Schwellenländer: Langfristige Fantasie für Asien-Aktien

22.05.19

Auch die Aktien der international beachteten Schwellenländer – allen voran China – entwickeln sich nicht gradlinig und störungsfrei. Immer mehr Strategen favorisieren mittlerweile aber die asiatischen Märkte, weil man ihnen langfristig mehr Wachstum als in den westlichen Industrienationen zuschreibt. Für den privaten Anleger, dem die Emerging Markets naturgemäß weit weg erscheinen, bieten sich dabei Investmentfonds an, die mit unterschiedlichen Anlagestrategien international zunehmend angeboten werden.



Wie wichtig eine längerfristige Perspektive ist, zeigt die Kursentwicklung der Schwellenländer im vergangenen und im laufenden Jahr (werfen Sie einen Blick auf die Charts!), denn es gab zum Teil heftige Ausschläge. Aktuell werden alle Betrachtungen naturgemäß vom amerikanisch-chinesischen Handelskrieg überschattet. Wer Geduld mitbringt, sollte diese – weltwirtschaftlich wichtige! – Auseinandersetzung zwar ernst nehmen, aber dennoch in China und seinen Nachbarn investieren. Anregend wirken zahlreiche neue Analysen – von der Lagebeurteilung bis zur langfristigen Perspektive.

Schon kurzfristig interessant das soeben vorgelegte China Economic Panel (CEP) von ZEW und der Shanghaier Fudan Universität. Denn in der aktuellen Mai-Umfrage sind die Konjunkturerwartungen für China erneut gestiegen. Der Wert des CEP-Indikators, der die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten für China auf Sicht von zwölf Monaten wiedergibt, liegt jetzt bei 1,7 Punkten (April 2019: minus 11,9 Punkte). Zum ersten Mal seit März 2018 befindet sich der CEP-Indikator damit wieder im positiven Bereich und liegt praktisch gleichauf mit seinem langfristigen Durchschnitt von 1,8 Punkten!Die Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Situation hat sich indessen verschlechtert. Der Lageindikator geht um 4,5 Punkte auf einen neuen Stand von minus 11,7 Punkten zurück. Andererseits zeigen die Umfrageergebnisse, dass die Experten mit einer nachhaltigen Wirkung der aktiven Konjunkturpolitik rechnen und davon ausgehen, dass das offizielle Wachstumsziel von 6,0 Prozent bis 6,5 Prozent erreicht wird.

Andere Strategen stellen die grundsätzliche Verbesserung der Verfassung von Schwellenländern heraus. So schreibt mir ein schweizerischer Fondsmanager: Der wirtschaftliche Ausblick für die Schwellenländer ist aktuell moderat bis positiv zu bewerten. Insbesondere die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft in den vergangenen Monaten ist eine wichtige Unterstützung für die Emerging Markets. Die Bewertungen der Schwellenlandwährungen sowie der Aktien sind sowohl im historischen Vergleich als auch im Vergleich zu den entwickelten Märkten attraktiv. Eine mögliche Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie eine weiterhin moderatere Zinspolitik der US-Notenbank Fed könnte zudem für verstärktes Investorenvertrauen sorgen. Im Gegensatz zu früheren Schwächephasen stehen die Schwellenländer auf stabileren Beinen. Die Leistungsbilanzen sind insgesamt ausgeglichener, die Auslandsverschuldung ist tiefer und es bestehen
hohe Währungsreserven. Auf Unternehmensseite ist die Verschuldung ebenfalls tief und die Cashflows positiv. Wegen der demografischen Struktur, der anhaltenden Urbanisierung und des Nachholbedarfs beim Konsum wird generell erwartet, dass die Länder der Emerging Markets im Durchschnitt stärker wachsen werden als die Industriestaaten.

Die Handelsspannungen zwischen den USA und China mögen für die Volkswirtschaften in Südostasien, die in den letzten Jahrzehnten von verbesserten globalen Handelsströmen profitiert haben, eine schlechte Nachricht sein. Höhere Zölle haben die Lieferketten beeinträchtigt und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit Chinas, des wichtigsten Handelspartners vieler Länder der Region, gefährdet. Aber der Handelskonflikt hat auch einige Vorteile mit sich gebracht, so die Einschätzung namhafter Volkswirte. Als die Zölle von Trump die chinesischen Exporte in die USA trafen, haben Unternehmen der Maschinenbau-, Textil- und Technologiebranche damit begonnen, Pläne zur Verlagerung der Produktion aus China in die Nachbarländer umzusetzen, um nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Handelskriege bleiben zwar nach wie vor eine Bedrohung, doch die südostasiatischen Volkswirtschaften könnten dennoch davon profitieren, wenn es ihnen gelingt, den kurzfristigen Schaden überstehen. Große ausländische Elektronikunternehmen gehören zu den Unternehmen, die ihre Pläne zur Verlagerung ihrer Produktionsstätten aus China beschleunigen, um Zölle zu vermeiden. Thailand, Indonesien, Malaysia und Vietnam gelten hier als Favoriten.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!