Notenbanken und Börse: Gelassenheit und Geduld besser als nervöse Hektik

13.02.19

„Ich bin kein Robin Hood. Ich genieße es Geld zu verdienen.“ Auch der „normale Privatanleger“ kann Carl Icahn, dem New Yorker Großinvestor, zustimmen. Denn Kapitalanlage und Börse sollten möglichst Spaß machen. Um erfolgreich zu sein, braucht es Know-how, Erfahrung, Geduld und ein paar Quäntchen Glück. Gleichzeitig sind Angst und Gier zu verdrängen. Das ist nicht wenig. Und wer sich selbst nicht ausreichend darum kümmern kann, braucht dann die richtigen, weil wichtigen Informationen und Berater. Der TM Börsenverlag ist dafür die ideale, neutrale Adresse.



Momentan werden die Aktienmärkte von vielfältigen Einflüssen bewegt (oder gehemmt), die ganz unterschiedlich und zum Teil gegensätzlich sind. Das gilt auch für den Faktor Zeit, über den wir immer wieder sprechen müssen. Dabei wird gerne das längst abgegriffene „Zwischen Hoffen und Bangen“ zitiert. Einerseits trauen die Profis der aktuellen Kursstabilisierung noch nicht, wie neueste Umfragen zeigen. Technische Analysten sehen darin etwas Positives (Kontraindikator). Trotzdem spekulieren viele internationale Strategen gerade jetzt, dass ein paar Probleme kurzfristig gelöst werden können: Die Hoffnung auf eine Einigung im US-Haushaltsstreit (kein weiterer Shutdown mehr?) und im Zollkonflikt zwischen den USA und China hat die Wall Street beflügelt. Andererseits ist die Hoffnung für den späteren Jahresverlauf ungebrochen – keine Euphorie, aber verhaltene Zuversicht. Das macht auch Sinn, ist nachvollziehbar. Doch bleibt meine Ampel weiterhin auf gelb, weil ich der Politik nicht traue.

Die globale Konjunktur kühlt sich ab. Dies bestätigten die jüngsten BIP-Zahlen aus Großbritannien, die für das vierte Quartal schwach ausfielen. Das hat Auswirkungen auf die Zentralbanken. Für die USA kann mit einem Zinsschritt weniger als noch zu Beginn des Jahres gerechnet werden. Auch bei der EZB werden Analysten vorsichtiger: Statt bis März 2020 rechnen sie nun bis Dezember 2020 mit unveränderten Zinsen. Das wirkt sich auch auf Bundesanleihen aus. Ende 2019 ist daher mit einer laufenden Verzinsung von nicht mehr als 0,4 Prozent bei zehnjährigen Papieren zu rechnen.
Eine soeben vorgelegte Betrachtung der Deka-Bank beschreibt detailliert das diffuse Umfeld der Börsen und macht den längerfristigen Anlegern in mir sympathischer Weise Mut. Motto: „Hektik ist selten angemessen. Das gilt für die private Geldanlage ebenso wie für die große Geldpolitik.“ 

Nachdem die beiden großen Notenbanken Fed und Europäische Zentralbank (EZB) bis Ende 2018 exakt ihrem zuvor kommunizierten Fahrplan gefolgt waren, schalteten sie zu Beginn dieses Jahres um von „Autopilot“ auf „Fahren auf Sicht“. Damit zeigen sie sich geduldig hinsichtlich der weiteren Straffung ihrer Geldpolitik. Die Fed, so wird jetzt prognostiziert, dürfte bei ihrer Leitzinserhöhung vom vierteljährlichen in einen halbjährlichen Rhythmus wechseln, mit Zinsschritten im Juni und Dezember. Die Annäherung an den neutralen Leitzins von etwa 3 Prozent ist mit Unwägbarkeiten verbunden und soll behutsam erfolgen. Da die amerikanischen Inflationsraten im Zielbereich liegen, ist die Fed in der komfortablen Situation, nicht abrupt bremsen zu müssen. Sie kann die Wirkungen ihrer bisherigen Zinserhöhungen beobachten und sich für weitere Schritte die nötige Zeit lassen.

Die erste Zinserhöhung unserer EZB, also die nächste Stufe der geldpolitischen Normalisierung, wird freilich noch auf sich warten lassen. Grund dafür sind die jüngsten Abwärtsrevisionen bei den Konjunkturprognosen und die reduzierten Analystenschätzungen für die Unternehmensgewinne sowie die lange Liste der politischen Risiken (Brexit, Handelsstreit, etc.). Die Finanzmärkte quittieren diese Gemengelage mit Unmut. Sie scheinen zumindest eine milde Rezession vor Augen zu haben. Erst mit der Bestätigung, dass der konjunkturelle Aufschwung – wenngleich mit weniger Dynamik – bestehen bleibt und sich die Sorgenfalten um die politischen Risiken zumindest etwas glätten (z.B. Einigung USA-China, kein harter Brexit), kann die EZB beginnen, die Märkte und die Analysten auf die erste Anhebung des Einlagensatzes vorzubereiten. Da sich diese Bestätigung noch einige Wochen hinziehen kann, wird es für die EZB zeitlich zu knapp, um den Start der Zinserhöhungen noch in diesem Jahr kommunikativ angemessen vorzubereiten. Wir sehen daher die erste Zinserhöhung beim Einlagensatz erst im Frühjahr 2020 und bei Hauptrefinanzierungssatz im Herbst 2020.

Fazit der Deka: So dürfte es an den Finanzmärkten im ersten Quartal dieses Jahres weiter ruppig zugehen. Die Kursschwankungen bleiben hoch und wir halten kurzfristig auch niedrigere Aktienindizes für wahrscheinlich. Im weiteren Jahresverlauf dürften sich die Märkte jedoch wieder erholen, wenn hinreichend gesichert davon ausgegangen werden kann, dass die Stärke der Arbeitsmärkte erhalten bleibt und die Konsumausgaben weiter steigen und beide damit den vielfältigen Risikofaktoren trotzen.

Bleiben Sie geduldig, gelassen und machen sie weiter mit – und machen Sie’s gut!