Inflationsniveau für Anleger noch nicht gefährlich

 16.09.21

Der Anstieg des Lebenshaltungskosten-Index auf +3,9 Prozent im August ist für uns als Verbraucher ärgerlich. Niemand mag Kaufkraftschwund. Als Kapitalanleger kann man aber (noch) gelassen bleiben, denn dieses Niveau ist noch erträglich – vor allem, wenn man von einem baldigen Rückgang der Inflation ausgehen kann. Das sah vor 100 Jahren ganz anders aus. In meinem Büro hängt der mahnende Beweis: eine Gedenktafel mit Briefmarken als „Dokumente einer irrsinnigen Zeit“. Das erste Postkartenporto aus dem Jahr 1920 beträgt 5 Pfennig Deutsches Reich. Im Jahr darauf springt es auf 100. Dann galoppiert das Porto auf 6 Reichsmark und 100 Mark im März 1923. Im April des gleichen Jahres stehen schon 300 Mark drauf, im Juli 3.000 und im Oktober 1 Million. Meine kleine Sammlung (unter Glas gerahmt) endet im Dezember 1923 mit der grünen Marke im Wert von 10 Milliarden Mark. Wirklich irre! Vergleichbares wäre heute unvorstellbar.

Die von den meisten Experten vorhergesagte Beruhigung sollte schon bald spürbar werden. Nach Schätzungen des Ifo-Instituts müssen die deutschen Verbraucher in diesem Jahr mit 3 Prozent Inflation rechnen. 2,0 bis 2,5 Prozent könnten es im Jahr 2022 werden. Die Hauptursache für den relativ hohen Wert 2021 ist im vergangenen Jahr zu suchen. Vor allem die temporäre Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 und der Absturz der Energiepreise während der Corona-Krise haben zu außergewöhnlich niedrigen Preisen 2020 geführt. Erin Basiseffekt also.

Und wie vergleichen sich diese Werte mit dem Ausland? Für den Alltag in Deutschland ist das nur am Rande bedeutsam. Aber für Arbeit, Studium oder Urlaub zum Beispiel in Nachbarländern ist das schon von Interesse. Denn bei der Budgetplanung für Auslandsaufenthalte hilft ein internationaler Vergleich von Preisniveaus für private Konsumausgaben. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht dazu ab sofort monatlich aktualisierte Preisniveaus für 36 europäische Staaten in seinem Internetangebot.

Demnach war die Lebenshaltung im Juli 2021 in der Schweiz am teuersten. Das Preisniveau lag dort um mehr als die Hälfte (+51 Prozent) höher als in Deutschland. Dagegen waren die Lebenshaltungskosten in der Türkei um knapp zwei Drittel (-64 Prozent) geringer als hierzulande und damit unter allen verglichenen Staaten am niedrigsten. Neben der Schweiz waren auch in den meisten anderen Nachbarstaaten Deutschlands die Lebenshaltungskosten höher als in Deutschland. In Dänemark mussten die Verbraucher 28 Prozent mehr für den Kauf eines repräsentativen Warenkorbs zahlen. In Luxemburg lag das Preisniveau 25 Prozent höher. Dagegen war die Lebenshaltung In Polen um 46 Prozent und in Tschechien 28 Prozent günstiger als in Deutschland. Der Vergleich mit weiteren europäischen Staaten zeigt teils enorme Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten: Diese waren in Island 40 Prozent und in Norwegen 30 Prozent höher, in Bulgarien, Rumänien sowie Bosnien und Herzegowina jedoch rund 50 Prozent niedriger. Litauen und Kroatien blieben jeweils 36 Prozent, Spanien 13 Prozent und Italien 9 Prozent unter dem deutschen Preisniveau.

Zurück zum Sparer und Anleger. Ich wiederhole gerne meinen dringenden Rat, auch unabhängig von aktuellen Zinsen und Inflationsraten seine Investments auf Sachwerte zu konzentrieren – und nicht auf Staatsanleihen oder Bankkonten. Das bedeutet für die Umsetzung (neben Cash als Liquiditätshaltung) einen Dreiklang von Immobilien, Aktien und Gold durch Direktanlagen und/oder Fonds.