Und nach Corona? Wer Angst hat, kann voll auf Gold setzen!

07.06.20

Krisen verändern das Sparverhalten der Deutschen. Das neue Jahrzehnt begann für Sparer und Anleger durch den Ausbruch der Corona-Pandemie im Zeichen einer besonders folgenschweren, globalen Krise. Inzwischen regiert an den Börsen das Prinzip Hoffnung, Virusinfektion und Rezession könnten bald überwunden werden. Zwar ist es noch viel zu früh, um die langfristigen Auswirkungen zu quantifizieren. Doch lassen sich Lehren aus bereits vergangenen Sparkrisen ziehen. Daher hat die ING Deutschland das Sparverhalten der letzten zwei Jahrzehnte analysieren lassen.



Die Untersuchung zeigt: Für deutsche Sparer waren schon die letzten 20 Jahre mehr als turbulent. In den betrachteten Zeitraum fallen nämlich nicht weniger als vier handfeste Finanz- bzw. Sparkrisen, an die sich die meisten von Ihnen sicher noch erinnern können: Die Dotcom-Krise (bzw. geplatzte Dotcom-Blase 2001 bis 2005), die Finanzkrise (2008/2009), die Eurokrise (2012/2013) und die durch historisch niedrige Zinsen geprägte Zinskrise (2014 bis 2019). Im Auswertungszeitraum gab es also kaum eine Phase, die aus Sparersicht als normal bezeichnet werden konnte. Die Bundesbürger haben ihr Sparverhalten durch die Krisen der letzten 20 Jahren nahezu vollständig umgestellt.

Weitere Folgen: In der Zinskrise hat die Bargeldhaltung in Deutschland einen regelrechten Boom erlebt. Seit Ende 2013 haben sich die Bargeldbestände der Sparer auf 253 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Und die Corona-Krise scheint den Trend „Bares in die Matratze“ nochmals zu beschleunigen. Bankeinlagen haben auch bereits vor Corona deutlich von allen Krisen profitiert. Ihr Anteil am Sparvolumen privater Haushalte ist in den letzten 20 Jahren in jeder der vier identifizierten Krisen angestiegen. Trotz allem ist das Finanzvermögen deutscher Privathaushalte in den vergangenen 20 Jahren bis Ende 2019 um insgesamt 3,1 Billionen Euro gestiegen und hat sich damit auf aktuell insgesamt 6,5 Billionen Euro nahezu verdoppelt.

Schon diese kurze Übersicht macht deutlich, dass es die privaten Haushalte alles andere als leicht haben, ihr Geld flexibel und „krisengerecht“ einzusetzen. Dennoch kann ihnen hohe Widerstandsfähigkeit bescheinigt werden. Betrachtet man die langfristige Zins- und Börsenentwicklung, verdienen die Deutschen also nicht nur Kritik, sondern auch Verständnis für ihr Sparverhalten (das ich oft als „Falschsparen“ beanstande).

Deshalb verstehe ich die große (auch international verbreitete) Unsicherheit, die sich trotz der schier unglaublichen Börseneuphorie hält. Einerseits steckt den Anlegern noch der Crash von Februar/März in den Knochen, andererseits will man nichts verpassen. Neben dem Prinzip Hoffnung stehen nicht nur die Fragezeichen zum weiteren Verlauf von Pandemie und Konjunktur. Mittlerweile rücken auch andere Mega-Problemfelder als längerfristige Risiken wieder ins Bewusstsein – insbesondere die Spannungen zwischen den USA und China sowie die Lage Europas und „natürlich“ die drohenden Klima- und Umweltkatastrophen. Was können besonders vorsichtige oder gar ängstliche Privatleute da tun?

Eine konsequente Haltung ist die absolute Priorität für Sicherheit (unter Vernachlässigung der Performance). Dafür kommt neben bzw. anstelle von Cash eine Konzentration aufs Gold in Frage. Die historischen und aktuellen Vorzüge des Krisenmetalls sind hinlänglich bekannt. Wer auch in einer einzigen Anlageklasse – den Edelmetallen – diversifizieren möchte, dem bieten sich durchaus zahlreiche Möglichkeiten. So kann man neben Gold natürlich auch in Silber investieren. Ich möchte aber vor allem für den Einsatz unterschiedlicher Instrumente bei der Goldanlage plädieren: Neben physischem Metall (Barren, Münzen) sollte sich der Privatanleger u. a. mit Goldminenaktien, Goldsparplänen und ETFs beschäftigen.