Das Zinsdesaster fördert die Aktienkultur in Deutschland

 26.10.21

Es verhält sich wie bei hell – dunkel, heiß – kalt, Liebe – Hass usw. Ohne hier über die Polarität philosophieren zu wollen, sei aus aktuellem Anlass betont, dass auch die Geldanlage solche Gegensatzpaare liefern kann: Zinsverluste – Aktiengewinne. Es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den fatalen Folgen für die Sparer durch die Geldpolitik der Notenbanken einerseits und dem Boom der privaten Aktienanlage andererseits. Positiv ausgedrückt: Die Modernisierung der Anlagekultur in Deutschland hat begonnen. Und das sollte nicht nur durch die Währungshüter weiter gefördert werden, auch wenn die schrittweise einen neuen monetären Kurs demnächst einschlagen.

Um die Dimension deutlich zu machen: Laut DZ Bank Research erleiden die privaten Haushalte in Deutschland auf ihr verzinsliches Geldvermögen in Höhe von 5,1 Billionen Euro in diesem Jahr einen Wertverlust von über 116 Milliarden Euro. Das sind rund 1.400 Euro pro Kopf! Das liegt an kaum vorhandenen Zinsen und der steigenden Inflation. Daraus ergibt sich ein negativer Realzins von minus 2,3 Prozent – ein neuer Negativrekord.

Für die Deutschen als klassische Zinssparer sind Null- und mehr noch Negativ-Zinsen nicht nur ungewohnt, sondern auch folgenschwer. Die im September erreichte Teuerung von 4,1 Prozent kam unerwartet. Die Aussichten bleiben unklar, weil die Fachwelt seit Wochen kontrovers darüber diskutiert, ob der Inflationsprozess nur ein vorübergehendes Phänomen oder doch von längerfristiger Gültigkeit ist. Die Prognose der DZ Bank für den Jahresdurchschnitt 2021 liegt bei 3,0 Prozent. Aber wie geht es 2022 weiter? Die Nominalverzinsung zinstragender Geldvermögensbestandteile wie Einlagen, Rentenpapiere oder Versicherungen sinkt seit Jahren immer weiter. Lag die Durchschnittsverzinsung dieser Anlagen zu Beginn des letzten Jahrzehnts noch bei knapp 2 Prozent, werden in diesem Jahr gerade noch 0,6 Prozent erreicht. Die Folge ist der genannte negative Realzins von voraussichtlich minus 2,3 Prozent – ein neuer Negativrekord.

Weil der Zinseszinseffekt als Standbein des Vermögensaufbaus weitgehend weggebrochen ist, müssen Privathaushalte mehr zurücklegen und attraktivere Sparziele suchen. Sein Geldvermögen vor der Entwertung durch Inflation zu schützen, kann insbesondere durch Verlagerung auf Aktien und Fonds gelingen. Bereits 2020 lag die Geldvermögensbildung in diesen Anlageklassen weit über dem Durchschnitt der Jahre zuvor. Im ersten Halbjahr 2021 erreichte sie dann mit 59,4 Mrd. Euro das 2,3fache dessen, was die Bürger vor der Corona-Krise im Durchschnitt in einem Halbjahr investierten.

Gutes Timing: Zum siebten Mal ruft die Deutsche Börse gemeinsam mit zahlreichen Banken am 29. Oktober, dem „Tag der Aktie“, zum Aktiensparen auf. Die Aktion wurde ins Leben gerufen, um die Aktie stärker als unverzichtbares Element zur Altersvorsorge ins Bewusstsein zu heben.

Am „Tag der Aktie“ ist der Kauf von 40 Dax-Aktien sowie von 14 Exchange Traded Funds (ETFs) auf den Dax-Index über den Handelsplatz Börse Frankfurt gebührenfrei. Erstmalig dabei sind dieses Jahr Dax-ETFs mit ESG-Bezug. Privatanlege profitieren davon ab einer Ordergröße von mindestens 1.000 Euro. Die Deutsche Börse, die Wertpapierhandelsbanken (Spezialisten) am Frankfurter Parkett und die Direktbanken 1822direkt, comdirect, Consorsbank und Geno Broker verzichten auf die üblicherweise anfallenden Entgelte. Machen Sie mit, geschätzte Anleger!