Aktuelle Anlagealternativen: Langfristig investieren und kurzfristig traden

19.12.18

Sie können es sich aussuchen – Analysen und Prognosen bleiben „uneinheitlich“ (um einen typischen Börsenbegriff zu wählen). So katastrophal, wie sie in den letzten Tagen in manchen Medien beschrieben werden, sind Konjunkturaussichten und Börsenstimmung aber nicht! Bullen und Bären liegen immer noch im Clinch. Dabei geht es um drei G’s: Geopolitik, Geldpolitik und Globale Konjunktur.



Das Schlimmste ist, dass hinter allen drei Faktoren dicke Fragezeichen stehen. Die Bullen begründen ihre Gelassenheit mit dem Hinweis, dass das Wachstum der Weltwirtschaft 2019 zwar weiter nachlassen dürfte, aber keine Rezession droht. Und ein stärkerer Zinsanstieg zeichnet sich nicht ab. Bleibt die unberechenbare Politik als gravierender Belastungsfaktor.

Gewisse Unterschiede in der Konjunktureinschätzung gibt es nicht nur zwischen Regionen und einzelnen Ländern, sondern auch für einzelne Märkte. So gab es in den vergangenen Tagen markante Beispiele für die Beurteilung der deutschen Wirtschaftsperspektiven. In den Chefetagen wachsen die Sorgen: Der Ifo Geschäftsklimaindex ist im Dezember auf 101,0 Punkte gefallen, nach 102,0 Punkten im November. Die Unternehmen waren erneut weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Auch ihre Erwartungen trübten sich weiter ein. Kommentiert das Ifo: In diesem Jahr fällt die Bescherung für die deutsche Wirtschaft mager aus.

Dagegen bleiben die unabhängigen Vermögensverwalter bleiben trotz protektionistischer Handelspolitik und Brexit optimistisch für das Jahr 2019 und prognostizieren Kursgewinne an den Aktienmärkten bei unveränderten Zinsen und leicht steigenden Rohstoffpreisen. Das ist das zentrale Ergebnis der siebten jährlichen Vermögensverwalter-Umfrage von Universal-Investment. Etwa die Hälfte der Befragten erwartet zwar eine gebremste wirtschaftliche Entwicklung in der Euro-Zone. Privatanlegern empfehlen die Profis dennoch Aktien aus Industrienationen und insbesondere Europa. Die größten Chancen sehen sie mit einem Zuwachs von fast 15 Prozent gar im Dax, dessen Stand Ende 2019 auf durchschnittlich 12.384 Punkte prognostiziert wird. Vorsichtiger sind die Erwartungen für den S&P 500 (9,1 Prozent) sowie den Nikkei 225 (8,1 Prozent). Ebenso positiv wird die Entwicklung der Rohstoffpreise gesehen: So sollten Gold und Silber um 8 Prozent beziehungsweise 10 Prozent zulegen. Trotz der verhaltenen Stimmung nach dem jüngsten Beschluss der „Opec+“-Gruppe und bisher keiner klaren Tendenz in der Preisentwicklung erwarten die Vermögensverwalter einen Anstieg von 22 Prozent für WTI-Rohöl auf 64 US-Dollar je Barrel.

Befragt wurden die Vermögensverwalter auch nach den Auswirkungen des Handelsstreits und des Brexits auf die wirtschaftliche Entwicklung der Euro-Zone im kommenden Jahr – und waren uneins: Etwas weniger als die Hälfte erwartet einen trüberen Ausblick, während 41 Prozent keine Veränderung voraussehen. Gut 12 Prozent antizipieren gar eine stärkere positive Entwicklung. Dennoch sorgt der Brexit für eine Veränderung in der Allokation von Assets: zwei Fünftel wollen ihre Investments reduzieren und begründen dies meist mit den nicht absehbaren Risiken. Auf globaler Ebene halten 58 Prozent China für das größte Sorgenkind, den zweiten Platz teilen sich mit je 12 Prozent Italien und die USA.

Insgesamt bleibt die Erwartungshaltung gegenüber der Wirtschaft Europas jedoch positiv. Großen Anteil daran dürfte auch der Ausblick auf die hiesige Ökonomie haben. Fast drei Viertel rechnen mit einem Wirtschaftswachstum in Deutschland von einem bis zwei Prozent und liegen damit in Einklang mit den jüngsten Prognosen führender Wirtschaftsinstitute. Der anhaltende Optimismus gegenüber Europa ist auch an die Währungsmärkte gekoppelt. Über 80 Prozent der Vermögensverwalter rechnen inzwischen damit, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar stärker werden wird.

Und wie ist Ihre Meinung? Diese Frage erreicht mich immer öfter. Ich bleibe bis zum heutigen Tag unschlüssig und vorsichtig, gebe immer noch keine konkrete Dax-Prognose ab. Denn ich meine nach wie vor, dass allein wegen der geo- und wirtschaftspolitischen Unabwägbarkeiten eine konkrete Prognose wenig sinnvoll ist. Folgende Gedanken möchte ich Ihnen, geschätzte Leser, aber mit auf den Weg geben:

* Langfristiges Investment in Aktien lohnt sich immer (Sparpläne für die private Vorsorge), auch und gerade jetzt.
* Angesichts der gedämpften Konjunkturaussichten und anderen Unsicherheiten sollten defensive Werte bevorzugt werden.
* Gleichzeitig ist für aktive Anleger die Suche nach Turnaround-Kandidaten interessant.
* Wer besonders kurzfristig denkt, kann sich parallel zum Investieren mit dem spekulativen Trading befassen.

Machen Sie als langfristige Aktienfans weiter mit – und machen Sie’s gut