03.03.16
Nicht hoffnungslos,
aber auch nicht überzeugend optimistisch. Wo man auch hinschaut, die
Bilder bleiben aus Anlegersicht diffus und undurchsichtig. Nachhaltig
fest tendieren nach wir vor nur Immobilien – das Betongold macht
seinem Namen alle Ehre. Beim Blick nach vorn werde ich an den
früheren Parketthandel erinnert, wenn Aktien „zum Aussuchen“
(Geld oder Brief) ausgerufen wurden. Denn die Beurteilung der
weltwirtschaftlichen Perspektiven und der Notenbankpolitik geht in
der Fachwelt extrem weit auseinander. Dazu kommen die zunehmenden
geopolitischen Konflikte. Wer seine Angst vor der Zukunft pflegen
will, braucht nur Interviews wie im heutigen Handelsblatt mit dem
Chef des weltgrößten Hedgefonds zu lesen. Das ist nicht mein Ding,
wie Sie wissen, geschätzte Anleger. Mein Motto lautet: Mitmachen,
aber absichern!
An der Frankfurter
Börse ist die Stimmung differenziert geblieben, wie aus dem neuen
Sentiment-Report hervorgeht. Vor allen Dingen bei den Privatanlegern
hat ein deutlicher Meinungswechsel stattgefunden. Vergessen scheinen
alle negativen Anzeichen der ersten acht Wochen in diesem Jahr.
Gleichzeitig vermittelt allerdings auch die Kursentwicklung der
vergangenen Woche (Mittwoch/Mittwoch), dass dieser Stimmungswechsel
und die damit verbundene „Short-Squeeze“ überwiegend sicherlich
Geld gekostet haben wird. (Short Squeeze nennt man die
Angebotsknappheit eines Wertpapiers, das zuvor in großer Anzahl
leerverkauft wurde. Nach den Leerverkäufen müssen die daraus
resultierenden offenen Positionen wieder glattgestellt werden). Dies
dürfte auch für die institutionellen Anleger gelten, die sich
zuletzt und auch heute wesentlich weniger optimistisch als ihre
privaten Pendants gezeigt haben.
Daher ist davon
auszugehen, dass sich auch bei den institutionellen Anlegern noch ein
Nachholbedarf bezüglich etwaiger Käufe – allerdings nur zu
deutlich günstigeren Kursen als heute – einstellen wird, vermuten
die verhaltensorientierten Analysten in der Mainmetropole. Ihr Fazit:
Unterm Strich spricht einiges dafür, dass die Erholung des
Börsenbarometers seit dem 11. Februar derzeit noch nicht viel mehr
als eine Korrektur im Bärenmarkt darstellt. Denn für einen
richtigen neuen Aufwärtstrend fehlt es derzeit sowohl an großen
(bärischen) Schieflagen als auch an langfristigen Kapitalzuflüssen,
vornehmlich aus dem Ausland.
Welchem Lager Sie
auch angehören, liebe Leser, ich plädiere mehr denn je und ohne
Einschränkung für die Absicherung aller Aktienpositionen einer
„normalen“ Anlage. Was damit gemeint ist? Nun, eine Erkenntnis
der vergangenen Jahres ist doch, dass ein relativ kurz- bis
mittelfristiges Mitspielen an der Börse für Privatanleger hohe
Risiken birgt – wenn man also im Laufe von ein, zwei, drei Jahren
eine ordentliche Rendite erwartet. Deshalb stößt an einem Ende das
wirklich kurzfristige (Day-)Trading auf wachsendes Interesse, das
besonderes Know-how erfordert. Auf der anderen Seite braucht
derjenige keine Absicherung, der betont langfristig, also über
Jahrzehnte, in Aktien investiert (Aktiensparpläne). Hier sind nur
Geduld und Demut gefordert. Alle anderen sollten unbedingt die
gängigen Sicherungsinstrumente, wie insbesondere Trailing Stops,
nutzen und schon beim Kauf dadurch ihr Risiko klar begrenzen. Dann
(und das hören die Crash-Propheten nicht gern) braucht man sich auch
nicht vor schlimmen Baisse-Phasen zu fürchten – man steigt ja mit
einem noch erträglichen Verlust aus!
Mischfonds
keine Alternative zu Aktien
In der jetzt
vorliegenden neuen Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“ (ich
empfehle eine kostenloses Probe-Abo) bekräftigt der Herausgeber und
Buchautor Thomas Müller seine langfristige Zuversicht für Aktien
und erneuert seine ablehnende Haltung gegenüber den hierzulande bei
Privatanlegern so beliebten Mischfonds. In seinem Editorial schreibt
Müller u.a.: Das renommierte Research-Haus Feri Eurorating hat nun
657 Mischfonds mit einer solchen Benchmark verglichen und kommt zu
dem Ergebnis, dass in den vergangenen zwölf Monaten sage und
schreibe 96% aller Mischfonds eine Underperformance erzielt haben!
Das Versagen der Mischfonds in einer solch extremen Breite zeigt
natürlich auch, dass es dort an
autarken
Anlageentscheidungen fehlt. Angestellte Fondsmanager laufen eben im
Regelfall mit/in der Herde, um das Risiko zu vermeiden, durch ggf.
auffällig negative Renditen ihre Karriere zu gefährden. Das wird
sich natürlich auch in der Zukunft nicht ändern, aber was
Mischfonds wirklich überflüssig macht, ist die Zinskonstellation.
Denn die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen befand sich 1981 bei
11,4% und heute bei 0,05%. In den vergangenen 35 Jahren konnte also
in Aktien „und“ in Anleihen
investiert werden,
doch jetzt bieten Anleihen – die sich in der wohl größten
Finanzblase aller Zeiten befinden – weder Zinsen noch die Aussicht
auf Kursgewinne.
Müllers Credo:
Aktien sind und bleiben alternativlos, wofür allein schon der Blick
auf die Dividendenrenditen reicht. Und was Aktien-Skeptiker völlig
unterschätzen, sind die langfristigen Kursperspektiven: Unsere 100
Champions haben in den vergangenen fünf Jahren 108% gewonnen, das
sind 16% jährlich. Für die zurückliegenden zehn Jahre errechnet
sich ein Kursgewinn von 278% (14% p.a.) und im 15-Jahres-Vergleich
beträgt der Anstieg 810% und damit 16% p.a.
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!