25.02.16
Macht es Ihnen noch
Spaß, sich täglich über das Weltgeschehen zu informieren? Mich
kotzt es an, immer mehr, pausenlos mit düsteren Berichten
konfrontiert zu werden. Wahrscheinlich ist man als schwer Kranker
viel dünnhäutiger als sonst (ich erinnere an meinen kürzlichen
Hinweis: Wen hat es eigentlich schlimmer erwischt – den Dax oder
den alten Börsenfuchs?). Ob wir lediglich eine Bärenmarkt-Rally
gesehen haben oder doch die ersten Ansätze einer Bodenbildung,
bleibt Ansichtssache. Was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist die weiter
nachlassende Zuversicht namhafter internationaler Häuser. Zumindest
getraut sich kaum einer noch, die Aktien-Fahne mutig zu schwingen.
Ölpreise, Brexit und Geopolitik sind nicht mehr die alleinigen
Stimmungskiller – jetzt breitet sich auch die Sorge über ein
Einschlafen des weltwirtschaftlichen Wachstum aus.
Wem es gelingt,
Distanz zu halten und vor allem die groteske Korrelation zwischen Öl
und Aktien abzuschütteln, mag sich daran erinnern, wie viele
Jahrzehnte mit kranken Entwicklungen in Wirtschaft und Politik
hinter uns liegen. Sie kennen ja meinen Spruch „Am Ende wird alles
gut …“ Wirklich langfristig gesehen sollte unter Anlageaspekten
die Aktie ihre Überlegenheit behalten. Das fällt nach dem jüngsten
ifo-Bericht nicht leicht, andererseits hellt sich das Konsumklima
auf.
Differenziert
verhalten sich die Anleger am Frankfurter Aktienmarkt, wie der neue
Sentiment-Report zeigt. Ihre Erwartungen polarisieren sich.
Institutionelle Investoren haben vor allem Dax-Aktien verkauft,
konkret 9% der Befragten. Für den Verhaltensökonom Joachim Goldberg
sind das die Gewinnmitnahmen, die er über 9.400 Punkte erwartet
hatte. Der Index hat im betrachteten Zeitraum (Mittwoch/Mittwoch)
zwar nur 150 Punkte zugelegt, stand allerdings im Wochenverlauf mit
9.573 Punkten zwischenzeitlich deutlich höher als heute. Anders
haben die privaten Anleger reagiert, von denen 10 Prozent in Aktien
eingestiegen, aber auch 7 Prozent short gegangen sind. Unterm Strich
bewertet Goldberg den vordergründigen Optimismus beider
Anlegergruppen weiterhin als vergleichsweise schwach. Er erwartet im
Falle weiterer Kursverluste spätestens bei rund 8.700 Punkten neues
Kaufinteresse der professionellen Anleger.
Ich möchte Ihnen,
geschätzte Anleger, in diesen trüben Tagen, aber noch ein paar
positive Infos mit den Weg geben. Wieder einmal gibt es interessante
Zahlen durch vergleichende Studien. Die Bundesbürger sind
bekanntlich Sparweltmeister und vertrauen nach wie vor dem Sparbuch
als sicherer Geldanlage. Obwohl die Zinssätze seit Jahren
kontinuierlich zurückgehen und sich mittlerweile dem Nullzins
annähern, ist die Spareinlage immer noch die populärste Anlageform.
Was die Sparer bei der vermeintlich sicheren Anlage häufig nicht
berücksichtigen: durch die Inflation verringert sich der reale Wert
ihres Geldes. In einer Analyse hat die DAB Bank die Renditen von
Sparbuch, Tagesgeld und Aktien in den vergangenen zehn Jahren
untersucht. Dabei erlitten Sparbuchanleger, die zu Beginn des Jahres
2006 den Betrag von 10.000 Euro auf ihr klassisches Sparbuch
eingezahlt haben, bis Ende des Jahres 2015 durchschnittlich einen
realen Kaufkraftverlust von 814 Euro. Ihre Bankeinlagen hatten nach
10 Jahren unter Berücksichtigung der Inflation nur noch einen realen
Wert von 9.186 Euro, ein Verlust von über 8 Prozent. Hintergrund: In
den vergangenen zehn Jahren war die Inflationsrate in neun Jahren
höher als der Zinssatz, den Anleger durchschnittlich auf ihren
Sparbüchern erhalten haben.
Besser sah es für
die Bankkunden aus, die ihr Vermögen auf dem Tagesgeldkonto
anlegten. Sie konnten zumindest die Inflation ausgleichen. Bei ihnen
standen nach zehn Jahren real betrachtet 10.120 Euro zu Buche. Die
Realverzinsung war zumindest in den Jahren von 2006 bis 2010 sowie im
Jahr 2015 positiv. Allerdings musste Tagesgeldanleger auch viermal
einen jährlichen Kaufkraftverlust hinnehmen, wenn man den
durchschnittlichen Zinssatz zugrunde legt. Um dem vorzubeugen, ist es
wichtig, die Tagesgeldkonditionen genau zu vergleichen.
Durchschnittlich bieten deutsche Banken gerade noch 0,1 Prozent
Zinsen aufs Tagesgeld an, doch es lassen sich am Markt auch deutlich
höhere Angebote finden.
Die wesentlich
gewinnbringendere Anlageform waren in den letzten 10 Jahren deutsche
Aktien. Sie bergen zwar ein deutlich höheres Risikopotenzial als
Sparanlagen und Tagesgeldkonten. Mit ihnen ließen sich aber in den
letzten 10 Jahren deutlich höhere Renditen erzielen, wodurch sich
die Inflationsverluste mehr als ausglichen. Zum Vergleich: Wer zu
Anfang des Jahres 2006 10.000 Euro in den DAX investierte, vermehrte
sein Kapital bis Ende 2015 unter Berücksichtigung der Inflation real
auf 17.064 Euro. Und das trotz der Finanzkrise im Jahr 2008, als die
Börsenwerte weltweit stark zurückgingen.
Sie kennen ihn alle:
„Der Absturz der Aktienmärkte war in dieser Intensität einmalig",
kommentierte Fondsmanager-Legende Jens Ehrhardt in einem
Video-Interview. Etwas Vergleichbares habe er in seiner über 40
Jahre währenden Karriere noch nicht erlebt. Ehrhardt sieht aber
keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, sprich: die Aktienquote
zu reduzieren. Er habe sie im Gegenteil sogar erhöht.
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!