Weltmacht China: Mit Aktien den Aufstieg begleiten

23.03.19

Die Schwellenländer – angeführt von China – bleiben Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft. Diese Züge fahren nicht gleichmäßig schnell und auch nicht ohne Störungen. Dennoch lohnt es sich für Anleger mitzufahren. China-Aktien stehen schon seit langem auf meiner Favoritenliste. Jetzt habe ich sie langfristig gesehen (mehr als fünf Jahre) sogar übergewichtet.



Dafür gibt es mehrere Gründe. Im Ergebnis fällt auf, dass sich immer mehr Analysten und Vermögensverwalter intensiver mit den Schwellenländern im Allgemeinen und China im Besonderen widmen. Das bedeutet letztlich, dass diese Aktienmärkte einen wachsenden Anteil in den institutionellen Depots finden – und das kann auch für Sie, geschätzte Leser, ein Argument sein. Außerdem dämpft China die aktuellen Sorgen vor einem kräftigen Abschwung. Sowohl die Importe als auch die Exporte hätten sich in der ersten März-Hälfte wieder erholt, sagte ein Sprecher des Handelsministeriums am Donnerstag. Insgesamt sei der Außenhandel im ersten Quartal stabil. Im Februar waren die Ausfuhren so kräftig eingebrochen wie seit über drei Jahren nicht mehr, während die Importe den dritten Monaten in Folge schrumpften.

Die Volksrepublik ist seit Jahren ein Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Die Regierung rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 6,0 bis 6,5 Prozent – es wäre das kleinste Plus seit rund drei Jahrzehnten. Bei uns im Westen werden solche Zahlen kritisch beäugt und mit früheren zweistelligen Steigerungsraten verglichen. Ich halte solche Betrachtungsweise schlicht für Unsinn, weil das Schwellenland damals noch am Beginn des Aufstiegs stand und sich die Prozentsätze dementsprechend auf weitaus niedrigeren BIP-Volumen bezogen. Heute müsste man Wirtschaftskraft und jährliches Wachstum eher mit westlichen Industrieländern vergleichen – wer hat schon mehr als 6 Prozent BIP-Wachstum?! China befindet sich in einem Handelsstreit mit den USA, der die Konjunktur bremst. Die Führung in Peking stemmt sich dagegen mit Steuersenkungen und milliardenschweren Ausgaben für die Infrastruktur.

Soeben habe ich das Interview vom China Business Forum mit John und Doris Naisbitt erhalten, den Autoren von „Im Sog der Seidenstraße“. Ich habe den amerikanischen Zukunfts- und Trendforscher schon vor Jahrzehnten auf einem US-Investmentkongress kennengelernt und schätze seine Denkweise. Eine Kernfrage zum neuen Buch: Wie sollten die Europäer mit Chinas Fortschritten umgehen? Besteht die Möglichkeit, gestaltend an diesem großen Konzept mitzuarbeiten?

Dazu Naisbitt: Den Sog, den eine Investition in Infrastruktur auf viele Bereiche ausübt, haben wir in China vielfach erlebt. Unser Co-Autor Laurence Brahm hat es so formuliert: “Man kann den Drachen nicht besiegen, aber man kann ihm folgen”. China besitzt einen enormen, nicht einholbaren Kommunikations- und Investitionsvorsprung in Zentralasien, Afrika und Lateinamerika. Doch der Sog, den die chinesischen Investitionen erzeugen, richtet sich nicht gegen ein Land, sondern ebnet den Weg für weitere Investitionen. Damit meinen wir nicht nur den Handel, der durch die neu geschaffene Infrastruktur erst möglich wird. Mit steigendem Einkommen steigt der Bedarf, darin liegt auch eine Chance für Europa.

Ein westlicher Diplomat in Peking hat es kürzlich ziemlich forsch so formuliert: „Was produziert Europa, das China nicht produzieren kann?“ China führt in Robotik, hat in der Künstlichen Intelligenz mit den USA fast gleichgezogen, es hat das weltweit größte Netz für Hochgeschwindigkeitszüge und baut Flughäfen in Rekordzeit. Ein Bericht der Internationalen Energie Agentur bestätigt Chinas führende Rolle bei erneuerbaren Energien. Da wird es nicht leicht, eine Nische zu finden. Der sicherste Weg ist eine realistische Einschätzung der Möglichkeiten, die sich eröffnen und eine bestmögliche Kenntnis der Schwachstellen. Das trifft sowohl auf China zu als auch auf die BRI-Partnerländer (BRI = The Belt and Road Initiative, das Projekt Neue Seidenstraße). Soweit Naisbitt.

China ist mit neuem Selbstbewusstsein auf die Weltbühne getreten. Die USA mit Donald Trump ziehen sich zurück. Und Europa spricht nicht mit einer Stimme, ist nicht nur wegen des Brexits am Auseinanderfallen. Der langfristige Privatanleger sollte diese Veränderung der globalen Gewichte in seiner Langfriststrategie berücksichtigen.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!