Börseneinflüsse: Geldpolitik kann die Kurse noch länger stützen

27.02.19

Die täglichen Konjunkturindikatoren bleiben ebenso wie die Unternehmensergebnisse in der laufenden Berichtssaison stark uneinheitlich. Das trägt naturgemäß zur Unsicherheit der Anleger, aber auch der Verbraucher bei. Rückhalt dürfte die Börsen aber weiterhin von den führenden Notenbanken erhalten, wenn diese angesichts der labilen Konjunktur die monetäre Schraube nicht anziehen, sondern für ausreichen Liquidität sorgen (= auch künftig niedrige Zinsen).
Die Stimmung der Verbraucher zeigt im Februar ein gemischtes Bild. Dabei öffnet sich die Schere zwischen Konjunktur- und Einkommenserwartung auch im Februar weiter, berichten die Meinungsforscher der Nürnberger GfK. Während die Einkommensaussichten ihr überaus gutes Niveau behaupten, setzt der Konjunkturindikator seine Talfahrt ungebremst fort. Die Anschaffungsneigung verliert die Vormonatsgewinne nahezu vollständig. Da eine sinkende Sparneigung stützend wirkt, bleibt das Konsumklima unverändert.



Für Börsenprofis ein zentrales Thema, das momentan aber kein schweres Kopfzerbrechen bereitet, ist die Geldpolitik der Notenbanken. Denn wichtige Währungshüter, die 2018 ihre Liquiditätsmaßnahmen gestrafft haben, signalisieren nun eine Pause. Internationalen Investmentstrategen macht das Mut – sowohl für Aktien als auch für bestimmte Schwellenländeranleihen. Bedeutende Zentralbanken haben ihre restriktivere Geldpolitik sogar wieder zurückgefahren. Dieser Schritt markiert eine Trendwende im Vergleich zum letzten Jahr, in dem reichliche Zinserhöhungen umgesetzt wurden und die Zentralbanken Schritte unternommen haben, um die aufgeblähten Bilanzen zu reduzieren. Andrew Keirle, Portfoliomanager bei T. Rowe Price geht der Frage nach, ob der Wechsel zu einer vorsichtigeren Haltung eine neue Liquiditätsversorgung ermöglicht und den besorgten Investoren neue Hoffnung geben könnte.

So gilt insbesondere der Richtungswechsel der Fed als ein wesentlicher Treiber für die Rally der Risk-Assets, die Anfang des aktuellen Jahres zu sehen war. Darüber hinaus hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Möglichkeit einer neuen Finanzierungsrunde für Banken zur Sprache gebracht und die australische Zentralbank die Option einer Zinssenkung in Betracht gezogen. Jedenfalls hat die zurückhaltende Sprache einiger großer Zentralbanken den Optimismus der Anleger so angeheizt, dass die finanziellen Bedingungen im Jahr 2019 eventuell lockerer werden. Diese Entwicklungen bedeuten für die Kreditmärkte eine willkommene Atempause: „Die Fed hat die Emission von Unternehmensanleihen effektiv unterstützt“, meint Keirle. Das Umfeld sei für Investment-Grade-Unternehmen, die Anleihen begeben, positiver als im zweiten Halbjahr 2018. Auch Schwellenländeranleihen in Lokalwährung könnten von lockeren Finanzbedingungen profitieren.
Der erste Zufluss zeigt sich in Schwellenländeraktien und Hartwährungsanleihen. Dennoch könnten lokale Schwellenländeranleihen als nächstes positiv durch eine erhöhte Risikoneigung der Anleger beeinflusst werden.

Andere institutionelle Investoren setzen ihren Schwerpunkt auf Aktien der Schwellenländer. Die erholten sich von den Kursverlusten 2018 und legten im Januar sogar kräftiger zu als die Werte aus Industrieländern. Auch für den weiteren Jahresverlauf werden noch viele Chancen für Schwellenländertitel gesehen. Dabei wird das weltweite gesamtwirtschaftliche Umfeld unsicher bleiben – mit weiteren Marktturbulenzen muss also gerechnet werden. Allerdings ist Volatilität – die viele Privatanleger erfahrungsgemäß abschreckt – nicht unbedingt eine schlechte Sache, besonders dann, wenn sie von Makrothemen getrieben wird und nicht von der Situation der einzelnen Unternehmen. Unter solchen Bedingungen haben aktive Anleger guten Chancen, von unterbewerteten Aktien zu profitieren. Hier lassen sich Titel finden, deren Perspektiven von anderen unterschätzt oder gar übersehen werden. Mutige Fondsmanager sehen Chancen u. a. in solchen Märkten, die wegen wirtschaftlicher Bedenken einen Ausverkauf hinter sich haben (wie Brasilien, Mexiko und China). Auch Südkorea und Taiwan stehen im Fokus.

Neben der überdurchschnittlichen Beachtung der Schwellenländer fällt mir in jüngster Zeit auf, dass immer mehr internationale Institutionen gesteigerte Aufmerksamkeit dem Thema Nachhaltigkeit widmen – das reicht von einer entsprechenden Aufstockung der Mitarbeiter bis zum Angebot neuer Produkte (meist nachhaltige Investmentfonds).

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!