Börsenstimmung: Aktien weiter in widerstandsfähiger Verfassung

24.08.18

Händler und Anleger brauchen momentan keinen Crash zu befürchten, sollten andererseits auch keine ausgeprägte Hausse erwarten. Die wichtigsten Aktienmärkte präsentieren sich nach wie vor in einer bemerkenswert soliden Verfassung, stecken negative Nachrichten erstaunlich gut weg bzw. erholen sich rasch von Schwächeneigungen. Mit anderen Worten: Kein klarer Trend in Sicht, eher uneinheitliche Märkte in einem Wechselbad der Gefühle. Für die Börsen spielen (wirtschafts-)politische Einflüsse auch künftig eine wichtige Rolle.




So sehen es auch internationale Strategen. In einer neuen schweizerischen Analyse lese ich beispielsweise: „Die Finanzmärkte bewegen sich in einem erstaunlich resistenten Fahrwasser, obwohl es vor Warnsignalen nur so wimmelt. ‚Wall of Worry‘ ist eine passende Beschreibung für das aktuelle Szenario. Die Märkte zeigen sich mehrheitlich robust und negative Nachrichten haben nur geringe bis keine Auswirkungen.“ Geschuldet ist dies zu einem guten Teil den positiven Konjunktur-Entwicklungen. Insbesondere die USA und die Euro-Zone sind auf ordentlichen Wachstumskursen, die bisher jedes negative Rauschen im Hintergrund überlagern. Dennoch ist ein spannendes Rennen zwischen Konjunktur- und Notenbanken-Entwicklungen im Gange mit ungewissem Ausgang. Sollte die Konjunktur-Lokomotive erste Schwächeanzeichen zeigen, kann die Marktstimmung kippen.


Gut für die globalen Märkte zu werten ist aber der Ausreißer der chinesischen Notenbank, die den generell restriktiven Trend aufweicht und die heimische Wirtschaft auf einen höheren Wachstumskurs bringen möchte. Ein weiteres interessantes Signal kommt aus den USA bezüglich der Zinskurve. Sie wird zwar flacher, ist aber nicht im roten Bereich. Als Anleger muss man sich aber wohl damit abfinden, dass die wöchentlichen Konjunkturindikatoren von beiden Seiten des Atlantiks immer wieder wechselnde Vorzeichen tragen. Eines der jüngsten Beispiele: Die Kauflaune der Konsumenten im Euro-Raum hat sich im August überraschend kräftig eingetrübt. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen fiel um 1,4 auf minus 1,9 Zähler. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Rückgang auf minus 0,7 Zähler gerechnet.


Wenig Neues bisher von den transatlantischen Notenbanken, wobei Amerika schon bald den nächsten Zinsschritt der Fed nach oben erwartet. Dagegen rechnet Bundesbank-Präsident Jens Weidmann im Einklang mit den entsprechenden EZB-Äußerungen nur mit einer langsamen Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik im Euro-Raum. Dieser Normalisierungsprozess werde wahrscheinlich in den nächsten Jahren nur graduell verlaufen.


Besonders vorsichtig interpretieren die Sentimentanalysten an der Börse Frankfurt das aktuelle Börsenbild: Dies- und jenseits des Atlantiks scheint es zwei verschiedene Börsenwelten zu geben. Während in den USA etwa der breit gestreute S&P 500 gestern ein neues Allzeithoch markierte, tun sich die Börsianer hierzulande mit dem Dax recht schwer. Dass der Optimismus der allwöchentlich (mittwochs) befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren dennoch gegenüber der Vorwoche deutlich gestiegen ist, dürfte wohl weniger fundamentalen als eher kurstechnischen Erwägungen geschuldet sein. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 19 Punkte auf einen Stand von +25 Punkte gestiegen. Dabei zeigt die Wanderung überwiegend vom Bären- ins Bullenlager, dass viele Akteure die seit der vorangegangenen Erhebung um zeitweise bis zu 2,3 Prozent günstigeren Dax-Stände für einen neuerlichen Einstieg genutzt haben dürften.


Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Privatanlegern festzustellen, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um 16 Punkte auf einen Stand von +11 Punkte gestiegen ist. Dabei hat sich nach dem neuerlichen Rückgang des Dax während des Berichtszeitraums das Lager der Pessimisten deutlich verringert: Für 10 Prozent aller Befragten scheint sich überwiegend das Warten auf schwächere Kurse gelohnt zu haben, so dass die zum Teil seit Wochen schiefliegenden Absicherungen und Short-Positionierungen nun endlich verlustfrei eingedeckt werden konnten. Und zwar unbeachtlich etwaiger fundamentaler Erwägungen.


Resümieren die Stimmungsforscher vom Main: In der sechsmonatigen relativen Betrachtung befindet sich der Index auf dem höchsten Stand dieses Jahres. Damit ist der Optimismus für unseren Geschmack zuletzt etwas zu hoch ausgefallen. Nicht nur, weil die jüngsten Käufer dem Dax ohnehin nicht allzu lange die Treue halten und sich wahrscheinlich spätestens 2 Prozent höher (ausgehend von 12.490 Zählern) in Form von Gewinnmitnahmen wohl wieder vom Dax verabschieden werden. Auf der anderen Seite hat sich die verbleibende Nachfrage heimischer Akteure deutlich verringert und müsste im Falle eines größeren Rückschlags des Börsenbarometers durch ausländisches oder frisches langfristiges Kapital verstärkt werden.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!