11.01.15
Eine
Horror-Woche liegt hinter uns. Nein, das hatte auch ich nicht auf dem
Radar. Aktien, Rohöl, China – für die Medien ein gefundenes
Fressen, denn der Dax-Absturz passt ja so gut in die allgemeine
Krisenstimmung – ob in Köln, in der Türkei, in Nahost oder
Nordkorea. Dazu kommen auch noch Entwicklungen wie die verbale
Demontage des Gebäudes Europa und ein sich juristisch hinziehender
Fall VW. Ist die Welt plötzlich so schlecht, dass man selbst aus
unbestritten attraktiven Sachanlagen wie der Aktie eiligst aussteigen
sollte? Und was dann, wohin mit dem Geld?
Nur
von einem bin ich überzeugt: Der Start des Dax im Januar kann zwar
das ganze Jahr entscheiden, wie Statistiken belegen, aber 2016 wird
das nicht so sein. Da lege ich mich mal fest. So schlimm wie die
vergangenen Tage wird die Jahresbilanz nicht werden. Statt der Rally
ein Auftakt mit Schrecken – die Sonntags-FAZ überschreibt ihre
Analyse der Schreckenswoche schon mir „Annus horribilis“. Nicht
zum ersten Mal kommt es mir so vor, als hätten die Märkte –
besser: die Marktteilnehmer – ein schlechtes Gedächtnis. Denn die
wichtigsten Belastungsfaktoren, die derzeit allseits zur Begründung
für die Schwächeanfälle genannt werden, sind durchaus nicht neu.
Was
mir besonders auf den Senkel geht:
- Landauf, landab gibt es nur noch China-Experten, die im Brustton der Überzeugung die komplizierte Lage im Reich der Mitte analysieren.
- Die positiven Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt werden einfach vernachlässigt.
- Warum halten institutionelle Großanleger, die zuvor fast ausnahmslos optimistische Vorhersagen für 2016 veröffentlicht haben, nicht dagegen?
Tatsache
ist doch, dass uns das neue Jahr viele alte Bekannte liefert, die den
Marktteilnehmern längst vertraut sind. Die globalen Ungleichgewichte
haben sich zwar verringert, sind aber nicht gänzlich verschwunden.
Das begründen die Vordenker von Allianz Global Investors: „Eine
der Hauptursachen für globale Ungleichgewichte ist die zur Stützung
der Konjunktur weltweit gelockerte Geldpolitik. Die Leitzinsen in den
entwickelten Ländern sind auf Rekordtiefstände gefallen. Dabei hat
es seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 über 700
Zinssenkungen gegeben.“
Die
Chancen und Risiken des Jahres 2015 scheinen uns in ähnlicher
Zusammensetzung auch 2016 zu begleiten. Das Umfeld geringen Wachstums
und die fragile Wirtschaftslage bleiben uns erhalten. Besonnene
Strategen rechnen jedoch nicht damit, dass die in vielen
Schwellenländern beobachtete Schwäche auf alle Volkswirtschaften
übergreifen und in eine globale Rezession münden wird. Nicht
übersehen: Im Euroraum sind die letzten Konjunkturdaten positiv
ausgefallen. Die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern im
Euroraum zeigt sich trotz der schwierigen politischen Lage, in der
sich die Währungsunion derzeit befindet, erstaunlich stabil. Die
amerikanische Wirtschaft präsentiert sich ebenfalls in einer
insgesamt robusten Verfassung. Und der Rückenwind für die
Industrieländer durch niedrige Energiepreise darf dabei nicht
unterschätzt werden.
Fazit:
Weiterhin niedriges Wirtschaftswachstum, niedrige Inflation und
niedrige Zinsen. Anleger, die Wertsteigerungen ihres eingesetzten
Kapitals anstreben, müssen die Chance also nach wie vor im Risiko
suchen – in der Aktienanlage. Deshalb bleibe ich dabei, dass der
Dax-Absturz unter 10.000 und zuletzt sogar sogar unter 9.800 eine
starke Übertreibung durch panikartiges Anlegerverhalten darstellt.
Thomas
Müller: 2016 wird ein gutes Börsenjahr
Konsequent
auf Hausse-Kurs bleibt Herausgeber Thomas Müller, der in seinem
Editorial für die neue Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“
verkündet: „2016 wird ein gutes Börsenjahr mit zweistelligen
Kursgewinnen, über deren Ausmaß beim Dax die Kursrückgänge des
zweiten Quartals entscheiden werden. Denn normalerweise geht es hier
so deutlich nach unten, weil dann die kräftigen Gewinne der
5er-Jahre korrigiert werden. Doch diese technische Bereinigung haben
die Börsen bereits im vergangenen Sommer durchlaufen, weshalb die
Kursverluste in Q2 nur unterdurchschnittlich ausfallen sollten.
Der
Dax sollte die Jahrestiefs also im Januar oder im Juli markieren und
– dank einer im zweiten Halbjahr festeren Wall Street – die
Jahreshochs im Dezember. Demnach bestehen beste Chancen, dass wir bis
März/April viele neue All-Time-Highs sehen werden und dann wieder im
November/Dezember. Mithilfe der 200-Tage-Linien werden wir das beste
aus dieser Börsenvision machen.“
Machen
Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!