Anlageempfehlungen: Viele Möglichkeiten auch in unsicheren Zeiten

20.02.19

Die Einschätzungen und Empfehlungen der Investmentstrategen gehen immer weiter auseinander, ohne extrem zu werden – der Anleger wird dadurch eher verwirrt als aufgeklärt. Das soll keine Kritik an Analysten und Journalisten sein, sondern nur beschreiben, wie kompliziert die Lage geworden ist. Immerhin, Signale für steile Baisse-Bewegungen der Aktienkurse sind nicht in Sicht. Dagegen bleibt die Hoffnung auf einen positiven Ausgang der Handelsgespräche zwischen den USA und China ein Stabilisierungsfaktor. Auch die Aussicht auf eine weiterhin unterstützende Geldpolitik von Fed und EZB tut der Börse gut.



Die vorherrschende Unsicherheit wird auch durch den jüngsten Wirtschaftsindikator für Deutschland deutlich: Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im Februar zwar um 1,6 auf minus 13,4 Punkte, sind nach diesem schlappen Anstieg aber weiter sehr deutlich im negativen Bereich und unterhalb des langfristigen Durchschnitts von 22,4 Punkten. Eine schnelle Korrektur der schwächelnden Wirtschaftsentwicklung bei uns wird momentan nicht erwartet. Typisch ist folgende Einschätzung eines namhaften Marktteilnehmers: Eine globale Rezession halten wir aus heutiger Sicht für unwahrscheinlich – trotz des langsameren Wirtschaftswachstums und vorsichtigeren Prognosen der Analysten zu Unternehmensgewinnen. Die Frage wird sein, ob sich der tiefgreifende Pessimismus über den Zustand der Weltwirtschaft dieses Jahr fortsetzen wird.

Zudem gibt es auch die Warnung eines großen internationalen Investmenthauses, in der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus würde das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu optimistische Signale senden – deshalb lieber auf die Alternative „Shiller-KGV“ achten: Denn dieses um „Zyklizität und übermäßige Extrapolation“ bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis sei der für den späten Konjunkturzyklus geeignetere Aktienindikator. Gemäß Shiller-KGV sind die Aktienmärkte in USA und Europa in der Breite relativ teuer. Japan gilt als attraktiver.

Immer häufiger werden mittlerweile Aktien aus Schwellenländern empfohlen, die ja einen starken Jahresauftakt erwischt haben und sich vom Abschwung 2018 erholen konnten. Die Schwellenländer werden gegenüber den Industrieländern derzeit zu einem erheblichen Abschlag gehandelt, was langfristig orientierten Anlegern eine attraktive Anlagechance bietet. Ende Januar lag das zukunftsgerichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI EM Index Analysten zufolge bei 11,4 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) bei 1,6. Der MSCI World Index der Industrieländer wies indes ein zukunftsgerichtetes KGV von 14,5 und ein KBV von 2,3 auf. Andere Fondsmanager sprechen von „attraktiven Bewertungen an vielen Aktienmärkten außerhalb der USA“ und bevorzugen Japan, Asien im Allgemeinen und die europäischen Märkte. Außerdem könnten einige branchenspezifische US-Werte wie etwa Biotechnologie und Banken für eine gewisse Kapitalstreuung sorgen.

Betont vorsichtige Asset Manager glauben, es sei jetzt die Zeit für sichere Investments und setzen bei der Kapitalanlage vermehrt auf sogenannte „Safe Assets“ wie beispielsweise skandinavische Anleihen. Mit Sicherheit allein könne man natürlich keine ausreichenden Erträge erwirtschaften. Daher bleiben für diese Profis Aktien und aktienähnliche Anlagen auch in schwierigen Zeiten wichtiger Teil der Asset Allocation, zumal Aktien insbesondere in Europa und den Emerging Markets nicht mehr als teuer gelten, insbesondere im Vergleich zum Rentenmarkt. Die Kombination von „Value“ und „Quality“ bei der Aktienselektion könnte eine Art All-Weather-Portfolio für die kommenden Jahre darstellen. Als Beimischungen ins Portfolio kommen globale Wandelanleihen in Frage, die sich in der zurückliegenden Aktienmarktschwäche als sehr robust erwiesen und durch ihren hybriden Charakter zwischen Aktien und Renten sowie ihr asymmetrisches Risikoprofil punkten.

Schließlich fällt mir auf, dass einige Fondsmanager trotz schwächelnder Konjunktur Commodities empfehlen. Momentan gebe es ein interessantes Zeitfenster für einen Einstieg in Rohstoffe. Nach jahrelangem Abwärtstrend haben sich die Rohstoffpreise seit 2016 stabilisiert. Für Aufwärtspotenzial dürfte auch sorgen, dass das von den Rohstoff-Produzenten reduzierte Angebot auf eine anziehende Nachfrage stößt. Die Nachfrage wird dabei auch durch die beginnende Ära der Elektromobilität positiv beeinflusst.

Ein alter Rohstoffexperte, den ich seit vielen Jahren kenne, hat mich in einem Gespräch mit fundamentalen Faktoren und Aussichten von der langfristig sehr interessanten Anlage in Silber überzeugt („großes Preissteigerungspotential“). Sicherheitshalber sollten Sie, geschätzte Leser, auch Ihre Bestände an physischem Gold und/oder Goldminenaktien weiter aufstocken

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!