Konjunkturprognosen (3): Mit Geduld die unsichere Phase überwinden

27.03.19

In diesen Tagen häufen sich neue Vorhersagen zur Weltwirtschaft und ihren wichtigsten Regionen. Damit hellt sich der konjunkturelle Horizont aber nicht auf – die Börsen spiegeln das wider. Kein klarer Trend, dafür tägliche Kurszuckungen bei Aktien, Anleihen und Währungen. Dass massiver Druck auf die Aktienkurse bisher ausgeblieben ist, lässt sich mit den unterschiedlichen Einschätzungen der internationalen Strategen begründen: Es bleiben zwar Sorgen wegen der Rezessionsgefahren, die Mehrheit der Investoren glaubt allerdings nicht an Rezession, sondern setzt eher auf eine zeitlich befristete Wachstumsdelle.



Wenn man einmal das unberechenbare Brexit-Chaos beiseiteschiebt, kann der monatliche Ifo-Indikator aus konjunktureller Sicht für Deutschland Mut machen. Denn das stark beachtete Barometer für das Geschäftsklima stieg im März überraschend um 0,9 auf 99,6 Punkte, wie das Münchner Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Zuvor hatte es sechs Rückgänge in Folge gegeben. „Die deutsche Wirtschaft stemmt sich dem Abschwung entgegen”, interpretierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage etwas besser und blicken „merklich optimistischer” auf die kommenden sechs Monate.

„Ifo-Exporterwartungen brechen ein“ – diese Meldung nur einen Tag nach dem Ifo-Geschäftsklima-Index macht jedoch die fragilen Aussichten deutlich. Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich merklich verschlechtert. Die Exporterwartungen der Industrie sind im März von 7,2 auf 1,4 Saldenpunkte gefallen. Dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 2012. Die abkühlende Weltkonjunktur macht der deutschen Exportindustrie also zu schaffen. Nach der Zurückhaltung im Vormonat sind die Exporterwartungen in der Automobilindustrie eingebrochen. Es werden Exportrückgänge erwartet. Ähnliches gilt für die Metallindustrie. Im Maschinenbau werden keine Zuwächse mehr beim Export erwartet, aber auch keine Rückgänge. Weiterhin gut aufgestellt im Auslandsgeschäft ist die chemische Industrie.

Einen „kleinen Dämpfer für das Konsumklima“ haben jetzt die Stimmungsforscher der Nürnberger GfK gemeldet – in den Medien wurde der Inhalt teilweise überzogen wiedergegeben. Denn die Stimmung der Verbraucher zeigt im März 2019 insgesamt ein „etwas ausgewogeneres Bild“ als im Vormonat. Die Konjunkturerwartung legt wieder zu. Dagegen verlieren sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung etwas. GfK-Resümee: „Der Absturz der Konjunkturerwartung ist mit dem aktuellen Anstieg – zumindest für den Moment – gestoppt. Zudem schließt sich die Schere zwischen dem Konjunkturindikator und der Einkommenserwartung wieder etwas.“

Global gesehen sind die jüngsten Urteile zu den US-Konjunkturaussichten im weiteren Jahresverlauf uneinheitlich geblieben. Dabei sprechen Ökonomen eher von
wieder zunehmenden Wachstumschancen als von Rezessionsgefahren. Die Analysen zu China bleiben wechselhaft, haben meine zuversichtliche Einstellung aber nicht vermindert. Das gilt auch für den jüngsten Bericht zu den Konjunkturerwartungen internationaler Finanzexperten: Der CEP-Indikator, der auf Basis des China Economic Panel (CEP) erhoben wird und die Konjunkturerwartungen für China auf Sicht von zwölf Monaten wiedergibt, ist um 11,5 auf minus 25,0 Punkte gefallen. Der Indikator befindet sich damit bereits seit zwölf Monaten ununterbrochen unterhalb seines langfristigen Durchschnitts.

Die Punktprognose für das reale Brutto-Inlandsprodukt 2019 wurde im Verhältnis zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte leicht erhöht und liegt jetzt bei 6,2 Prozent. Damit bewegt sich diese Prognose ziemlich genau in der Mitte des Wachstumskorridors von 6,0 Prozent bis 6,5 Prozent, der von Li Keqiang, dem amtierenden Ministerpräsidenten der Volksrepublik, bei der Sitzung des Nationalen Volkskongresses vergangene Woche vorgegeben wurde. Für mich gehören die Aktien aus dem Reich der Mitte zu den Favoriten 2019 und danach – das Mega-Projekt Neue Seidenstraße, das gerade auch Gegenstand politischer Gespräche mit den Europäern auf höchster Ebene gewesen ist, hat dabei weitaus mehr als nur symbolische Kraft.

Meine Empfehlungen: Informieren Sie sich über die fundamentalen Rahmenbedingungen der Börsen, aber folgen Sie den (wechselnden, unterschiedlichen) Prognosen nicht unkritisch! Aktuell sollten Sie Rezessionswarnungen außer Acht lassen. Kurzfristig würde ich aber eher abwarten oder nur mit Teilbeträgen investieren, langfristige Investments würde ich mit Schwerpunkt Schwellenländer und China wieder aufstocken. Verdrängen Sie Angst durch Geduld, geschätzte Anleger!

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!