Konjunktur & Inflation – die Fragezeichen bleiben länger

 05.10.21

Wackliger Konjunkturverlauf und Inflation nachhaltiger als erwartet? Die Weltwirtschaft hat Sand im Getriebe. Ähnlich wie die Schwankungen der Aktienkurse und Rohstoffpreise wechseln die aktuellen Lageberichte und Prognosen der Analysten. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass dies noch einige Zeit anhalten dürfte. Das wiederum dürfte das uneinheitliche Börsengeschehen fördern – vielleicht noch wochen- oder sogar monatelang.

Die von den Zentralbanken lange als vorübergehend betrachtete Inflation ist offenbar nachhaltiger als ursprünglich angenommen. Der Boom im Zuge der Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit sorgte für zahlreiche Engpässe, höhere Rohstoffpreise und zum Teil erhebliche Lieferverzögerungen – und die Dauer und das Ausmaß dieser Preisanstiege erzeugen allmählich Nebenwirkungen. Schreiben internationale Analysten: Die Inflation ist nun ausreichend nachhaltig, um das Verhalten der Wirtschaftsakteure zu verändern. Die Unternehmen können den Kostenanstieg nicht mehr vollständig durch vorübergehend verringerte Margen auffangen. Dies kommt allmählich bei den Kunden an. Die Haushalte spüren immer stärker, wie sich die gestiegenen Preise für zahlreiche Waren und Dienstleistungen auf ihre Kaufkraft auswirken.

Jüngster Indikator: Die Produzentenpreise in der Euro-Zone steigen weiter rasant und signalisieren anhaltenden Inflationsdruck im Währungsraum. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte legten im August um 13,4 Prozent zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat mitteilt. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 13,5 Prozent einen nur geringfügig höheren Wert erwartet, nachdem es im Juli einen massiven Anstieg von 12,4 Prozent gegeben hatte. Die Energiekosten „explodierten“ förmlich im August um 32,0 Prozent! Die Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise.

Die Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung hat sich bereits seit Wochen in den Wachstumsprognosen einiger Ökonomen niedergeschlagen. Dennoch hat sich Bild noch nicht als ganzes eingetrübt, sondern besteht aus unterschiedlichen Farben. Das belegen auch die heutigen Meldungen.

Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich im September erheblich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des Marktforschungsunternehmens IHS Markit fiel gegenüber dem Vormonat um 2,8 Punkte auf 56,2 Zähler. Markit erklärt die Stimmungseintrübung mit nachlassender Nachfrage, Lieferproblemen und steigenden Einkaufspreisen. Dagegen haben sich die Auftragsbücher der deutschen Maschinenbauer im August weiter kräftig gefüllt. Die Bestellungen legten im Vergleich zum Vorjahresmonat bereinigt um Preiserhöhungen (real) um satte 48 Prozent zu. Die französische Industrie hat ihre Produktion im August weiter gesteigert. Die Gesamtproduktion lag 1,0 Prozent höher als im Vormonat.