Private Geldanlage: Negative Realzinsen = Positiv für Aktien

15.05.19

Es gibt gute Nachrichten: Nach dem Schwächeanfall im vergangenen Jahr ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal wieder auf Wachstumskurs zurückgekehrt – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent. Dazu trugen vor allem die Konsumfreude der Verbraucher und der Bauboom bei. Das ist noch keine grüne Ampel für die Konjunktur, doch können die Bullen wieder mit den Hufen scharren. Dazu passt eine weitere ganz frische Info: Das Gewinn-Momentum, das die Bandbreite an Gewinnrevisionen auf Basis von Analystenprognosen misst, hat sich auf einer Skala von +/-1 von seinem Tiefstand von -0,4 im Januar auf ein aktuelles Niveau von 0,1 im Mai erholt. Das Momentum befand sich zuletzt seit September 2018 in negativem Terrain. Das bedeutet, die Marktkräfte haben sich in den vergangenen Wochen verschoben – von nachlassenden Rezessionsrisiken und dem Wechsel zu einer gemäßigteren Zentralbankpolitik im ersten Quartal 2019 aktuell hin zu Anzeichen für eine wirtschaftliche Belebung, die Erwartungen an eine Erholung der Aktienmärkte im zweiten Halbjahr 2019 schüren. Das klingt doch gut.



Ob solche Informationen die ewig skeptischen deutschen (Zins-)Sparer zum Aktienmarkt lenken können, muss erfahrungsgemäß bezweifelt werden. Dafür sind aktualisierte Zahlen zur langfristigen Geldwertentwicklung besser geeignet, die im Rahmen einer neuen Studie von der DZ Bank vorgelegt worden sind.

Vor rund zehn Jahren schwenkte die Zinslandschaft in Richtung Niedrigzinsphase ein. Seitdem summieren sich die Zinseinbußen der privaten Haushalte bei Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen auf 648 Mrd. Euro auf. Dem stehen Zinsersparnisse bei Krediten von 290 Mrd. Euro gegenüber. Seit 2017 reicht die nominale Durchschnittsverzinsung nicht mehr aus, um die Inflation auszugleichen. Ein negativer Realzins von 1,0 Prozent führt in diesem Jahr zu einem Wertverlust des verzinslichen Geldvermögens von voraussichtlich 47 Mrd. Euro. Die im letzten Jahr aufkeimenden Hoffnungen einer Trendwende sind verflogen. Ein Ende der Niedrigzinsphase ist noch nicht absehbar. Die Zinseinbußen der privaten Haushalte steigen weiter und die Zinsen dürften erneut nicht für einen Inflationsausgleich ausreichen. Das wäre das vierte Jahr mit negativem Realzins in Folge.

Für die privaten Haushalte führt das niedrige Zinsniveau zu beträchtlichen Einkommenseinbußen. Obwohl das in Einlagen, Rentenpapiere und Versicherungen angelegte Geldvermögen seit 2009 um über 40 Prozent auf 4,8 Billionen Euro gewachsen ist, haben sich die Zinseinnahmen im laufenden Jahr auf voraussichtlich 54 Mrd. Euro und damit nur noch gut die Hälfte der Zinseinkünfte des Jahres 2009 reduziert! Die Durchschnittsverzinsung dieser Anlagen ist von 3,1 auf 1,1 Prozent gesunken.


Während die Anleger bei den privaten Haushalten unter den extrem niedrigen Zinsen leiden, können sich Kreditnehmer über günstige Finanzierungsbedingungen freuen. Das betrifft vor allem Immobilienkredite, die den allergrößten Anteil der Verschuldung ausmachen, aber auch Konsumentenkredite. Mussten private Haushalte in der Zeit von 2001 bis 2011 im Durchschnitt aller Kredite noch 5,8 Prozent Zinsen zahlen, sind heute nur noch 2,8 Prozent fällig. Bei einem Gesamtkreditvolumen von knapp über 1,8 Billionen Euro errechnen sich Zinseinsparungen von voraussichtlich rund 55 Mrd. Euro im laufenden Jahr. In der Zeit von 2010 bis einschließlich 2019 summiert sich die Zinsersparnis auf 290 Mrd. Euro. Wenn man die Zinsersparnis bei den Krediten den Zinseinbußen beim Geldvermögen gegenrechnet, verbleiben Netto-Zinseinbußen für die privaten Haushalte in Deutschland von 358 Mrd. Euro in zehn Jahren!

Die massiven Einbußen bei der Verzinsung des Geldvermögens spielen vor allem für private Haushalte eine Rolle, die auf Zinseinkünfte als zusätzliche Einkommensquelle gesetzt haben. Aber auch für Privathaushalte, die die Zinseinnahmen reinvestieren und für den Vermögensaufbau nutzen, spielen die niedrigen Zinsen eine wichtige Rolle. Seit 2008 sinkt die nominale Verzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen stetig.

Viele Zahlen. Aber jeder von Ihnen, geschätzte Anleger, sollte sie griffbereit halten, um Verwandte, Freunde und Bekannte von den Vorzügen einer Sachwertanlage zu überzeugen, wenn Sie als „Botschafter der Aktie“ auftreten. Denken Sie daran, dass der Aktienanleger langfristig irgendwo zwischen 6 und 9 Prozent Rendite einfahren kann!

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!