16.05.16
HK – Fast so alt wie die Börse
selbst ist der Streit zwischen „Value“- und „Growth“-Anhängern,
wenngleich dies per se keine konträren Anlagestile sind. Der Wert
(=Value) eines Unternehmens wird durch Wachstum (=Growth) geschaffen.
Value-Titel gelten als langweilige Dickschiffe mit wenig Wachstum und
niedriger Bewertung, Growth-Titel als Schnellboote, die ein hohes
Gewinnwachstum ausweisen. Das Research der DZ Bank hat jetzt eine
ausführliche vergleichende Analyse vorgelegt, die auf die Chancen
mit Value-Aktien abhebt.
Seit dem Ende der Finanzkrise 2008/09
haben sich Value-Titel deutlich schlechter als Wachstumswerte
entwickelt. Jedoch hat sich zwischenzeitlich das weltwirtschaftliche
Wachstum abgeschwächt, ehemalige Antreiber wie China und die
Emerging Marktes verlieren an Kraft. Auf Unternehmensseite haben
viele globale Trends die Marktsättigung zunehmend erreicht, so dass
es in bestehenden Industrien an Wachstumschancen mangelt. Vielfach
halten Growth-Unternehmen die Aktionäre nur noch mit
Aktienrückkäufen zu Lasten der eigenen Bilanz bei Laune, können es
sich im Gegensatz zu vielen Value-Werten aber nicht immer leisten.
Dies ist ein Trend, der im Falle eines Zinsanstiegs noch negativ
überraschen kann.
Bedingt durch die schlechte
Kursentwicklung sind viele Value-Titel so günstig wie vor drei
Jahren. Gleichzeitig hat die Bewertung bei Growth-Aktien wieder
Extrema erreicht. Aus unserer Sicht erscheint es daher ratsam, die
Gruppe der Growth-Aktien zu meiden und verstärkt auf Value-Titel zu
setzen. Diese dürften auch in einem wachstumsschwachen Umfeld solide
Erträge (und Dividenden) erwirtschaften und sind wegen der
vergleichsweise günstigen Bewertung auch weniger korrekturanfällig
als teure Wachstumstitel.
Anleger sollten jedoch nicht blind auf
Sektoren oder die Stil-Indizes setzen, weil deren Unterscheidung von
Value und Growth oft zu kurz greift. Auch ist zu bedenken, dass nicht
jeder der Stile gleichermaßen für einen Anleger geeignet ist. Auf
Growth-Strategien zu setzen ist mental weniger anspruchsvoll, weil
die Investoren meist „mit dem Strom“ schwimmen. Value-Investoren
hingegen stehen oft abseits der Menge.
Die erfolgreichsten Anleger der Welt
kombinieren beide Ansätze, indem sie unterbewertete Aktien kaufen,
die langfristig ein solides Wachstumspotenzial aufweisen.
Die Analysten der DZ Bank runden ihre
Betrachtung mit einer Liste kaufenswerter Value-Aktien aus dem In-
und Ausland ab: Apple (USA), Qualcomm (USA), K+S (Deutschland),
ElringKlinger (Deutschland), Cisco Systems (USA), TAKKT
(Deutschland), Dürr (Deutschland), Richemont (Schweiz), Total
(Frankreich), Oracle (USA), Continental (Deutschland), Deutsche Post
(Deutschland), Software AG (Deutschland), Bertrandt (Deutschland),
Boeing (USA), Wal-Mart Stores (USA).