KUTZERS ZWISCHENRUF

Im Dschungel der Konjunkturdaten

21.02.23

Gehen wir einmal davon aus, dass monetäre und Konjunkturentwicklungen in den nächsten Wochen und Monaten auch das Börsengeschehen maßgeblich bestimmen werden – worauf sollten Sie, geschätzte Anleger, dabei achten? Ein echtes Problem. Denn schon die Quantität der entsprechenden Statistiken verhindert ein klares Bild. Börsentäglich werden aus aller Welt neue Zahlen veröffentlicht – Umfragen, Untersuchungen, Analysen und Prognosen. Dabei gibt es neben nationalen Zahlen auch räumliche (Beispiel: EU, Amerika, usw.). Wer dann nicht auf den Zeitraum der Wirtschaftsindikatoren achtet, stellt sich selbst ein Bein. Beispiel: Im Februar treffen aktuelle Daten auf Werte vom Januar oder vom letzten Quartal 2022. Ein Dschungel – obwohl die für solche Studien befragten Experten mitunter die gleichen sind. Für Börsianer kommt es neben der Differenzierung vor allem darauf an, ob die Ergebnisse nach der einen oder anderen Seite Überraschungen beinhalten. Motto: Je größer die Abweichung der Zahlen von den zuvor gehegten Erwartungen, um so größer die Reaktion in den Aktienkursen.

Kommt kein annähernd deutliches Bild der wirtschaftlichen Entwicklung zustande, kann es gut sein, dass die Märkte lustlos schwanken – die Berichterstatter melden dann „Lustlose Börsen“ und „Warten auf neue Impulse“ (oder so ähnlich). Seit dem Jahreswechsel gehen die Meinungen in der Fachwelt über die Aussichten für Konjunktur, Inflation und Zinsen tendenziell immer weiter auseinander. Nicht extrem, aber doch den Wertpapierhandel behindernd. Keines der beiden Lager (Bullen und Bären) beherrscht das Feld. Die Stimmung ist wacklig, die Kursentwicklung uneinheitlich.

Daran ändert auch nichts, dass sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Februar weiter verbessert hat: Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg um 2,0 Punkte auf 52,3 Zähler, wie S&P heute in London mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem wesentlich geringeren Anstieg auf 50,7 Punkte gerechnet. Die Aufhellung geht auf den Dienstleistungssektor zurück, wohingegen sich die Stimmung in der Industrie leicht eintrübte. Weiter aufwärts geht es auch mit den ZEW-Konjunkturerwartungen, die in der aktuellen Umfrage vom Februar erneut stark anstiegen. Es ist der fünfte Anstieg in Folge und der zweite Monat mit einem inzwischen deutlich positiven Wert. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland verbessert sich ebenfalls erneut, dieses Mal vergleichsweise kräftig. Es handelt sich um den vierten Anstieg der Lageeinschätzung in Folge. Allerdings befindet sich der Wert dennoch weit im negativen Bereich. Erläutern die Forscher vom Mannheimer ZEW: „Auf Sicht von sechs Monaten erwartet mittlerweile ein großer Teil der Befragten eine Verbesserung der konjunkturellen Lage. Die gegenwärtige Situation wird allerdings nach wie vor als relativ schlecht eingeschätzt.“ Alles klar?

Eigentlich ist es noch zu früh, die Aussichten für die kommenden Quartale 2023 mit Überzeugung zu beurteilen. Auch ist kein Muss, dass sich Bullen oder Bären an der Börse bald durchsetzen – ein uneinheitlicher Kursverlauf kann über Monate hinweg andauern. Morgen (Aschermittwoch) kommt der monatliche Ifo-Bericht zum Geschäftsklima heraus. Der findet traditionell besonders starke Beachtung. Bleiben Sie gespannt!