Aktienmärkte: Mehrheit der Privatanleger bleibt risikoscheu

18.08.18

Es ist wirklich kein Wunder, wenn sich weite Teile der Anleger angesichts der vielfältigen (wirtschafts-)politischen Spannungen im Umfeld der Aktienmärkte eher zurückhalten. Und wenn, dann handelt es sich meist um kurzfristige Engagements.
Chancen und Risiken zu gewichten, fällt aktuell besonders schwer – es gibt einfach zu viele Fragezeichen. In meinen Gesprächen mit privaten Anlegern höre ich deshalb zunehmende Risikosorgen: Man würde gerne Positionen abbauen, sieht dann aber keine Alternativen. Ausgesprochene Crash-Angst herrscht aber nur in wenigen Ausnahmefällen.




Anhaltende Stimmungsschwankungen, wie sie seit Wochen in den diversen heimischen und internationalen Umfragen zum Ausdruck kommen, spiegeln die verbreitete Orientierungslosigkeit wider. Dabei muss ich immer wieder darauf hinweisen, dass es trotzdem noch genügend Stockpicker und Trader gibt, die bei einzelnen Aktien – auch Standardwerten! – stärkere Kursausschläge auslösen, wenn Neuigkeiten eine Neubewertung erforderlich machen. Folge: Wenn man dann noch die Börsen der inzwischen zur Schwäche neigenden Schwellenländer einbezieht, wird das Kursbild seit einigen Wochen zunehmend uneinheitlich.


Die Polarisierung zwischen Bullen und Bären ist gestiegen, berichten auch die Verhaltensbeobachter an der Börse Frankfurt. Unter dem Strich hat sich die Stimmung der privaten und der institutionellen Anleger auseinanderentwickelt, und zwar aus unterschiedlichen Motiven. Während ein Teil der institutionellen Akteure derzeit offenbar durch Trading seine Performance aufbessern möchte (Anteil dieser Investoren geschätzt etwa 10 Prozent aller Befragten), scheinen sich die zuletzt aktiven Privatanleger für die kommenden Wochen positionieren zu wollen. Dabei geht die Meinung, wohin sich der Dax entwickeln könnte, stark auseinander.


Trotz dieser Stimmungsdivergenz zwischen privaten und institutionellen Anlegern weisen die jüngsten Erhebungswerte immer noch nicht auf einen neuen Dax-Trend hin. Dafür mangelt es ganz einfach an großen Schieflagen. Und so sind es überwiegend heimische Anleger, die den Index derzeit bewegen. Immerhin zeigte die jüngste BofA Merrill Lynch-Umfrage unter internationalen Fondsmanagern, dass die Zahl derjenigen, die Aktien der Eurozone übergewichtet haben, zuletzt um 5 Prozentpunkte auf einen Nettosaldo von 17 Prozent per 9. August gestiegen ist. Fazit der Frankfurter Sentiment-Analysten: „Dies ist auch der Grund, warum wir dem Börsenbarometer auf dem heutigen Niveau zwar keinen neuen Trend, aber doch eine gewisse Robustheit zubilligen möchten.“


Dennoch, sollte es auf weitere Monate hinaus bei diesem Szenario bleiben (was durchaus nicht unwahrscheinlich ist), dann befürchte ich einen Teilrückzug der
deutschen Privataktionäre von der Börse. Nach dem Zuwachs an Aktienfans im vergangenen Jahr droht 2018 eher wieder ein Rückgang. Das hängt natürlich mit dem hohen Sicherheitsfokus deutscher Sparer zusammen.


Laut Income-Barometer von J.P. Morgan Asset Management will ein Großteil für Sicherheit auf Ertrag verzichten. Mehr als drei Viertel der Deutschen schätzen sich bei der Geldanlage als wenig risikofreudig ein: Mit 49 Prozent hält sich rund jeder zweite Befragte für „sehr sicherheitsorientiert“ und möchte sein Kapital lieber erhalten als es zu vermehren. Weitere 27 Prozent sehen sich als „eher sicherheitsorientiert“ an, das heißt sie sind mit geringeren Erträgen zufrieden, solange das Ersparte nicht zu vielen Schwankungen ausgesetzt ist. Dass das Thema Geldanlage für einen Teil der Deutschen nach wie vor nicht auf der Agenda ist, zeigt auch, dass mit 15 Prozent der Befragten jeder Siebte seine Risikobereitschaft nicht benennen kann.


Und kurzfristig – die Chancen und Risiken in der kommenden Woche? Das sich von Seiten der Konjunktur verstärkende Bild – USA konjunkturell unter Dampf, Eurozone auf hohem Niveau, aber leichten Schwächezeichen – sollte auf die Märkte stützend wirken. Die unterschwellige Nervosität dürfte bleiben, zumal auch die Geopolitik immer für Überraschungen gut ist. Die technische Lage ist jedoch stabil. Die Relative-Stärke-Indikatoren zeigen wenig Verkaufsdruck an und die Stimmung unter den Anlegern ist nicht überschäumend. Das baut Enttäuschungen vor. „Das sieht insgesamt nach einer weiteren volatilen Woche aus, aber Rendite ohne Risiko gibt es eben nicht“, meint Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!