04.08.22
Die Börsen sind parallel zur sommerlichen Hitze in einer unerwartet guten Verfassung. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Mega-Probleme werden verdrängt. Daher sehen die Aktienkurse aus wie Signale einer heilen Welt. Wer wird die Oberhand gewinnen, Konjunkturhoffnungen oder Konjunkturängste? Ist die feste Verfassung der Märkte nur eine Korrektur der Korrektur oder doch der Beginn eines neuen (Aufwärts-)Trends? Dass der Optimismus unter den Akteuren wieder wächst, ist nicht zuletzt die Folge der laufenden Berichtssaison, die beiderseits des Atlantiks zahlreiche überraschend gute Quartalszahlen liefert. Die Börsen-Bullen (langfristig gehöre ich dazu) schnauben wieder aufgeregt. Mir fehlt noch der Mut dazu, geschätzte Anleger, weil nicht nur ein einziges Damoklesschwert über uns schwebt.
In der jüngsten Analyse des internationalen Vermögensverwalters Grüner Fisher Investments heißt es, möglicherweise laufe die Erholungsbewegung weiter, vielleicht kehre aber die negative Volatilität zurück. Vielleicht werde sogar die globale Zinsstrukturkurve dramatisch invertiert und es komme zu einer „schrecklichen Rezession“. An den Aktienmärkten geht es aber nicht um 'möglicherweise' oder 'vielleicht' – es geht um 'wahrscheinlich', so das Resümee. Und hier lässt sich im Sommer 2022 feststellen: Es ist wahrscheinlich, dass die Realität weiterhin die niedrige Erwartungshaltung übertrifft. Denn die Schlagzeilen bleiben düster und die Aktienmärkte haben über Monate hinweg offensichtlich negative Tendenzen einpreisen können. Deshalb die Zuversicht der Experten: Alles, was nicht in einer Katastrophe endet, birgt jetzt die Chance auf eine positive Überraschung – ein gutes Zeichen für Aktienanleger.
Mag sein, liebe Leser. Nicht nur wegen des Taiwan-Themas traue ich jedoch der Aktienerholung (noch) nicht. Andererseits funktioniert die Börsen so oder so – die Aktien reagieren momentan ganz sensibel auf neue Informationen und Prognosen zur Geschäftsentwicklung. Für aktive Stockpicker gibt es also genug Chancen.