Es
wird von Woche zu Woche immer deutlicher, dass die
Finanzmarkt-Akteure mit der Interpretation der Nachrichtenwellen
überfordert sind. Mitunter wirken Analysten und Händler geradezu
hilflos, wenn sie überzeugende Antworten auf das Warum der
kurzfristigen Kurszuckungen liefern sollen. Gibt es solche Antworten
überhaupt? Letztlich bewegen sich insbesondere die Aktienmärkte
nach wie vor im Spannungsfeld zwischen der Geldpolitik mit ihren
Ausrufezeichen und der Konjunktur mit ihren Fragezeichen. Mein
aktuelles Bauchgefühl ist auch nicht gerade eindeutig. Aber ich
bleibe absolut gelassen, denn ich sehe keine akute Crash-Gefahr,
andererseits empfange ich auch keine Signale für eine beschleunigte,
gradlinige Aufwärtsbewegung der Kurse. Irgendwie sind der Börse
nach beiden Seiten Grenzen gesetzt, vorläufig – eine Folge der
wechselhaften, oft auch widersprüchlichen Tagesnachrichten. Dadurch
wird natürlich auch die Fantasie der Marktteilnehmer limitiert.
Der
gestern vorgelegte Wochenbericht der Sentiment-Analysten an der
Frankfurter Börse bestätigt meine Einschätzung. „Keine
Partystimmung“, lautet das Resümee trotz der jüngsten Erholung
auf mehr als 9.300 Dax-Punkte. Nach der jüngsten Erhebung sehen
Profis und private Investoren sehen gleichermaßen nicht mehr viel
Aufwärtspotenzial für das Börsenbarometer: „Das begrenzt
Dax-Aktien in beide Richtungen.“
Etwas
optimistischer als in den Vorwochen äußern sich die befragten
institutionellen Investoren hinsichtlich der weiteren
Kursentwicklung. 3 Prozent sind seit vergangenem Mittwoch
eingestiegen, ebenso viele haben ihre Short-Engagements geschlossen.
Das hebt den Sentiment-Index auf 6 Punkte. Genug der Erholung, denken
sich dagegen etliche private Anleger. Angesichts eines Plus der
Dax-Aktien von 120 Punkten im betrachteten Zeitraum sind 9 Prozent
short gegangen, 4 Prozent haben ihre Aktien verkauft. Da der
Optimismus jedoch zuvor bei erstaunlichen 40 Punkten lag, ist er nun
mit 27 Punkten immer noch deutlich im bullishen Bereich.
Der
von mir hoch geschätzte Sentiment-Analyst Joachim Goldberg vermutet,
dass einige Profis in Erwartung neuer Allzeithochs in den USA zum
Korrekturtief der vergangenen Woche gekauft haben, bei der Mehrheit
aber noch „keine Partystimmung" aufkommen wolle. Aber auch die
Privatanleger würden skeptischer. Der verhaltensorientierte Analyst
zieht das Fazit, dass sich die Tendenz zu Gewinnmitnahmen bei
weiteren Kursteigerungen noch erhöhen sollte, andererseits die
Kaufneigung bei deutlichen Abschlägen zunehmen dürfte.
Blickt
man auf die Finanzmärkte insgesamt, dann fällt natürlich die
Schwäche von Öl und Gold besonders auf (von der Rubel-Schwäche
einmal abgesehen). Insgesamt haben die Sorge hinsichtlich einer
Konjunkturabkühlung in China und der erneute Anstieg des US-Dollars
auf die Rohstoffmärkte gedrückt – die Preise für Rohöl und
Edelmetalle sind auf frische Vier-Jahres-Tiefs gefallen. Gold landete
zuletzt auf dem niedrigsten Stand seit dem 23. April 2010. Auch der
Preis für Silber rutschte ab und lag zeitweise nur noch auf dem
niedrigsten Niveau seit Februar 2010.
Eine
grundsätzliche Wende dieser Trends zeichnet sich nicht ab, wird
auch von führenden internationalen Strategen nicht gesehen. Im
Gegenteil, man rechnet eher mit einer langen Aufwärtsbewegung der
amerikanischen Währung, zumal das überragende Ergebnis der
Republikaner bei den US-Kongresswahlen als börsenfreundlich und
günstig für den Dollar gewertet wird. Deshalb mehren sich aktuell
die Stimmen namhafter Banken und Fondsgesellschaften, jetzt verstärkt
in US-Dollar-Anlagen zu diversifizieren.
„Das
Börsenbuch“ – Plädoyer für die Trendfolge
Sie
kennen ja meine These, geschätzte Anleger, dass man sich weniger um
das Warum von kurzfristigen Kursentwicklungen kümmern sollte,
sondern mehr auf die langfristigen Trends. Genau das beschreiben
Thomas Müller und Alexander Coels in ihrer unbedingt
empfehlenswerten Neuerscheinung „Das Börsenbuch“. Es ist in
erster Linie eine ganz ungewöhnliche und anschauliche, akribische
und wirklich langfristige Darstellung der Aktientrends als Basis
eines überzeugenden Plädoyers für die Trendfolge-Strategie. Deren
Fortschreibung in die Zukunft kommt zu spektakulären Ergebnissen,
die selbst eingefleischte „Bullen“ (= Optimisten) erstaunen
lassen. Ausführliche Besprechung auf www.hermannkutzer.de
(folgen Sie dem Link zu „Kutzers Marktplatz“). Weitere
Informationen unter www.boersenverlag.de und www.boerse.de.
Machen
Sie also langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!