Börsenstimmung: Zwischen Europa-Diskussion und US-Zinsspekulation

26.05.15

Seit langem wird von allen Seiten höhere Volatilität an den Aktienmärkten vorhergesagt – wenigstens in diesem Punkt behalten die meist zu vorsichtigen Experten der Banken Recht. Der heutige Handelsauftakt mit seinem kurzen Dax-Jo-Jo hat zudem gezeigt, dass wir uns auch im Tagesverlauf wieder an stärkere Kursschwankungen gewöhnen müssen. Das muss nicht unbedingt extreme Nervosität widerspiegeln. Ich sehe darin vor allem ein ausgeprägt kurzfristiges Agieren der Großanleger-Herde, die vorsichtshalber auf jede möglicherweise kursrelevante Nachricht sofort reagiert.

Nachdem neue Konjunkturdaten aus aller Welt für einige Tage im Blickfeld der Börsianer standen, haben aktuell politische News aus Europa und die Spekulationen über die schon so lange diskutierte Zinswende in den USA an Gewicht gewonnen. Das „Grexit“-Thema ist im Grunde genommen längst ermüdend, wird aber durch laufende Stellungnahmen in den Medien immer wieder aufgefrischt. Was letztlich in der Europa-Diskussion herauskommen wird, weiß kein Mensch, bleibt aus Anlegersicht unberechenbar. Für mich, der weiter an die Gemeinschaft und den Euro glaubt, ist es kein Aufreger mehr.

Amerika sollte allenfalls den kurzfristigen Aktien-Fan beschäftigen, denn auch nach den jüngsten Äußerungen der Fed-Chefin gibt es keinen Grund, einen raschen und stärkeren Zinsanstieg zu befürchten. Die Notenbankpolitik wird auch künftig für spekulatives Auf und Ab sorgen, ist aber keine Gefahr für die längerfristige Aktieneinschätzung. Janet Yellen strebt weiterhin einen Zinsanstieg in diesem Jahr an, ohne dass darauf bald weitere Schritte folgen müssen. Auch Deutsche-Bank-Chefstratege Dr. Ulrich Stephan bleibt gelassen: „ Für mich bedeutet das keine Zinswende. Am Ende wird alles von den Daten abhängen, die der Markt liefert. Vom schwachen Euro wie vom starken US-Dollar werden wir uns vermutlich also nicht so schnell verabschieden müssen.“

Einen Hinweis auf die Überlegungen institutioneller Investoren gibt auch eine ganz aktuelle Untersuchung von NN Investment Partners (bisher: ING Investment Management, Den Haag). Die Risikobereitschaft institutioneller Anleger steigt im zweiten Quartal in Folge an, der Optimismus nimmt zu. Mehr als die Hälfte der Anleger ist der Auffassung, dass Multi-Asset-Strategien – z.B. Balanced oder Total-Return-Produkte – das attraktivste Risiko-Ertrags-Verhältnis aufweisen. Der Umfrage zufolge setzen 57% der befragten institutionellen Anleger auf Multi-Asset-Strategien, die damit noch etwas beliebter sind als Aktien (55%) und Hedgefonds (27%).

Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld wollen die Anleger zunehmend ihre Risiken verringern und gleichzeitig attraktive Renditen erzielen. Insofern ist es nicht überraschend, dass sie sich Multi-Asset-Strategien zuwenden, denn diese Ansätze nutzen unterschiedliche Renditequellen und bieten Flexibilität, was zu einer besseren Absicherung gegen Verluste beiträgt. Dazu haben 44% der Anleger eigenen Angaben zufolge ihre Portfolien in den vergangenen 12 Monaten stärker diversifiziert. Über ein Viertel (27%) der Anleger sagt, dass sie die Barallokation in ihrem Portfolio verringert hätten, was eine Präferenz für risikoorientiertere Anlagestrategien erkennen lässt. Aktien werden für die kommenden drei Monate als attraktivste Assetklasse angesehen.

Wie sich Währungsveränderungen auf den BCDI auswirken

Für institutionelle Investoren spielen Währungsschwankungen keine geringe Rolle. Gilt das gleichermaßen auch für Sie, geschätzte Anleger? Der TM Börsenverlag gibt Antworten – am Beispiel des BCDI-Index. Der liegt seit Jahresanfang bereits weit in der Gewinnzone; zur positiven Wertentwicklung haben auch Wechselkurseffekte beigetragen. Denn die meisten Champions haben ihren Sitz außerhalb der Eurozone: Mit den Top-Defensiv-Champions Altria, Church & Dwight , Colgate-Palmolive und McDonald’s fällt auf die USA das mit Abstand größte Ländergewicht im BCDI. Dahinter folgt Großbritannien mit zwei Defensiv-Champions. Jeweils ein BCDI-Titel stammt aus Deutschland, Schweden, Schweiz sowie Dänemark.

Da bei der BCDI-Berechnung die Aktiennotierungen der Defensiv-Champions in Euro berücksichtigt werden, wirkt sich ein fallender Euro positiv auf den Indexkurs aus. Zur Verdeutlichung des Währungseffektes ein Beispiel: Die Aktie von McDonald´s ist seit Jahresanfang an der New Yorker Börse um +6% in US-Dollar gestiegen. In Euro hat der Titel an der Frankfurter Börse dagegen sogar um +15% zugelegt. Langfristig gleichen sich die Wechselkurse aber in der Regel wieder aus. Konkret: Seit dem Jahr 2003 ging es für die McDonald`s Aktie in US-Dollar um +343% nach oben. In Euro betrug der Wertzuwachs +337%. Das heißt, in diesem Zeitraum glich sich der Wechselkurseffekt aus. Langfristig betrachtet profitiert der BCDI von der breiten Länderstreuung, so dass Wechselkursänderungen nur sporadisch ins Gewicht fallen. Denn die Aktienkursentwicklungen der zehn Top-Defensiv-Champions zeichnen sich durch ein besonders geringes Schwankungsrisiko aus, das maßgeblich zur langfristigen massiven Outperformance des BCDI beiträgt.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!