Aktienbörsen: Die Optimisten werden wieder mutiger

17.09.15

Auch wenn die Zinsdiskussion erwartungsgemäß zum alles beherrschenden Thema geworden ist – es gibt daneben andere Entwicklungen und Signale, die man als Aktienanleger im Auge behalten sollte. Zwar vermitteln die Börsen nach wie vor kein einheitliches Bild. Die Tagestendenzen von China bis zur Wall Street laufen öfter auseinander, Analysten beschreiben die aktuelle Stimmung ebenso wie die Perspektiven recht unterschiedlich. Die Mehrheit der Strategen ist aber weiter im Bullenlager zu finden.

Mir fällt dabei auf, dass häufiger als in den vergangenen Monaten jetzt auch fundamentale Wirtschaftseinflüsse und Unternehmensdaten als Argumente für optimistische Aktienprognosen ins Feld geführt werden. Das gilt gerade für Europa mit Deutschland an der Spitze. Zugleich mehren sich spektakuläre Ereignisse in einzelnen Branchen und Konzernen: Man denke etwa an das Kursdebakel der deutschen Energiegiganten, den Konzernumbau bei der Lufthansa, die differenzierte Marktentwicklung bei den Automobilproduzenten mit Neuigkeiten zur heute beginnenden IAA in Frankfurt am Main und die geplante Mega-Fusion der Bierbrauer. Viel Stoff also für Stockpicker.

Das Wort Crash hört man als Beobachter immer seltener. Typisch sind jetzt gemäßigte und zuversichtliche Formulierungen wie: „Wir sehen die aktuelle Entwicklung der Aktienmärkte als Korrektur und nicht als Trendwende.“ Nicht wenige Asset Manager sehen derzeit Einstiegschancen: „Dax-Kurse um 11.000 bis zum Jahresende sind für uns realistisch“, ist heute zu lesen. Und: „Dem Sommergewitter könnte tatsächlich ein ‚Goldener Herbst‘ folgen.“

Die aktuelle Stimmungserhebung an der Frankfurter Börse bestätigt diese Erwartungshaltung. Doch interpretieren dies die damit befassten Verhaltensanalysten nach wie vor nicht positiv. Trotz der sehr regen Diskussionen um die US-Zinsen, bleibt die Marktstimmung der befragten mittelfristig agierenden Anleger auf hohem Niveau. Von den Profis haben zwar 7 Prozent ihre Aktien verkauft, aber auch 2 Prozent Short-Engagements geschlossen, so dass der Sentiment-Index mit +19 Punkten immer noch deutlich über der neutralen Nulllinie steht. Von den privaten Anlegern sind sogar nur jeweils 1 Prozent der Befragten an die Seitenlinie gewechselt, deren Sentiment-Index steht in Folge mit +22 Prozent noch höher.

Für Joachim Goldberg, den zuständigen Sentiment-Forscher, sind es weiterhin nicht die Zinsdiskussionen, die Anleger beeinflussen, sondern zu hohe Einstandspreise. Er vermutet, dass die Verkäufer auf das Wochenhoch nahe der avisierten 10.500 Punkte reagiert haben. Seine Marke für potentielle Verkäufe in einer verlustfreien Zone liegt weiter bei eben dieser Schwelle. Insgesamt sieht er mittelfristig keine guten Perspektiven für deutsche Aktien, egal wie die Zinsentscheidungen der Fed heute ausfallen mögen.

Das ist mir zu pessimistisch, aber ich rate kurzfristig weiter zur Vorsicht, weil – ich bleibe dabei – kein Mensch weiß, wie die Finanzmärkte (auch die Aktienbörsen) dann spontan reagieren werden, wenn die US-Zinswende tatsächlich kommt. Gibt die Fed heute Abend den ersten Zinsanstieg seit Jahren bekannt? Der Ausgang ist offen. Aber nur knapp die Hälfte der Volkswirte erwartet höhere Zinsen. Insgesamt sprechen auch nach letzten Äußerungen deutscher Strategen mehr Gründe dafür, dass die Notenbank den Leitzins unverändert belässt und erst im Dezember 2015 zur Tat schreitet. Bis zu diesem Zeitpunkt tagen die Währungshüter noch einmal im Oktober. Da für diese Sitzung keine Pressekonferenz anberaumt ist und ein erster Zinsschritt nach so langer Zeit gut kommuniziert werden muss, scheint dieser Zeitpunkt für eine Änderung der Geldpolitik unwahrscheinlich.

Hätte ich eine Stimme, ich würde auf dem US-Notenbank-Meeting heftig für eine sofortige Zinsanhebung plädieren – die schier endlosen Diskussionen über das Timing gehen einem auf den Senkel (obwohl dies nicht das Hauptargument sein darf). Und bei aller gebotenen Vorsicht ermuntere ich unverändert die betont risikobewussten Langfrist-Aktienanleger, bei Kursen von deutlich unter 11.000 Dax ihre Bestände weiter aufzustocken, insbesondere in deutschen Aktien.

Bitte anmelden zum „Rosenheimer Börsentag“!

Was schreibt Herausgeber Thomas Müller dazu in der soeben vorgelegten neuen Ausgabe des „boerse.de-aktienbrief“? Das August-Minus von 9,3% im Dax bedeutete den größten Monatsverlust seit August 2011 (als der Dax unter 5500 rutschte). Der Dow Jones hatte im Hitzemonat 6,6% verloren, wobei sogar bis Mai 2010 zurückgeblickt werden muss, um einen heftigeren Monatsrückgang zu finden – und damals war der Dow (vermutlich für alle Zeiten) letztmals unter die 10.000er Grenze gerutscht. Deshalb: Warten wir geduldig, bis uns die Trends wieder Einstiegsmöglichkeiten auf breiter Front eröffnen. Nutzen Sie dabei vor allem die von uns seit Wochen in den Vordergrund gestellten Stop-Buy-Marken, die wir stets knapp über den 200-Tage-Linien platzieren.

Dies sind natürlich alles spannende Themen für unseren „Rosenheimer Börsentag“ am 17. Oktober. Sie sind herzlich zu unserem Tag der offenen Tür eingeladen, wobei Sie sich bei Interesse bitte jetzt gleich kostenlos anmelden. Wir werden zwar unsere Platzkapazitäten abermals erweitern, aber nach 500 Besuchern 2013 und sogar 600 im vergangenen Jahr denke ich, dass die Veranstaltung wieder ausgebucht sein wird.

Da kann ich den Gastgeber nur bestätigen – volles Haus, wie alljährlich. Und ich freue mich sehr, als Moderator und einer der Redner Sie am 17. Oktober in Rosenheim zu treffen!

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!