Aktienanlage: Globale Streuung als Antwort auf Konjunkturschwäche

24.05.19

Im Osten und Westen nicht viel Neues. Bullen und Bären schenken sich derzeit nichts. Zumindest wechseln sich im Fahrwasser des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts kurzfristige Kauf- und Verkaufswellen munter ab. Analysten bezeichnen dies als eine „unausgewogene Gemengelage“.
Auch in Erholungsphasen des Aktienmarkts sind die Schatten der wirtschafts- und handelspolitischen Wolken zu erkennen, denn in einem ist sich die Fachwelt weitgehend einig: Je länger die Spannungen andauern, um so stärker dürfte die Weltwirtschaft davon belastet werden. Schon jetzt stimmen einzelnen Wirtschaftsindikatoren bedenklich, mehren sich die Anzeichen einer konjunkturellen Schwäche. Überholt sind die Berichte über die Rückkehr des Wachstums in Deutschland, denn sie beziehen sich aufs erste Quartal.



Dagegen hat der monatliche Konjunkturbericht des Münchner Ifo-Instituts an der Börse sichtbare Spuren hinterlassen. Darin heißt es: Die Frühjahrsbelebung der deutschen Wirtschaft droht wegen der globalen Konjunkturschwäche auszufallen. Die Stimmung in den Chefetagen der Firmen sackte im Mai auf den tiefsten Stand seit November 2014. Zudem greift die Flaute der Industrie zunehmend auf die Dienstleister über, die bisher noch für Rückenwind sorgten. “Der deutschen Konjunktur fehlt es weiterhin an Schwung”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Ökonomen erwarten wegen der Unsicherheit durch Brexit und Handelsstreit kaum Impulse vom Außenhandel. “Wenn sich die Stimmung in der Binnenwirtschaft weiter eintrübt, drohen die Antriebskräfte für die deutsche Konjunktur zu erlahmen”, warnt DZ-Bank-Experte Michael Holstein. Das Barometer für das Ifo-Geschäftsklima fiel überraschend deutlich von 99,2 auf 97,9 Punkte und damit das zweite Mal in Folge. Es war sogar der achte Rückgang binnen neun Monaten.

Die Befürchtung einer anhaltenden Wachstumseintrübung im Euro-Raum treibt auch die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) um. Auf ihrer Zinssitzung im April bekräftigten sie zwar ihre eigenen Prognosen einer Rückkehr zu stärkerem Wachstum im zweiten Halbjahr, wie es im Protokoll des Treffens hieß, das die Notenbank am Donnerstag veröffentlichte. Gleichzeit hieß es aber, die Zuversicht in diese Vorhersage sei inzwischen gesunken. Die Brexit-Sorgen und vor allem die Bedrohung durch den Protektionismus könnten die Stimmung noch weiter eintrüben und sich negativ auf die Konjunktur auswirken.

Was können Sie in diesem Umfeld tun, geschätzte Anleger? Ich habe an dieser Stelle schon wiederholt unterschiedliche oder sich ergänzende strategische Maßnahmen skizziert. Investmentprofis empfehlen angesichts der volatilen Marktlage häufig eine „aktive Asset Allocation“ oder eine „optimierte Portfolio-Diversifikation“. Folgendes ist besonders zu beachten, wenn ein Portfolio sinnvoll in Regionen diversifiziert werden soll:

Erfahrungsgemäß tendierten Anleger traditionell dazu, hauptsächlich in lokale Titel zu investieren (Home Bias). Das habe auch ich früher empfohlen, jetzt nicht mehr. Ein globales Engagement – also eine Streuung nach Regionen – kann gerade in einer undurchsichtigen Lage vor einer Wachstumsverlangsamung in der Eurozone oder lokalen politischen Risiken schützen kann. Zweitens führen Anlagen in allgemeinen, globalen Indizes oder in Indizes der Industrieländer angesichts der Größe der US-Kapitalmärkte oft zu einem hohen Engagement an der Wall Street. Auch dadurch entstehen für das Portfolio einseitige Risiken (zusammen mit den Chancen). Schließlich ist mittlerweile ein größeres Engagement in Aktien der Schwellenländer empfehlenswert – größer als es in Benchmarks normalerweise üblich ist.

Grundsätzlich ist es wichtig zu erkennen, wie vielseitig die Möglichkeiten der Streuung von Chancen und Risiken an den Aktienmärkten sind. Denn es geht nicht nur um einzelne Länder und Branchen, sondern eben auch um Regionen (Schwellenländer, Asien), um nationale und internationale Themen (z.B. Gesundheitswesen, Umweltschutz), um marktführende Konzerne und spezialisierte Mittelstandsunternehmen usw. Das wiederum kann Teil einer Anlageklassen übergreifenden Strategie sein (Aktien, Immobilien, Rohstoffe) und durch unterschiedliche Anlageinstrumente (Direktanlage, Fonds, Zertifikate) umgesetzt werden.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!