07.03.16
Wer in den
vergangenen Monaten die These vertrat, dass die umstrittene
Geldpolitik der Notenbanken für die Finanzmärkte an Bedeutung
verlieren dürfte, wird jetzt wohl eines Besseren belehrt. Je
nachdem, was die EZB am kommenden Donnerstag beschließen wird –
oder nicht –, werden die Aktienkurse nach meiner Überzeugung
reagieren. Möglicherweise nachhaltig. Im besten Fall aus Börsensicht
können wir mit einem neuen Impuls für Dax & Co. rechnen.
Vielleicht bilden die Beschlüsse von Mario Draghi aber auch nur eine
Stütze für die inzwischen ja beachtlich erholten Märkte. Letztlich
– obwohl ich es eher unwahrscheinlich halte – sind sogar
Enttäuschungen nicht auszuschließen.
Vor diesem
Hintergrund dürfte die Konjunkturdiskussion vorübergehend etwas in
den Hintergrund rücken. Immerhin lässt sich seit einigen Tagen
beobachten, dass sich die Wachstumsängste, die seit Jahresbeginn für
teilweise heftige Kursrückgänge bei Aktien gesorgt hatten, wieder
etwas gelegt haben. Die Anzahl negativer Konjunkturüberraschungen bei US-Daten hat sich in den vergangenen Wochen sichtbar reduziert.
Für Erleichterung sorgte insbesondere der Anstieg des
US-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe. Bei den
mehrheitlich noch negativen Konjunkturüberraschungen aus der
Eurozone dürfte angesichts inzwischen deutlich zurückgeschraubter
Erwartungen zumindest der Zenit erreicht sein,
hoffen Analysten. Eine Stabilisierung der Wachstums- und damit der Gewinnerwartungen gilt als eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich
die ausgeprägte Risikoaversion wieder normalisiert. Dazu trägt auch eine entgegen
mancher Befürchtungen recht ordentlich ausgefallene Berichtssaison
bei. Während für den S&P 500 inzwischen 98 % der Ergebnisse
vorliegen, steht für den Dax noch ein Drittel der Berichte aus. Zum
derzeitigen Zeitpunkt liegen die Nettoergebnisse dies- und jenseits
des Atlantiks leicht über den Erwartungen. Zwar überwiegen bei den
Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf
Monate die negativen Revisionen, das Ausmaß ist jedoch insgesamt
überschaubar.
Gute Lageberichte
wie vom US-Arbeitsmarkt fördern einerseits den angekratzten
Optimismus bezüglich der amerikanischen Wirtschaftsperspektiven. In
Börsenkreisen sorgen sie allerdings für neue Unsicherheit, wann und
wie oft die Fed in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird.
Anders das Bild bei
uns in Europa. Zwar gilt unter Börsianern als ziemlich sicher, dass
die EZB am kommenden Donnerstag die Geldpolitik weiter lockern wird,
um die Konjunktur anzukurbeln. „Super Mario" steht allerdings
vor dem Problem, die hochgesteckten Erwartungen der Anleger nicht zu
enttäuschen. Sollte dies geschehen, drohe ein Kurssturz wie nach der
EZB-Sitzung im Dezember. Daher werden sich die Anleger vorher sicher
zurückhalten, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden,
glauben Frankfurter Fondsmanager. „Aufgrund abnehmender
Konjunkturdynamik, niedriger Inflation und festem Euro ist mit einer
'Draghi-Trilogie' der Lockerungsmaßnahmen zu rechnen",
prognostizierte Frank Engels, leitender Fondsmanager der Union
Investment. Er setzt auf einen Dreiklang aus Zinssenkung, Ausweitung
der Wertpapierkäufe und neuen Billig-Krediten für die
Geschäftsbanken. Dabei dienten die beiden letzteren Schritte dazu,
die Belastungen durch die erstere Maßnahme abzufedern.
Allerdings gibt es
Strategen, die auch nach der EZB-Entscheidung am Donnerstag keine
längerfristige Belebung des Handels an den Aktienbörsen erwarten.
Das ist mir zu skeptisch, dann spielen auch andere Einflüsse wieder
eine größere Rolle. Am 15. und 16. März beraten Draghis
US-Kollegen von der Fed darüber, ob sie die US-Zinsen weiter
anheben.
Bitte mit einem Auge
weiter nach China blicken, geschätzte Anleger. Es gibt erste
Neuigkeiten vom Volkskongress: Mit einem massiven Ausbau von
Zukunftstechnologien will China die heimische Wirtschaft dauerhaft in
Schwung halten. Für die kommenden Jahre plant die Regierung
Wachstumsraten von jeweils mindestens 6,5 Prozent. Doch sie stimmt
das Land auf eine harte Übergangsphase ein. Geplant ist, die
Volksrepublik in eine weltweit führende Position in der
Halbleiterbranche, Robotikindustrie, Flugzeugausrüstung und
Satellitentechnologie zu entwickeln. Zugleich soll sie die
Weiterentwicklung des Internets vorantreiben und zur Cybermacht
aufsteigen.
Ein
Porträt aus dem BCDI: Brillen Fielmann
Heute abschließend
noch ein Auszug aus dem Porträt meiner Kollegen von Brillen Fielmann
aus dem BCDI. Denn die in den 1970er-Jahren von Günther Fielmann aus
der Taufe gehobene Optikerkette gilt als ein Paradebeispiel eines
erfolgreichen gründergeführten Unternehmens. Längst ist der
Werbeslogan „Brille: Fielmann“ zum Platzhirsch in der Branche
geworden, und 90% der Bundesbürger ist der Firmenname bekannt. Laut
eigenen Angaben verkauft der Marktführer in den mittlerweile 695
Niederlassungen mehr Brillen als alle Optiker in den Niederlanden, in
Österreich, der Schweiz, Schweden, Dänemark und Norwegen zusammen.
Das ist möglich, weil Fielmann die komplette Wertschöpfungskette
von der Produktion bis zum Verkauf der Brillen abdeckt und den Kunden
durch seine Größenvorteile immer wieder neue interessante
Preismodelle (70% unter Markenpreisniveau) anbietet wie z.B. die
Nulltarifversicherung.
Auch wenn die
Fielmann-Aktie und der MDax seit Jahresanfang mit -4,7% bzw. -5,5%
quasi im Gleichschritt leicht nach unten marschierten, zeigt der
Langfrist-Chart seit 2.000 ein ganz klares Ergebnis. So legte die
Optikerkette in den vergangenen gut 16 Jahren mit +774,7% weitaus
deutlicher zu als die zugehörige Benchmark MDax, die „nur“ auf
ein Plus von 378,6% kam. Das bedeutet eine Outperformance von 396,1
Prozentpunkten.
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!