Aktienmärkte: Wie lange hält die gute Kondition noch an?

25.05.18

Nicht nur der Themenkomplex Inflation/Zinsen bereitet Anlagestrategen leichte Kopfschmerzen, denn auch hinter den Konjunkturperspektiven sehen Volkswirte inzwischen Fragezeichen. In den vergangenen Tagen ist die Geopolitik wieder dazugekommen. Man spricht bereits von den „Exits”, die tatsächlichen oder angedachten Ausstiege aus einer bestimmten Politik – sei es der Ausstieg der USA aus dem Atom-Deal mit dem Iran, seien es die innereuropäischen Entwicklungen. Dazu gehört jetzt, wenn auch nur in schemenhaften Umrissen, die Sorge über einen weiteren Rückschlag für Europa, sollte es zu einem „Italexit“ kommen.




Aber! Die Börsenlage gemessen an den Aktienkursen bleibt unverändert – die Anleger neigen mehrheitlich trotz tendenziell steigender Unsicherheit nicht zu hektischem Aktionismus. Die Kursentwicklungen der zweiten Wochenhälfte sind wirklich bemerkenswert – Dow und Dax haben nach wie vor gute Kondition. Dennoch halte ich Sorglosigkeit für gefährlich. Kurz- bis mittelfristig orientierte Anleger sollten die offenkundigen Risiken nicht missachten!


Bangen und Hoffen – dazu der Hinweis auf eine Nachricht vom Donnerstag: Die jüngste Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in der Euro-Zone treibt der EZB Sorgenfalten auf die Stirn. Eine stärker ausgeprägte Abschwächung der Nachfrage könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es im Protokoll der Zinssitzung vom April, das die Europäische Zentralbank jetzt veröffentlicht hat. Die Konjunkturaussichten seien unsicherer geworden. Zugenommen habe insbesondere die Gefahr des Protektionismus im Handel. Die Verlangsamung des Wachstums scheine länder- und sektorenübergreifend zu sein. Insgesamt bleibe der Aufschwung im Währungsraum aber intakt. Die Euro-Wächter sind zuversichtlich, dass sich die Expansion in einem soliden Tempo fortsetzen wird.


Also wieder ein Bangen und Hoffen, mit dem die Finanzmärkte nur wenig anfangen können. „Vor diesem Hintergrund stimmten die Mitglieder weitgehend darin überein, dass eine ruhige Hand in der Geldpolitik zum gegenwärtigen Zeitpunkt gerechtfertigt ist”, hieß es im Protokoll. Die EZB hatte im April weder an ihren Leitzins gerüttelt, der auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, noch ihre großangelegten Anleihekäufe verändert. „Der Sitzungsbericht zum April-Treffen bestätigt, dass die EZB keine Eile hat, ihre aktuelle geldpolitische Richtung zu ändern”, kommentierte ein Volkswirt.


Das deutsche Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu und damit so langsam wie seit rund anderthalb Jahren nicht mehr. Das Statistische Bundesamt bestätigte jetzt eine erste Schätzung. Ende 2017 hatte es noch zu einem Plus von 0,6 Prozent gereicht. Dennoch wuchs die deutsche Wirtschaft bereits den 15. Monat in Folge. „Das ist die längste Aufschwungsphase seit 1991”, erklärten die Statistiker. Dafür sorgten diesmal vor allem Impulse aus dem Inland.


Interessant ist in meinen Augen eine ganz andere Betrachtung: Deutschland ist einer Studie zufolge im weltweiten Vergleich der wettbewerbsfähigsten Standorte das vierte Jahr in Folge abgerutscht und liegt nun hinter Ländern wie China und Katar.
Die Bundesrepublik rangiere 2018 auf dem 15. Platz von 63 untersuchten Staaten, teilte die Schweizer Business School IMD zu ihrer Rangliste mit. 2014 war Europas größte Volkswirtschaft noch auf den sechsten Platz vorgerückt, 2015 dann auf den zehnten zurückgefallen, 2016 auf den zwölften und 2017 auf den 13. Rang. An die Spitze kehrten die USA zurück, die Hongkong als Nummer eins ablösen. Dritter bleibt Singapur, gefolgt von den Niederlanden und der Schweiz. China und Katar liegen direkt vor Deutschland.


Wieder das Bangen und Hoffen: „Deutschland ist die größte Volkswirtschaft der Region, wächst weiter und gehört nach wie vor zu den Ländern mit hoher Wettbewerbsfähigkeit”, sagte IMD-Chefökonom Christos Cabolis der Nachrichtenagentur Reuters. „Doch wir beobachten in den letzten Jahren ein Abrutschen in der Gesamtrangliste.” Die Studie basiert auf 258 verschiedenen Daten – etwa zu Beschäftigung, Handel und Staatsverschuldung – sowie auf einer weltweiten Befragung von Tausenden Managern.


Und dann, kurzfristig gesehen, der stark beachtete monatliche Ifo-Indikator, gestern veröffentlicht: Der Abwärtstrend beim Ifo-Geschäftsklima ist gestoppt. Der Index liegt im Mai unverändert bei 102,2 Punkten. Zuvor war er fünf Monate in Folge gefallen. Die sehr gute Geschäftslage hat sich leicht verbessert. Die optimistischen Erwartungen gaben hingegen leicht nach. Resümee der Wissenschaftler: Die deutsche Wirtschaft behauptet sich gut in einer schwierigen Weltlage.

Aus alldem schließe ich, dass an der sachwertorientierten Langfriststrategie festgehalten werden kann – mit Anlageschwerpunkt Aktien.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!