Aktienperspektiven: Kursaufschwung oder Konsolidierung, aber kein Krach

08.01.15

Wird es wieder fester nach dem Osterfest? Am gestrigen zweiten Feiertag gab es zumindest außerbörsliche Kurs-Indikationen, die das erwarten lassen. Doch ist keineswegs klar, dass es jetzt schon weiter aufwärts geht mit Dax & Co. Denn eine durchaus längere Konsolidierung wäre keine Überraschung. Besonders spannend bleibt in den kommenden Tagen aber der Blick nach Amerika (Neues von Unternehmen und Sitzungsprotokoll der Notenbank). Bei allen Unterschieden in der aktuellen Beurteilung der Aktienmärkte – die Warnungen vor einem nahenden Crash (der naht schon seit Jahren …) sind leiser geworden.

Einen weiteren Beleg für die oft unsinnigen Interpretationen von fundamentalen Daten lieferten gestern aktive Marktteilnehmer, denn nur eine Feststellung der Börsenbeobachter scheint zu stimmen: Die am Karfreitag veröffentlichten, unter den Erwartungen gebliebenen US-Arbeitsmarktdaten wirken in New York bis zum ersten Börsentag nach. Zuvor hatte bereits Tokio verschnupft reagiert. Der Nikkei-Index gab unter extrem niedrigen Umsätzen leicht nach, was Analysten damit begründeten, die neuen US-Daten hätten „Befürchtungen“ geweckt, dass die Fed nun doch noch länger mit der Einleitung der Zinswende warten könnte. Wieso „Befürchtungen“? Das soll einer verstehen. Auch die Wall Street reagierte spontan mit Abschlägen, aber mit einer anderen, nachvollziehbaren Begründung: Viele Anleger bezweifelten, dass es sich nur um eine saisonale Schwächephase handelt. Doch im Verlauf geriet das Bangen um das Wirtschaftswachstum in den Hintergrund. Stattdessen wagten sich die Investoren in der Zuversicht aus der Deckung, dass die Fed angesichts des langsameren Wachstums auf dem Jobmarkt ihre Zinswende nach hinten verschieben könnte. Der Dow erholte sich kraftvoll, die Dax-Indikationen kletterten deutlich über die 12.000er Marke.

Noch ein paar Anmerkungen zur Diskussion über eine Konsolidierung unseres Aktienmarkts. Wichtig für Sie, geschätzte Anleger: Begreifen Sie eine solche Phase nicht als etwas Negatives! Sie wäre natürlich und wünschenswert, denn das lateinische „consolidare“ bedeutet ja „fest machen, stark machen“. An der Börse spricht man von Konsolidierung, wenn sich die Kurse nach vorangegangenen stärkeren Bewegungen stabilisieren. Im aktuellen Fall wäre es Stabilisierung des Aufwärtstrends. Eine Konsolidierung muss nicht zwangsläufig mit stärkeren Minuskorrekturen einhergehen. Erinnern Sie sich: 2014 hat sich der Dax per saldo kaum bewegt – das ganze Jahr war praktisch eine Konsolidierung der vorangegangenen Super-Aktienjahre.

Und Hand aufs Herz: Wenn 2015 mit dem Ergebnis des bullenstarken ersten Quartals enden sollte, also mit 22 Prozent plus, könnten wir alle doch voll zufrieden sein, oder? Ich bleibe aus heutiger Sicht dabei, dass gerade deutsche Aktien ungeachtet einer Konsolidierung noch viel Luft nach oben haben.

„boerse.de-Aktienbrief“: Dax hat gutes Sicherheitspolster

Und wie sehen es die Kollegen vom „boerse.de-Aktienbrief“? Dem Markt würde im Grunde kurzfristig eine weitere Abkühlung ganz gut tun, schreibt Chefredakteur Jochen Appeltauer in der neuen Ausgabe. Wörtlich heißt es in seiner umfassenden Analyse: „Bedenken wir: Trotz des jüngsten Durchschnaufens beträgt das Plus seit dem 2014er-Ultimo noch immer stolze 21%, was eigentlich bereits der kompletten Performance eines guten Börsenjahres entspricht. Ähnlich erfolgreich war der Dax übrigens zuletzt 2012 gestartet, als nach den ersten drei Monaten ein Plus von rund 18% zu Buche stand. Im zweiten Quartal folgte damals darauf zunächst eine Verschnaufpause (–8%), bevor die Notierungen im zweiten Halbjahr um +19% durchstarteten. Daher: Für die kommenden Wochen gilt es, unverändert eine technische Korrektur einzuplanen. Dabei kann der Dax jedoch nach wie vor auf eine ganze Reihe an Unterstützungen bauen, womit sich das Rückschlagrisiko in Grenzen halten sollte. Dementsprechend verfügt der Dax über ein komfortables Sicherheitspolster, bevor der mittelfristige Aufwärtstrend überhaupt in Gefahr geraten würde. Dazu kommt: Die 12.000er-Marke sowie das Allzeithoch liegen weiterhin in Schlagdistanz, so dass jederzeit ein weiteres Kaufsignal generiert werden kann. Angesichts der beeindruckenden inneren Stärke des Dax ist es gut vorstellbar, dass die aktuelle Überhitzung seitwärts abgebaut wird, bevor es weiter nach oben geht.“

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!