Börsenprognosen 2019: Hohe Wahrscheinlichkeit für festeren Dax

28.11.18

Zahlreiche Börsenprognosen für das kommende Jahr liegen inzwischen vor, so dass wir eine Zwischenbilanz ziehen können. Ergebnis: Es überwiegt eindeutig die Zuversicht, dass uns eine Rezession nicht droht und damit auch kein Börsen-Crash. Man könnte den Tenor der Volkswirte und Analysten auch mit „Vorsichtiger Optimismus für 2019“ zusammenfassen. Das klingt nicht spektakulär, ist es auch nicht, sondern eher saisonal typisch. In diesem Jahr ist diese Vorhersage aber durchaus bemerkenswert, weil sich eine Stimmungsverschlechterung parallel zu den sinkenden Aktienkursen in den vergangenen Wochen und Monaten abzeichnete. Jetzt blickt man wieder nach oben – trotz aller Sorgen – und traut insbesondere den europäischen Märkten Kurserholungen zu.



Wie in jedem Jahr schaue ich mir die umfangreiche Prognose für Wirtschaft und Börsen der Helaba-Analysten besonders gerne an – nicht nur wegen der inhaltlichen Qualität, sondern auch weil diese Vorausschau stets in drei Wahrscheinlichkeitsklassen strukturiert wird. Dazu werden dann thematisch anschauliche Vergleiche gewählt. Diesmal heißt das Hauptszenario „Fitnessstudio“ mit 70% Eintrittswahrscheinlichkeit. Das negative Alternativszenario wird „Notaufnahme“ (20%) und das Positive „Wellnessoase (10%) genannt. Wieso „Fitnessstudio“?

Konjunkturell bewegen sich die wichtigsten Wirtschaftszonen 2019 in unterschiedliche Richtungen: Während die Dynamik in den USA und in China abflauen dürfte, rechnen die Analysten für die Eurozone und Deutschland mit einer im Jahresverlauf anziehenden Konjunktur. Das wird nicht von allen internationalen Experten erwartet. Auffallend auch die Aussage, dass in den Schwellenländern mit einer Stabilisierung der Lage zu rechnen sei. Global kann das Wirtschaftswachstum das Tempo von 2018 nicht ganz halten: „2019 wird ein anstrengendes Jahr. Fitness ist somit wichtig. Nur mit einer gewissen Leistungsfähigkeit können die Herausforderungen bewältigt werden. Deshalb schicken wir die Weltwirtschaft ins Fitnessstudio.“ Gerade weil einige Länder ins Schwitzen kommen, werden sich bereits im Laufe des Jahres 2019 erste Erfolge einstellen: Die konjunkturelle Dynamik in der Eurozone und den Schwellenländern wird wieder etwas anziehen. Davon profitieren die jeweiligen Aktienmärkte und Währungen.

Auch für Bullenmärkte gilt: Es kommt nicht in erster Linie aufs Alter an, sondern auf die Fitness. Weltweit zeigten sich 2018 bei Aktien bereits deutliche Ermüdungserscheinungen. Immer mehr Indizes rutschten in die Verlustzone. Die weltweit vergleichsweise hohe Bewertung von Dividendentiteln in Verbindung mit einer ausgeprägten Sorglosigkeit hatte Aktien anfällig gemacht. Weniger günstige fundamentale Faktoren wie sich global abschwächende Konjunkturindikatoren und der allmähliche Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik der großen Notenbanken
konnten daher ebenso durchschlagen wie immer wieder aufkommende geopolitische Spannungen und Handelsstreitigkeiten. Ein Teil der Überbewertung wurde inzwischen bereinigt, aber nicht alle Indizes sind schon wieder fit für den nächsten Anstieg. Zudem nimmt bei einer künftig spürbar weniger lockeren Geldpolitik die Konkurrenz sowohl zwischen als auch innerhalb der Assetklassen zu.

Noch bis Anfang Oktober markierten die US-Leitindizes trotz hoher Bewertungen ein Rekordhoch nach dem anderen. Deregulierungsfantasie und „America First“ weckten überzogene Erwartungen. Die Schattenseiten der US-Wirtschaftspolitik wurden dagegen lange von den Marktteilnehmern ignoriert. Mit den Kurskorrekturen bei US-Aktien hat sich die akute Überhitzung abgebaut. Trotz einer sich abzeichnenden zyklischen Verlangsamung wird die US-Wirtschaft weiterhin leicht über Potenzial wachsen. Dies spricht zumindest für durchschnittliche Zuwächse bei den Unternehmensgewinnen. Allerdings fließt ein Teil davon in den Abbau der noch zu hohen Bewertung. Insgesamt lässt sich für den S&P 500 eine faire Kursspanne von 2.400 bis 3.000 Punkten ableiten.

Im Hauptszenario bewegt sich die faire Bewertung für den Dax im KGV-Band zwischen 10,5 und 13. Dieser Korridor hat sich in den vergangenen Jahren als zuverlässiger Signalgeber für obere und untere Wendepunkte erwiesen. Kurspotenzial erwächst im Jahresverlauf 2019 aus sich verbessernden Perspektiven für die Unternehmensgewinne und einer moderaten Bewertungsexpansion. Das Helaba-Research konkretisiert mutig: „Insgesamt ergibt sich daraus eine Kursspanne für den Dax von 10.500 bis 14.000 Punkten. Gegen Jahresende dürfte der deutsche Leitindex bei 13.200 Punkten notieren. Das Chance-Risiko-Profil ist damit deutlich attraktiver als das der US-Pendants.“
Diese Prognose klingt plausibel und realistisch. Ich selbst bin allerdings (noch) nicht so optimistisch und befürchte angesichts der gravierenden globalen Probleme, dass die Börsen erst einmal in der „Sauna“ bleiben.

Gold mit überschaubarem Potenzial

Das gelbe Metall dürfte 2019 laut Helaba-Prognose im Bereich zwischen 1.200 und 1.400 US-Dollar je Feinunze gut abgesichert sein. Hierfür sprechen die weiterhin moderaten US-Realzinsen, der weniger feste US-Dollar sowie die Marktpsychologie. So haben sich die Wetten nichtkommerzieller Marktteilnehmer gegen Gold bis zuletzt auf einem extrem hohen Niveau bewegt. Schließlich spricht die günstigere Charttechnik für eine Erholung der Notierungen. Bremsfaktoren wie die Währungsschwäche in diversen Schwellenländern und Kaufzurückhaltung gegenüber Gold verlieren 2019 an Wirkung. Weitere US-Zinserhöhungen und die geldpolitische Wende der EZB dürften jedoch noch dämpfen. Vor allem aber sprechen die wieder erhöhten Chancen von Risikopapieren wie Aktien und Unternehmensanleihen gegen eine massive Erholung der Goldnotierungen.

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