14.03.16
Das Thema
Geldpolitik wird auch nach dem lauten Aufschrei der Wirtschaft
einerseits und dem schwankenden Jubel der Börsen andererseits nicht
ad acta gelegt. Man wird jetzt noch intensiver als bisher beobachten,
ob die Verzweiflungstat der EZB endlich die gewünschten
Entwicklungen in der Realwirtschaft auslöst. Zudem gilt (wie schon
öfter): „Nach der EZB ist vor der Fed“. Der Rechtsruck bei den
Landtagswahlen, so brisant er auch sein mag, wird sich nach meiner
Einschätzung nicht auf die Kurse auswirken. Insgesamt sehe ich für
unseren Aktienmarkt zum Beginn der zweiten Märzhälfte mehr Chancen
als Risiken – trotz aller Probleme und Konflikte.
Der fulminante
Sprung des Dax über die 10.000er Marke zum heutigen Börsenauftakt
ist natürlich ein starkes Signal – wenn sich diese Bewegung als
nachhaltig erweisen sollte. Dann rückt nämlich der 200-Tage-GD ganz
nahe. Die Spekulation, dass der langfristige Gleitende Durchschnitt
als wichtiger Trendindikator bald nach oben durchbrochen wird, würde
somit an Bedeutung und Einfluss auf das Anlegerverhalten gewinnen.
Aber, wie gesagt, erst einmal sehen, ob unser Leitindex tatsächlich
fünfstellig bleibt!
Die erfreuliche
fundamentale Nachricht: Die deutsche Wirtschaft ist gut in das Jahr
2016 gestartet und bleibt trotz eines unsichereren globalen Umfelds
auf Wachstumskurs, berichtet soeben die Bundesregierung. Sie räumt
aber ein, dass sich die Stimmung in der Wirtschaft angesichts von
Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung der rohstoffproduzierenden
Schwellenländer und aufgrund von Spannungen an den Finanzmärkten
zuletzt spürbar eingetrübt hat. Die Industrie und das Baugewerbe
haben zu Jahresbeginn ihre Erzeugung kräftig ausgeweitet. Die
Auftragssituation blieb stabil.
Kann man dieser
Einschätzung vertrauen? Es gibt nicht wenige Experten, die ihren
bisherigen Konjunkturoptimismus überprüfen bzw. die deutschen und
weltwirtschaftlichen Aussichten vorsichtiger als zuvor beurteilen.
Auch Deutsche-Bank-Stratege Dr. Ulrich Stephan gibt sich
nachdenklich, wenn er Draghi zitiert, der sagt, seine Möglichkeiten
seien fast ausgeschöpft − jetzt müsse die Politik ran mit
Strukturreformen und Investitionen. Stephan: „Nur: Beides bleibt
schon jahrelang aus, was Investoren zweifeln lässt. Liquidität
spräche zwar für Aktien. Aber nur wenn sie auch in der
Realwirtschaft landet, dürften Kursgewinne nachhaltig bleiben.“
Wie schwachbrüstig
Europas Wirtschaft ist, zeigt sein Realitätscheck für das
Schlussquartal. Anfangs war ein Gewinnanstieg um 7,5 Prozent
prognostiziert worden, nach den Ergebnissen von vier Fünfteln der
Unternehmen steht der Ist-Wert aber bei 1,3 Prozent − das werden
die fehlenden Firmen nicht mehr aufholen. Für 2016 wird jetzt ein
Gewinnplus von nur noch 2,7 Prozent erwartet. Doch ein genauer Blick
lohnt, gerade für die Aktien-Fans: Für die Tech-Branche, den
Gesundheitssektor und konsumnahe Unternehmen liegen die Prognosen
über dem Durchschnitt. Und Europa ist keine Ausnahme − das
Wachstum zeigt global Schwächen. Weltweit investieren Unternehmen zu
wenig, im Schnitt stagnieren ihre Umsätze. Die schrumpften 2015 bei
44 Prozent der Firmen außerhalb des Finanzsektors, wie eine Analyse
der Deutschbanker von Hunderten Bilanzen ergab. Wichtige Erkenntnis:
Konzerne, die mit geringem Kapitaleinsatz hohe Einnahmen erzielen und
dabei nicht zu hoch bewertet sind, finden sich vor allem in den
Sektoren Health Care und IT sowie regional in Japan und den USA.
Apropos USA:
Günstige Nachrichten für die Börse erwarte ich in dieser Woche zum
Thema Inflationsentwicklung. Insider schätzen, dass die
US-Konsumentenpreise im Februar nach vier Anstiegen in Folge wieder
zurückgegangen sind. Verantwortlich hierfür sind einmal mehr die
Energiepreise. Und die Fed dürfte bei ihrem Zinsentscheid am
Mittwoch keine Leitzinserhöhung vornehmen. Vielleicht erfahren wir
dann auch durch leise Hinweise, ob jetzt weniger Zinsschritte als
bisher für 2016 angedacht zu erwarten sind. Zwar haben sich die
Makrodaten in den vergangenen Wochen in die von der Fed gewünschte
Richtung entwickelt. Die vorliegenden Daten sprächen also für eine
Anhebung. Allerdings war der Stress an den Finanzmärkten zuletzt
sehr ausgeprägt, und erfahrungsgemäß lassen sich die Mitglieder
des zuständigen Notenbankkomitees hiervon beeinflussen.
Inditex
– Wenn eine Modeaktie im Trend ist
Gerne nutze ich die
Gelegenheit, um wieder einmal auf eine hochinteressante Einzelanalyse
meiner Kollegen hinzuweisen. Christoph A. Scherbaum von der Redaktion
„Aktien-Ausblick“ hat jetzt Inditex vorgestellt und schreibt
dazu: Der Platz 2 in der aktuellen Forbes-Liste der Superreichen
sorgt bei vielen Lesern für Erstaunen. Während Bill Gates (Platz 1)
und Warren Buffett (Platz 3) einen hohen Bekanntheitsgrad genießen,
ist dies bei Amancio Ortega kaum der Fall. Das verwundert, denn der
Spanier kommt immerhin auf ein Vermögen von 72,8 Milliarden
US-Dollar. Doch das Unternehmen, mit dem Ortega reich wurde, sagt den
meisten Menschen nichts: Inditex. Allerdings verbirgt sich hinter der
Abkürzung für Industria de Diseno Textil (Inditex) ein weltweit
umspannendes Modeimperium. Marken wie Zara, Massimo Dutti und
Pull&Bear sind überall bekannt und laut den aktuellen
Bilanzzahlen auch ein rentables Geschäft. Für europäische
Aktienanleger ist Inditex seit langem ein festes Mitglied der
spanischen Aktien im europäischen Auswahlindex Euro Stoxx 50.
In Folge der guten
Entwicklung hat Inditex eine Dividendenerhöhung um 15 Prozent
angekündigt. In zwei Tranchen wird Inditex voraussichtlich 60 Cent
je Aktie an seine Anteilseigner bezahlen. Scherbaums Fazit: „Inditex
– eine von vielen Champions-Aktien, die den Lesern des
boerse.de-Aktienbriefs langfristig viel Freude im Depot bereitet.“
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!