Aktienmärkte: Die Jahresauftakt-Rallye kann auch gemütlich werden

27.01.18

Nimmt man den bisherigen Verlauf 2018, dann sieht alles ganz solide aus – die Kursentwicklung ebenso wie das Börsenumfeld. Ob man hinterher von einer Rallye sprechen kann, bleibt abzuwarten. Ich halte es für durchaus möglich, dass es keine steile, hektische Aufwärtsbewegung der Aktien in den kommenden Wochen geben wird. Die brauchen wir auch nicht. Bemerkenswert sind in erster Linie die positiven Nachrichten aus der Wirtschaft und die überwiegend zuversichtlichen Einschätzungen der Marktaussichten durch führende Fondsmanager.



Kein Zweifel, die Aktienbörsen rund um den Globus sind gut ins Jahr 2018 gestartet und ich frage mich, warum eigentlich niemand von der Jahresauftakt-Rallye spricht? Das schrieb mir zum Wochenausklang Hans-Jörg Naumer, der geschätzte Chef-Vordenker von Allianz Global Investors. Wenn frisches Geld in die Märkte fließt, Risikobudgets adjustiert werden, das neue Jahr mit neuem Optimismus in den Blick genommen wird – wer sagt denn, dass es nur eine Jahresend-Rallye geben sollte? So oder so: Der S&P 500 und der Dax erreichten neue Höchstmarken, Nikkei und Hang Seng gewannen weiter an Boden. Überhaupt zeigten sich die großen Aktienindizes im Aufwärtsmodus. Gelitten haben aber die Anleihemärkte. Kein Wunder. Der Reflationierungstrend läuft ebenso gegen sie wie „Peak Liquidity“ – der Gipfelpunkt der Zentralbankliquidität, der in den nächsten Monaten nach Berechnungen von AllianzGI überschritten werden dürfte.


Was den Aktien den Rücken stärkt, sind die global soliden Konjunkturdaten. Sie können als Beleg dafür gesehen werden, dass die Aufschwungsphase noch nicht zu ihrem Ende gekommen ist. Dazu kam ein erfreulicher Auftakt der Berichtssaison zu den Unternehmensgewinnen im vierten Quartal. Zwar haben erst ca. 20% der US-Titel ihre Ergebnisse vorgelegt, aber es zeigt sich ein erfreuliches Bild. Besonders die US-Banken hatten Gutes zu berichten. Zwar mussten bei den Handelsergebnissen teilweise herbe Verluste hingenommen werden, aber die klassischen Geschäftsfelder profitierten von der Zinsentwicklung und der Ausweitung der Zinsmargen sowie von einem starken Geschäft mit den Kreditkarten. Auch die Chemie, „die“ zyklische Branche schlichtweg, welche die Entwicklung von einem ganzen Bündel weiterer Sektoren reflektiert, lief gut.


Sogar besser als erwartet ist der jüngste Ifo-Bericht ausgefallen. Die Stimmung in den deutschen Chefetagen bleibt auch zu Jahresbeginn hervorragend. Der Ifo Geschäftsklimaindex ist im Januar auf 117,6 Punkte gestiegen, nach 117,2 im Dezember. Dies war auf eine deutlich bessere Einschätzung der aktuellen Situation zurückzuführen. Der Lageindex stieg auf ein neues Rekordhoch. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wurden hingegen etwas zurückgenommen, bleiben aber
auf hohem Niveau. Kommentiert das Institut: „Die deutsche Wirtschaft startet mit Schwung ins neue Jahr.“


Dazu passen die Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Januar 2018: Der Optimismus der Verbraucher steigt zum Jahresbeginn noch einmal an. Die Konsumenten sehen die deutsche Wirtschaft klar in einer Hochkonjunktur. Entsprechend legt die Konjunkturerwartung spürbar zu und klettert auf ein neues Sieben-Jahres-Hoch. Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung weisen eher moderate Zuwächse auf. Sie steigern lediglich ihr ohnehin schon sehr hohes Niveau.
Konjunkturerwartung mit spürbaren Zuwächsen. Die Konjunkturaussichten der Verbraucher kennen momentan offenbar nur eine Richtung – nach oben.


Überhaupt sehen selbst vorsichtige Strategen kein Risiko durch das weltwirtschaftliche Wachstum – bis ins kommende Jahr hinein oder sogar noch längerfristig. Wie man auf dem Fondskongress in Mannheim hören konnte, bestehen hier und da allerdings Bedenken mit Blick auf steigende Inflationsraten und Zinserhöhungsschritte der Notenbanken im weiteren Verlauf von 2018. Kann eine restriktivere Geldpolitik die Börsen doch stärker irritieren oder gar belasten – also vom Bondhandel auch auf die Aktienmärkte ausstrahlen?


Bis jetzt sehe ich eine solche Entwicklung nicht. Aber die sensiblen Finanzmärkte können negative Überraschungen, die von der monetären Seite ausgehen, nie auszuschließen. Nur, und das sollte weiter zur Gelassenheit der Anleger beitragen, sind Fed und EZB mit Worten und Taten sehr einfühlsam gewesen. Vorsicht empfehle ich – bei allem Optimismus – mit Blick auf die (geo)politischen Entwicklungen, und zwar nicht allein wegen der Krisen- und Kriegsherde. Der Gipfel in Davos zeigt in diesen Tagen, dass wirtschaftspolitisch (Steuern, Protektionismus) massive Spannungen zwischen den USA und Europa drohen. Deshalb sollte Sie, geschätzte Anleger, nicht auf eine rasante, kurze Rallye setzen, sondern lieber auf eine langfristig positive Entwicklung der Aktienmärkte!


Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!