Aktienstrategien: Vom Sparplan bis zum Stock-Picking

29.03.19

Der Appell zur Geduld bleibt unverändert, denn geduldig zu sein, ist ein wichtiges Element für den langfristigen Anlageerfolg. Das gilt insbesondere für langjährige Aktien- und Aktienfonds-Sparpläne. Wer damit nicht leben kann, sollte seine Strategie auf kurzfristiges Stock-Picking und/oder Trading von Aktien und Währungen ausrichten. Und wer besonders aktiv ist und ausreichend Know-how mitbringt, dem empfehle ich beides – die Kombination, aber bitte streng getrennt in verschiedenen Töpfen (= Depots). Zu viele und dann auch noch unterschiedliche Elemente in einem Topf erschweren erfahrungsgemäß die Übersicht.



Der Rückblick auf das erste Quartal 2019 zeigt eine klare Dominanz des Bullenlagers, ohne dass sich übersteigerte Euphorie entwickelt hätte. Die meisten Aktienmärkte wollen zwar weiter nach oben, doch fehlt ihnen immer wieder die nötige Kraft. Die dürften sie erst dann verspüren, wenn wichtige fundamentale und politische Rahmenbedingungen so geschaffen werden, dass sie den internationalen Anlegern wieder Mut machen. Dazu gehören die Beilegung der Handelskonflikte, die Beendigung des Brexit-Debakels und natürlich eine positivere Einschätzung der weltwirtschaftlichen Perspektiven – die Rezessionsängste müssen vom Tisch und die Konjunkturprognosen wieder nach oben korrigiert werden. Hierzu zeitliche Vorhersagen zu treffen, ist wenig sinnvoll. Also Geduld.

Unabhängig davon hat das erste Quartal eine bemerkenswerte Fülle von Einzelbewegungen der Aktienkurse beschwert – und zwar in beide Richtungen. Die Börse reagiert hochsensibel auf Unternehmensnachrichten. Dicke Überraschungen oder herbe Enttäuschungen führen spontan zu entsprechenden Kursausschlägen ungeachtet der jeweiligen Gesamttendenz des Markts. Ein attraktives Spielfeld also für Trader und Stock-Picker. In meinen Augen ist dies auch ein Hinweis auf die hohe Liquidität, die bei institutionellen Investoren nach wie vor zur Verfügung steht. Abgesehen von Immobilien wird die Aktie als Anlageklasse weiterhin als konkurrenzlos empfunden.

Verhaltensökonom Joachim Goldberg beobachtet trotz des jüngsten Dax-Rücksetzers bisher nur begrenzten Mut der Großanleger, in größerem Stil als Käufer aufzutreten: „Der Börse Frankfurt Sentiment-Index zeigt zumindest, dass dieser Mut vielleicht nicht in dem von uns in der Vorwoche erwarteten Umfang, aber dennoch in Form eines Zuwachses von 12 Punkten sichtbar wurde. Dass dieser Mut mit einer gehörigen Portion Angst kombiniert ist, wird daran sichtbar, dass sich das Bärenlager zwar um mehr als 20 Prozent geleert hat, aber zwei Drittel der Befragten sich nicht sofort auf die Seite der Optimisten schlagen wollten – man begab sich vorzugsweise an die Seitenlinie.“

Wie bereits bei früheren Rücksetzern des Dax in der Größenordnung der vergangenen Tage ließen sich die Privatanleger erneut kaum irritieren. Denn deren Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gerade einmal um 3 Punkte auf einen Stand von +17 Punkte gefallen. Mit anderen Worten: Dieses Panel versucht derzeit erneut, die Dax-Korrektur auszusitzen. Möglicherweise in der Hoffnung, dass sich das Börsenbarometer, wie bereits im Februar geschehen, auch dieses Mal in ähnlicher Manier erholen werde.

Banken und Vermögensverwalter unterstreichen im Kundendialog inzwischen das Stock-Picking, denn auch in schwächeren Börsenphasen gibt es immer wieder einzelne Unternehmen, die sich dem negativen Trend entziehen können. Stock-Picker sollten sich auf eine überschaubare Zahl von Unternehmen fokussieren, die sie dann möglichst tiefgehend analysieren. Zudem sind wissenschaftlichen Studien zufolge nicht viele Hundert Einzeltitel nötig, um ein Aktienportfolio ausreichend zu streuen.

Resümiert Wertpapierberater Thomas Scholz (Hannoversche Volksbank): „Im gegenwärtigen Umfeld an den Kapitalmärkten kann es für Anleger eine gute Strategie sein, aus der Vielzahl von börsennotierten Unternehmen die Perlen herauszupicken. Dafür gibt es zum Beispiel auch Fonds, die sich weltweit ganz gezielt auf wenige Favoriten konzentrieren.“

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!