Internationale Aktien: China, China, China …

12.07.18

China hier, China da – das Reich der Mitte wird immer mächtiger, immer wichtiger. Als Wirtschaftspartner nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt. Deshalb lohnt es sich zu versuchen, über den aktuellen von US-Präsident Trump ausgelösten Zollkonflikt hinaus langfristige Perspektiven zu erkennen. Kein Wunder, das westliche Analysten und Investmentexperten seit Monaten zunehmend Chancen und Risiken studieren, um daraus konkrete Empfehlungen abzuleiten. Ich habe für Sie, geschätzte Anleger, aus diversen internationalen Untersuchungen der vergangenen Tage einige Kernpunkte herausgegriffen.




Es ist nicht neu, gewinnt aber zunehmend an Gewicht: Chinas Expansion basiert nicht mehr nur auf dem Außenhandel, denn die aufblühende Mittelschicht sorgt für ein enormes Konsumwachstum in verschiedenen Bereichen – zum Beispiel bei den Luxusgütern. Dies macht sich nicht nur in der Binnenwirtschaft, sondern auch auf den globalen Märkten bemerkbar. Das Land benötigt den Wandel von einem export- und investitionslastigen zu einem vom Konsum getragenen Wachstum. Der durchschnittliche prozentuale Beitrag des Konsums zum BIP weist reichlich Spielraum für eine Steigerung auf. Der Immobiliensektor befindet sich allerdings in einer schwierigen Lage und wird von politischen Maßnahmen beeinflusst.


Die Verlagerung der Kräfteverhältnisse in der Wirtschaft kommt dem Konsum zugute und sorgt für viele neue Luxuskonsumenten. Die Millennials in China spielen vor allem im Hinblick auf ihre Ausgabegewohnheiten beim digitalen und Online-Shopping eine äußerst wichtige Rolle. Chinesische Touristen geben weltweit am meisten Geld aus. Sie kaufen nicht nur typische Luxusprodukte wie Taschen und Uhren, sondern auch Kosmetik, Spirituosen sowie Sport- und Freizeitmode. Die Chinesen hatten schon immer eine besondere Vorliebe für Tradition und tendieren deshalb zu westlichen Marken – vor allem zu langjährigen Traditionsmarken, deren Wurzeln in Europa liegen.

Europäische Analysten, die gerade von einer Studienreise zurückgekehrt sind, resümieren schon fast euphorisch: „Die gute Nachricht für uns lautet, dass einige der am besten aufgestellten Unternehmen in Europa zu finden sind. Dazu gehören unter anderem LVMH mit der Marke Louis Vuitton sowie einigen Cognac- und Champagnermarken, Richemont mit Cartier und anderen Uhrenmarken, aber auch Unternehmen wie Pernod Ricard. Der Aufzughersteller Schindler ist ebenfalls interessant. Derzeit werden weltweit zwei Drittel aller neuen Aufzüge in China eingebaut. Zusammen mit der Urbanisierung, der zunehmenden Wohndichte in den Städten und dem Wunsch nach einer höheren Wohnqualität treibt dieses Wachstum der Haushalte mit mittleren Einkommen in diesem Bereich ein starkes und langfristig nachhaltiges Wachstum an.“


Wachstum im Tourismus – Schätzungen zufolge wird sich die Zahl der chinesischen Auslandsreisenden bis zum Jahr 2020 auf über 400 Millionen steigen. Chinas Wandel zu einer einkommensstärkeren Wirtschaft wird zu einer größeren Mobilität führen und dafür sorgen, dass sich mehr Chinesen eine Auslandsreise leisten können. Dies kommt weltweit vielen Volkswirtschaften zugute. Fluggesellschaften und Hotels, aber auch Betreiber von Touristenattraktionen sind die offensichtlichen Nutznießer dieses Trends.


Eine andere Erkenntnis: Man beobachtet, wie Chinas Gesundheits- und Automobilunternehmen versuchen, im Ausland Fuß zu fassen. Eine Strategie besteht darin, Übernahmeziele in Europa oder den USA ins Auge zu fassen, um Unternehmen mit höherer technischer Kompetenz zu kaufen. Ein Beispiel dafür ist der Kauf von Volvo durch den Automobilkonzern Zhejiang Geely.

Noch ein interessantes Beispiel: Wer den Bereich des neuen Mobilfunkstandards „5G“ beherrscht, setzt den Standard der Zukunft. Nicht nur für die Übertragung mobiler Daten, sondern auch für die Cyber-Infrastruktur von selbstfahrenden Autos bis zu Smart Cities. Im Westen bremsen unter anderem hohe Mobilfunklizenzkosten die Investitionsbereitschaft von Anbietern in 5G-Infrastruktur. Dadurch haben westliche Hersteller wenig Anreize, in Forschung und Entwicklung zu investieren. China dagegen unterstützt seine Hersteller von staatlicher Seite aus, etwa durch Infrastrukturförderung. Zudem versucht das Land, auch in Übersee Fuß zu fassen. Mutmaßen westliche Vordenker: Möglich also, dass künftig Chinas Unternehmen bei einer der wichtigsten Zukunftstechnologien den Ton angeben.


Vergessen Sie nicht die großen Themen Gesundheitswesen und Infrastruktur! Und wer sich für über die aktuelle Zollkrise hinweg für „China und die Welt“ interessiert, sollte das neue chinesische Giga-Projekt Seidenstraße beobachten!


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!