Unter den öffentlichen Anlegerveranstaltungen, die bundesweit stattfinden (in aller Regel in Großstädten), gibt es ein paar, auf die sich auch alte Hasen besonders freuen. Und zwar unabhängig von der Größe des Events. Bei mir gehört der „Rosenheimer Börsentag“ zu den Favoriten – nach den Eindrücken in diesem Jahr mehr denn je. Es war eine bemerkenswerte Zusammenkunft von fortgeschritten, meist älteren Aktienfans, die schon viele Erfahrungen gesammelt und dabei die besondere Bedeutung der Unternehmensbeteiligung erkannt haben. Sie sind per Saldo erfolgreich, denken langfristig und lassen sich auch von Kursturbulenzen nicht abschrecken. Den Beinamen „Rosenheimer Börsentag“ hat sich der TM Börsenverlag für seinen alljährlichen Tag der offenen Tür im Oktober gegeben. Inzwischen muss der Besucherzustrom durch vorzeitigen Anmeldestopp gebremst werden – trotz Kapazitätserweiterungen im und ums Rosenheimer Verlagsgebäude. Am vergangenen Samstag waren es annähernd 600 Gäste – darunter auch deutsche Finanzprominenz –, die Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und Verlagschef Thomas Müller begrüßen konnten. Rekordbesuch.
Mich hat gerade in diesem Jahr besonders beeindruckt, dass bei allen berechtigten Sorgen über die Wirtschafts- und Börsenentwicklung ausgesprochen gute Stimmung und vor allem große Gelassenheit herrschte. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings, dass dieser Anlegerkreis sicher nicht repräsentativ für die Bundesbürger war – es handelte sich ja großenteils um längerfristig orientierte, renditebewusste Menschen, die mit der Philosophie des Börsenverlags sympathisieren, also der betont langfristigen Trendfolge.
In einer Art Blitzumfrage habe ich den Tag im Chiemgau auch genutzt, um von 100 Gästen die Motive für die Aktienanlage herauszufinden – mit einem klaren Ergebnis (Mehrfachnennungen waren möglich): Etwa 40 Prozent nannten als Hauptziel Rendite und Vermögensvermehrung. Mit einigem Abstand folgten private Altersvorsorge und Vermögenserhalt. Für Börsentagbesucher war sodann klar, dass Aktien alternativlos sind. Interessant finde ich auch, dass betagte Aktienfans nicht zuletzt die Dividenden schätzen. Typische Antwort: „Ich kann die Ausschüttungen gut gebrauchen, um meine Rente aufzubessern.“ Und vereinzelt wurde ausdrücklich betont, man wolle sich am produktiven Kapital der Wirtschaft aktiv beteiligen. Weitere Begründungen für die Aktienanlage: Familientradition, Sicherheit, Liquidität, Kaufkrafterhalt, Vernunft. Ganz vereinzelt wurde sogar der Spaßfaktor in den Vordergrund gestellt: „Aktien sind mein Hobby geworden.“
Highlight der Vorträge und Diskussionen war die Vorstellung der langfristige Visionen für die Aktie von Thomas Müller, die in seinem soeben herausgekommenen „Das Börsenbuch“ beschrieben werden (ich habe hierüber an dieser Stelle bereits berichtet). Zum Schluss meines Vortrags habe ich mit behördlicher Genehmigung erstmals den mir exakt bekannten Jahresschlusstand 2014 des Dax bekanntgegeben: 9.901,48 Punkte ...
Zu guter Letzt: Angesichts der wirtschaftlichen Eintrübung will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mehr Geld in die Hand nehmen – ohne aber 2015 neue Schulden aufzunehmen. „Wir müssen mehr investieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Da müssen wir ran – und zwar bald und konkret", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Die Kritik an der Bundesregierung sei in dem Punkt berechtigt. „Wir brauchen mehr Investitionen. Daran arbeiten wir, national und auf europäischer Ebene." Ich vermute: Wenn (wenn!) dazu in den nächsten Tagen (EU-Gipfel) ein kraftvolles Paket geschnürt werden kann, sollte dies Dax & Co. zu neuem Aufschwung verhelfen.
Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!