Aktienmärkte: Kursschwäche als Chance für Langfristanleger

12.12.18

Es gibt durchaus unterschiedliche, sogar gegensätzlich anmutende Entwicklungen an den Aktienmärkten. Weitere Schwächeanfälle haben vielen Großanlegern die Stimmung verdorben – demgegenüber bemühen sich namhafte Anlagestrategen zugleich um ermutigende Ausblicke auf das kommende Jahr. Die Konjunktur- und Börsenprognosen für 2019 sind inzwischen mehrheitlich besser geworden. Eine Rezession wird kaum noch vorhergesagt. Ein Signal auch für Sie, geschätzte Leser?
Bis auf weiteres bleibe ich bei meiner vorsichtigen, skeptischen Haltung und befürchte, dass 2019 kein leichter Aktienjahrgang wird. Andererseits schätze ich das Crash-Risiko als gering ein. Wer mit einem Zeithorizont von Monaten oder ein bis zwei Jahren investiert, sollte sich momentan zurückhalten. Das erscheint sinnvoll. Langfristige Anleger hingegen können die inzwischen deutlich gesunkenen Kurse für neue Engagements nutzen. Dazu würde ich gegenwärtig nur einen Teil des verfügbaren Kapitals einsetzen – und stets mit Stopps vorgehen!


Ähnlich klingt eine Analyse, die soeben von der DekaBank vorgelegt wurde. Titel: „Den vielfältigen Unsicherheiten die Stirn bieten.“ Hier wesentliche Auszüge. Auch wenn es in den letzten Tagen des Jahres noch einige freundliche Handelstage geben sollte, bleibt es dabei, dass das Jahr 2018 an den Kapitalmärkten wenig Freude gemacht hat: deutlich rückläufige Aktienkurse in Europa, magere Renditen bei Anleihen. Die Ursache waren insbesondere die Bestrebungen der Notenbanken, die Zinsen wieder etwas nach oben zu bringen. In den USA ist die Notenbank damit schon weit vorangeschritten, aber auch hierzulande macht sich die Europäische Zentralbank daran, eine ganz behutsame Zinswende einzuleiten. Aktien und Anleihen reagierten darauf mit Vorsicht, denn steigende Zinsen könnten weltweit die Konjunktur abbremsen. Und wie sieht es aus mit dem Einfluss der großen Politik? Mit jeder Maßnahme der US-Regierung steigt die Verunsicherung bei den Unternehmen, wohin das alles führen soll.

Allerdings bieten vor allem die Konsumenten in Europa und in den USA den verschiedensten Unsicherheiten hinreichend erfolgreich die Stirn. Der in vielen Ländern schon seit 2009/10 währende konjunkturelle Aufschwung ist mehrheitlich am Arbeitsmarkt angekommen: Mit Stellenaufbau und Lohnsteigerungen besteht eine stabile Quelle für die Konsumausgaben privater Haushalte. Zwar gehen die Deka-Analysten für 2019 und 2020 von geringeren Expansionsraten als im Jahr 2018 aus, aber das globale Bruttoinlandsprodukt dürfte immerhin noch jeweils um knapp dreieinhalb Prozent zulegen. Dies ist eine wesentliche gute Nachricht, die es zu vermelden gibt. Denn damit bleibt das makroökonomische Umfeld konstruktiv.


Trotz des Aufschubs von Zollerhöhungen zwischen den USA und China um 90 Tage werden uns dieses und weitere Risikothemen wie Brexit und Italien weit über den Jahreswechsel hinaus erhalten bleiben. Es mag mancherorts auch noch zu weiteren Abwärtsrevisionen bei den Konjunkturprognosen und den Gewinnschätzungen für Unternehmen kommen. Taktisch kann man auf eine Erholung setzen, aber die ungemütliche Umgebung für die Finanzmärkte dürfte noch eine ganze Weile lang anhalten. In dieser Zeit kann es zu weiteren Rücksetzern an den Aktienmärkten kommen.

Fazit: Solche Episoden stellen gute Einstiegsmöglichkeiten in die Märkte dar. Denn grundsätzlich wird sich an dem Bild extrem niedriger Zinsen bei einer soliden Wirtschaftsentwicklung vorerst nichts ändern. Damit wird das Jahr 2019 eine gute Phase für den kontinuierlichen Aufbau eines langfristig orientierten Wertpapierportfolios. Soweit die DekaBank-Analyse, die ich für plausibel, aber wohl zu optimistisch halte. Die abschließende Empfehlung (Aufbau eines langfristig orientierten Wertpapierportfolios) möchte ich jedenfalls bekräftigen.

Nicht spektakulär, aber immerhin – die monatlich vom Mannheimer Forschungsinstitut ZEW gemessenen Konjunkturerwartungen steigen wieder an. Für Dezember 2018 ist der ZEW-Indikator, der auf Umfragen bei Analysten und institutionellen Anlegern basiert, um 6,6 Punkte auf einen neuen Wert von minus 17,5 Punkten angestiegen. Die Konjunkturerwartungen sind damit trotz dieser Verbesserung weiterhin negativ und erheblich unterhalb des langfristigen Durchschnitts von 22,5 Punkten. Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland hat sich im Dezember weiter deutlich verschlechtert. Sie fällt um 12,9 Punkte auf einen Wert von 45,3 Punkten.

„Der Anstieg der Konjunkturerwartungen im Dezember ist erfreulich, sollte aber nicht überinterpretiert werden. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage hat sich sowohl für Deutschland als auch das Eurogebiet erheblich verschlechtert. Dies deutet auf ein relativ schwaches Wirtschaftswachstum im vierten Quartal hin. Die Unsicherheiten wie etwa der schwelende internationale Handelskonflikt und der Brexit, die vor allem die privaten Investitionen und die Exporte Deutschlands negativ beeinflussen, bleiben nach wie vor bestehen“, kommentiert ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach.


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