie der DZ Bank legen die privaten Haushalte in diesem Jahr voraussichtlich 10 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante. Die Realverzinsung festverzinslicher Anlagen dürfte aber auch 2018 und 2019 negativ bleiben. Das bedeutet Wertverluste von 44 bzw. 46 Mrd. Euro! Trotz niedriger Zinsen wächst das private Geldvermögen also weiter – vor allem dank der hohen Ersparnis und möglicher Aktienkursgewinne.




Wenn es um langfristige Geldanlage geht, dann sollte auch die aktuelle Unsicherheitsphase nicht abschrecken. Sinnvolles Investieren bedeutet unter anderem, über die Landesgrenzen hinweg zu blicken und die ganze Welt im Auge zu behalten. Warum, macht eine neue Erhebung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) deutlich. Die Ergebnisse zeigen einen Trend auf, der für Deutschland geradezu erschreckend aussieht, andererseits die kaum noch fassbare, zugleich aber faszinierende Rolle der digitalen Giganten verdeutlicht:


  • Erstmals sind nur Technologie- und Internetkonzerne unter den Top 6
  • Die teuersten Unternehmen der Welt sind Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft und Facebook
  • Zwei chinesische Internetkonzerne unter den Top 10
  • Teuerstes europäisches Unternehmen ist Royal Dutch Shell auf Platz 13 – SAP als teuerstes deutsches Unternehmen auf Platz 58
  • Nur noch drei deutsche Unternehmen unter den Top 100


Anlagestrategen diskutieren schon seit einiger Zeit, ob die enormen Kursgewinne der internationalen Hightech-Riesen noch zu rechtfertigen seien. Die Märkte sprechen eine klare Sprache, belegt die EY-Untersuchung. US-amerikanische und chinesische Digitalkonzerne dominieren aktuell das Ranking der teuersten Unternehmen – und haben seit Jahresbeginn gegen den Trend kräftig an Wert gewonnen: Der Börsenwert der sechs teuersten Unternehmen der Welt, erstmals allesamt Digitalkonzerne, ist in diesem Jahr um gut 500 Milliarden Euro gestiegen – ein Plus von 13 Prozent.


Gleichzeitig sank der kumulierte Wert aller Top 100 Unternehmen seit Jahresbeginn leicht – um 0,3 Prozent – auf 20,0 Billionen US-Dollar. Die US-amerikanischen Unternehmen vereinen derzeit 64 Prozent des Gesamtvolumens auf sich, die asiatischen machen 19 Prozent aus, europäische nur 16 Prozent. Das wertvollste Unternehmen der Welt ist wie schon zu Jahresbeginn Apple – der Marktwert liegt zurzeit bei 905 Milliarden US-Dollar. Auf dem zweiten Platz liegt Amazon – der Online-Händler konnte im Vergleich zum Jahresbeginn zwei Plätze aufrücken und hat seinen Börsenwert um 43 Prozent auf 806 Milliarden US-Dollar gesteigert. Das ist ein Wertzuwachs von gut 240 Milliarden US-Dollar in einem halben Jahr – und so viel wie die beiden teuersten deutschen Konzerne SAP und Siemens derzeit zusammen wert sind. Die Plätze drei bis fünf belegen mit Alphabet, Microsoft und Facebook ebenfalls US-Digitalkonzerne, gefolgt von Alibaba, einem chinesischen Internetkonzern. Auf dem achten Rang liegt mit Tencent ebenfalls ein chinesischer Internetkonzern.


Nicht nur in den Top 10 der wertvollsten Konzerne der Welt dominieren inzwischen Digitalkonzerne – auch im Top-100-Ranking haben Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen im vergangenen Halbjahr massiv an Bedeutung gewonnen: Ihre Zahl stieg von 18 auf 22 – während gleichzeitig die Zahl der Banken und Versicherungen von 22 auf 16 zurück ging.

Für mich geben diese Zahlen gleich mehrere Signale mit längerfristiger Bedeutung. So kommt man als Aktienfan an Wall Street nach wie vor nicht vorbei – sie ist und bleibt Leitbörse der Welt, nicht zuletzt wegen ihrer Technologiewerte. Parallel dazu macht es im Zuge internationaler Diversifizierung Sinn, zunehmend Asien mit Schwerpunkten China und Indien einzubeziehen. Andererseits bestätigen die (wirtschafts-)politischen Entwicklungen, dass der Anleger in Europa besonders vorsichtig investieren sollte.


„Investoren setzen derzeit vor allem auf Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen, die bei vergleichbaren Umsätzen und Gewinnen zum Teil drastisch höhere Börsenwerte erzielen als Unternehmen aus traditionellen Branchen“, beobachtet Hubert Barth, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung in Deutschland. „Offenbar trauen die Anleger Digitalunternehmen derzeit deutlich größere Wachstumschancen zu. Und sie rechnen damit, dass die Digitalkonzerne Strukturen in anderen Branchen aufbrechen und ihrerseits die Regeln diktieren können, wie es einige der führenden Internetkonzerne bereits geschafft haben.“ Europäische Konzerne verlieren an Bedeutung: Die Zahl der europäischen Unternehmen im Top-100- Ranking sank seit Jahresbeginn von 24 auf 22 – Nordamerika ist mit 57 Unternehmen vertreten (Jahresbeginn: 55), Asien nach wie vor mit 21. 

Allerdings sind die europäischen Top-Konzerne insgesamt deutlich weniger wert als die Konkurrenz aus Nordamerika und China. Insgesamt kommen alle europäischen Unternehmen auf einen Börsenwert von 3,1 Billionen US-Dollar, 3 Prozent weniger als vor einem halben Jahr.


Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!