Internationale Börsen: Mobilität gewinnt an Bedeutung

29.08.18

nternationale Großanleger widmen sich immer intensiver der zunehmenden Differenzierung der Aktienkurse nach Regionen, Ländern, Branchen und Einzelwerten. Dieser seit Monaten zu beobachtende Trend macht den Privatanlegern das Taktieren nicht leichter. Und es fördert den aktuellen Expertenstreit über aktive vs. passive Investmentstrategien. Auch wenn es sich nach Worthülsen anhört – da nicht mehr Börsen und Teilmärkte in die gleiche Richtung marschieren, sind Flexibilität und Mobilität der Anleger in besonderem Maß gefordert. Insbesondere bei kurz- bis mittelfristigen Investments.




Dazu heute Auszüge von ganz frischen Studien großer institutioneller Investoren. „Das Ende der Party rückt näher“ – Angesichts zunehmender makroökonomischer Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft dürften Aktien mit großer Wahrscheinlichkeit vor ihrem zyklischen Hoch stehen. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des Mega-Vermögensverwalters Nordea Asset Management. Sie gehen davon aus, dass die Konjunktur in der US-Wirtschaft in den kommenden Monaten deutlich besser verlaufen wird als in anderen wichtigen Wirtschaftsregionen. Dies wird in der Folge zu einer weiteren Straffung der geldpolitischen Rahmenbedingungen führen, was das Tempo der Weltkonjunktur dämpfen wird.


Das konjunkturelle Auseinanderdriften zwischen den USA und allen anderen wichtigen Wirtschaftsregionen in der Welt hat auf Dauer eine zerstörerische Wirkung, erläuter glauben die Strategen, denn es führe zu einem sehr instabilen Zustand in der globalen Wirtschaft, der nur auf zweierlei Art und Weise wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann: Entweder das Tempo der US-Wirtschaft verlangsamt sich oder das Wachstum in China und im Rest der Welt zieht an. Im Moment spricht einiges dafür, dass die Divergenz andauert. Die Stärke des Dollars bekommen aktuell weniger die USA selbst als vielmehr alle anderen Länder zu spüren. Auf Dauer scheint eine Verlangsamung des US-amerikanischen Wachstums aber wahrscheinlicher als ein nachhaltiges Anziehen der chinesischen Wirtschaft, weil der Gegenwind für die chinesische Wirtschaft nachhaltiger ist als der Rückenwind für die USA.


Was bedeutet das nun für die Finanzmärkte? Nordea: „Wir denken, dass nach den Emerging Markets das Segment der Hochzinsanleihen und die globalen Aktienmärkte den Abwärtsdruck zu spüren bekommen.“ Der Schlüssel für die Frage nach dem ‚Wann‘ sei der US-Dollar und sein Einfluss auf die globale Liquidität. Eine weitere handelsgewichtete Aufwertung um 5 Prozent bis zum Ende des Jahres dürfte die großen Notenbanken zum Handeln zwingen – und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir an den Aktienmärkten in den kommenden sechs Monaten den ‚Big-Top‘ sehen. Bis dahin empfehlen die Strategen, bei Dividendentiteln defensiv zu agieren. Bei den entwickelten Märkten sei zu erwarten, dass sie weiterhin vergleichsweise gut laufen, da das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern vergleichsweise robust ist und diese Märkte über sehr viel Liquidität verfügen. Steigende Makrorisiken machten es zudem attraktiv, den Anteil sicherer Anleihen aus den USA und der Eurozone zu erhöhen. Denn zunehmender Protektionismus und eine straffere Geldpolitik hätten zweifellos deflationäre Wirkungen. Sichere Häfen und qualitativ erstklassige kurzlaufende Anleihen sollten Investoren stärker gewichten angesichts der Tatsache, dass die laufenden makroökonomischen Trends in Frage gestellt werden müssen und damit die Aktienmärkte in naher Zukunft ihr Hoch sehen könnten.


Kein einfaches Umfeld, geschätzte Anleger, keine einfachen taktischen Empfehlungen. Das gilt mehr noch für die stark beachteten Aktien der Emerging Markets (EM). Jüngste internationale Studien sprechen einerseits fast durchweg von interessanten Investmentchancen, weisen aber zugleich auf die Notwendigkeit der Differenzierung hin. Das Anlageuniversum von Schwellenländeraktien ist sehr vielfältig, denn die Konjunkturzyklen dieser so unterschiedlichen Länder hängen nicht einmal ansatzweise zusammen. Positiv ausgedrückt: Investments in Schwellenländer bieten eine sehr hohe Diversifikation, da die einzelnen Märkte völlig verschiedenen Faktoren ausgesetzt sind, erfordern aber besondere Kenntnisse.

Interessant: Weitgehende Einigkeit besteht unter den Marktteilnehmern, dass sich Investoren auf eine steigende Volatilität einstellen müssen, die durch eine straffere Geldpolitik, eine höhere Inflation und durch Unruhen auf den Devisenmärkten bedingt ist. Schwellenländer sind hiervon aller Voraussicht nach besonders betroffen, was Aktien- und Anleiheinvestoren vor besondere Herausforderungen stellt. Chancen bestehen aber sowohl für Growth-Werte als auch für Value-Aktien.



Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!